Das Dekameron
geben wollte. Und weil eben alles, was von ihm erzählt wird, nur den Spaß vermehren kann, will ich euch, obwohl wir schon viel von ihm und seinen Gefährten gesprochen haben, auch diese Geschichte erzählen, die ich gestern im Sinne hatte.
Schon früher habt ihr zur Genüge gehört, wer Calandrino und die ändern waren, von denen ich in dieser Geschichte zu sprechen habe. Ohne mehr davon zu erwähnen, berichte ich euch jetzt nur, daß eine Tante des Calandrino gestorben war und ihm zweihundert Lire in Silbergeld hinterlassen hatte. Nun erzählte Calandrino überall, daß er ein Gut kaufen wolle, und soviele Makler es nur in Florenz gab, mit so vielen fing er an zu unterhandeln, nicht anders, als wenn er zehntausend Goldgulden auszugeben hätte. Allein sobald es zum Preis des verlangten Gutes kam, zerschlug der Handel sich immer wieder.
Bruno und Buffalmacco, die dies erfuhren, hatten ihm schon oft versichert, daß er besser daran täte, das Geld mit ihnen zu verjubeln, als Land zu kaufen, wie wenn er davon Lehmkugeln zu drehen gedächte. Allein weder hierzu, noch selbst dahin hatten sie ihn je zu bringen gewußt, daß er ihnen auch nur einmal etwas zu essen gegeben hätte. Hierüber beklagten sie sich nun einst gegeneinander, und als auch noch einer ihrer Gesellen, ein Maler namens Nello, dazukam, überlegten sie alle drei, wie sie es anzufangen hätten, um sich einmal auf Kosten des Calandrino den Schnabel zu salben.
Ohne damit lange zu zögern, hatten sie unter sich verabredet, was ein jeder zu tun hätte, und paßten am folgenden Morgen auf, bis Calandrino aus seinem Hause trat. Noch war er nicht weit gegangen, als ihm Nello entgegentrat und sagte: »Guten Tag, Calandrino!« Calandrino antwortete, Gott möge ihm einen guten Tag und ein gutes Jahr schenken, worauf Nello scheu ein wenig zurücktrat und ihm lange ins Gesicht sah. »Was schaust du denn?« sprach Calandrino zu ihm. Nello erwiderte: »Ist dir heute nacht etwas gewesen? Du scheinst mir gar nicht mehr derselbe.« Calandrino begann sogleich besorgt zu werden und sprach: »Weh mir, was ist denn? Was denkst du denn, daß mir fehle?« »Nun«, sagte Nello, »ich sage es nicht deshalb, aber du scheinst mir ganz verwandelt; möge es etwas anderes sein.« Und damit ließ er ihn gehen.
Calandrino ging weiter, schon ganz besorgt, obgleich er nicht das geringste spürte. Nun trat ihm Buffalmacco entgegen, der nicht weit entfernt war und gesehen hatte, wie er von Nello fortging, grüßte ihn und fragte, ob er sich denn unwohl fühle. »Ich weiß nicht«, antwortete Calandrino, »aber eben sagte mir auch Nello, daß ich ihm ganz verändert vorkäme. Wär es möglich, daß mir nichts fehlte?« »Wollte Gott«, sagte Buffalmacco, »dir fehlte nichts, lieber als etwas. Du scheinst mir schon halb eine Leiche.« Nun glaubte Calandrino schon, er hätte das Fieber.
Auf einmal kam auch Bruno hinzu, und ehe er ein anderes Wort sagte, sprach er: »Calandrino, wie siehst du aus? Du scheinst mehr tot als lebendig. Wie fühlst du dich?« Als Calandrino sie nun alle so reden hörte, war er fest überzeugt, krank zu sein, und fragte sie ganz erschrocken: »Freunde, was soll ich tun?« »Nun«, sagte Bruno, »am besten gehst du gleich wieder nach Hause, legst dich zu Bett und läßt dich gut zudecken. Dann schickst du dein Wasser zum Meister Simon, der, wie du weißt, unser guter Freund ist. Der wird dir gleich sagen, was du zu tun hast. Wir aber wollen jetzt mit dir kommen, und wenn dir etwas not tut, es besorgen.«
Nello schloß sich ihnen an, und so kehrten sie mit Calandrino in seine Wohnung zurück, wo er ganz erschöpft in seine Schlafkammer trat und zu seiner Frau sagte: »Komm und decke mich gut zu, denn ich fühle mich sehr krank.« Nachdem er sich also niedergelegt hatte, schickte er sein Wasser durch eine kleine Magd zu Meister Simon, der gerade in seinem Laden »Zur Melone« am Mercatovecchio war. Indes sagte Bruno zu seinen Kameraden: »Ihr bleibt hier bei ihm, und ich will gehen, um zu hören, was der Arzt sagen wird, und ihn, wenn es nötig ist, gleich mitbringen.« »Ja, tue das, lieber Freund«, sagte Calandrino zu ihm. »Geh und bring mir Nachricht, wie die Sache steht, denn ich fühle, ich weiß nicht was, in meinem Leibe.«
Nun eilte Bruno zu Meister Simon, wo er früher eintraf als das Mädchen, welches das Wasser trug, und unterrichtete den Meister von der ganzen Sache. Als daher die Magd kam und der Doktor das Wasser sah, sprach er zu ihr: »Lauf und
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