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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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ihres Gemahls gelingen werde, zum Ziel seiner Wünsche zu kommen.
    Wie er sich's vorgenommen, setzte er's auch ins Werk. Er schickte sein ganzes Gefolge voraus und machte sich im Geleit einiger Edelleute allein auf den Weg. Als er sich dem Gebiet des Markgrafen näherte, ließ er der Dame einen Tag zuvor ansagen, daß sie ihn am ändern Mittag zum Essen erwarten möge. Die Dame, die klug war und einen schärferen Blick besaß als die meisten ändern, erwiderte, daß es ihr eine besonders hohe Gnade sein werde und sie ihn im voraus willkommen heiße. Dann aber sann sie nach, was es bedeuten solle, daß ein so mächtiger König sie in der Abwesenheit ihres Mannes besuchen käme, und sie irrte sich nicht, indem sie den Grund eines solchen Besuchs in dem Ruf erkannte, den ihre Schönheit genoß. Nichtsdestoweniger war sie, ihren feinen Sitten gemäß, entschlossen, ihn ehrenvoll aufzunehmen. Sie ließ diejenigen unter ihren Edelleuten rufen, die nicht mit ihrem Gemahl gezogen waren, und hieß sie, nachdem sie mit ihnen Rat gepflogen hatte, alle notwendigen Anordnungen treffen. Nur die Besorgung des Mahls und der Gerichte behielt sie sich vor. Zu diesem Ende ließ sie in der Eile alle Hennen zusammenbringen, die in der Umgebung zu finden waren, und wies ihre Köche an, nur aus diesen verschiedene Gerichte für die königliche Tafel vorzubereiten.
    Am bestimmten Tage kam der König, und die Dame empfing ihn auf das festlichste und ehrenvollste. So hoch die Meinung war, die er nach den Worten des Ritters von ihr gefaßt hatte, in Wirklichkeit schien ihm die Dame noch um vieles schöner, anmutiger und sittsamer, und in Wohlgefallen und Bewunderung wuchs seine Leidenschaft für sie im selben Maße, in dem er die gehegten Erwartungen übertroffen sah. Nachdem er einige Zeit in reichgeschmückten Gemächern, wie sie zum Empfang eines so mächtigen Königs sich ziemen, geruht, setzten sich, als die Essensstunde gekommen war, König und Gräfin an eine Tafel, und die übrigen wurden nach ihrem Range an anderen Tischen bewirtet. Die zahlreichen Schüsseln, die einander folgten, die leckeren und erlesenen Weine, vor allem aber der entzückende Anblick der schönen Dame gewährten dem König großes Behagen.
    Als jedoch ein Gang nach dem ändern aufgetragen wurde, fing der König an, sich einigermaßen zu wundern, denn er bemerkte, daß alle Gerichte, ihrer Mannigfaltigkeit unerachtet, aus nichts als Hühnerfleisch bereitet waren. Obgleich er nun wohl wußte, die Gegend, in der er sich befand, müsse reich an allerlei Wild sein, und obgleich seine vorhergegangene Anmeldung der Dame volle Zeit gewährt haben mußte, um jagen zu lassen, unterdrückte er doch seine lebhafte Verwunderung und wollte sie nur veranlassen, sich über die Hühner zu äußern. »Schöne Dame«, sagte er, mit heiterem Antlitz ihr zugewandt, »werden hierzulande denn nur Hennen gebrütet, ohne einen Hahn?« Die Dame, die den Sinn der Frage wohl verstand und der Meinung war, daß Gott ihr nun nach ihrem Wunsche Anlaß geboten habe, ihre Gesinnung kundzutun, antwortete, den fragenden König unbefangen anblickend: »Nein, Sire, doch sind die Frauen, wenngleich sie sich in Sitten und Kleidung ein wenig unterscheiden, hier aus dem gleichen Stoffe geschaffen wie anderswo.«
    Als der König diese Worte vernahm, begriff er wohl die Absicht der Hennenmahlzeit und der Rede verborgenen Sinn. Er sah ein, daß Worte nichts fruchteten, und da Gewalt hier nicht am Platze war, löschte er denn dies übel angefachte Feuer um seiner Ehre willen mit ebensoviel Weisheit wieder aus, als er es mit Übereilung angezündet hatte. Aus Furcht vor ihren Antworten enthielt er sich aller weiteren Anspielungen und endigte die Mahlzeit, ohne weitere Hoffnung zu nähren. Dann begab er sich, um durch schnelle Abreise den unreinen Grund seines Besuchs zu verhüllen, nachdem er ihr für die genossene Ehre gedankt und sie dem göttlichen Schutze empfohlen hatte, alsbald auf den Weg nach Genua.
     

Sechste Geschichte
     
     
    Ein wackerer Mann beschämt durch einen guten Einfall die Heuchelei der Mönche.
     
    Nachdem von allen die Sittsamkeit der Markgräfin und die scherzhafte Weise gelobt worden waren, wie sie den König von Frankreich gezüchtigt, fing Emilia, die neben Fiammetta saß, dem Wunsche der Königin gemäß, kecklich also zu reden an:
    So will ich euch denn auch den spaßhaften und treffenden Einfall nicht verschweigen, mit dem ein wackerer Mann sich einmal über einen geizigen

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