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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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rüstete dies mit allem aus, was zu solchen Unternehmungen dienlich ist, und begann, sich fremdes Eigentum, besonders aber das der Türken, anzueignen. Das Glück begünstigte ihn bei diesem Handwerk mehr, als es bei seinem Handel getan hatte. Er plünderte und nahm im Verlauf eines Jahres so viele türkische Schiffe, daß er nicht allein ebensoviel wiedergewonnen hatte, wie er als Kaufmann verlor, sondern seinen damaligen Besitz noch um vieles vermehrt sah. Der Schmerz über sein eigenes Unglück hatte ihn indes so sehr gewitzigt, daß er, um nicht einem zweiten zu unterliegen, mit sich selbst einig wurde, was er besitze, müsse ihm genug sein.
    So entschloß er sich denn, mit dem Erworbenen nach Hause zurückzukehren, und einmal gegen Waren mißtrauisch gemacht, wollte er sich auch nicht darauf einlassen, sein Geld anderweitig anzulegen, sondern ruderte mit demselben Fahrzeug, das ihm zu seinem Gewinne verholfen hatte, geradewegs nach Hause. Schon war er in den Archipel gelangt, da erhob sich eines Abends ein heftiger Schirokko, der nicht allein der Fahrtrichtung entgegen war, sondern auch die See so hoch gehen ließ, daß Landolfo mit seinem kleinen Schiffe nicht auf dem offenen Meer bleiben konnte, sondern genötigt war, sich zum Schutz vor dem Winde in eine kleine Inselbucht zurückzuziehen, um dort besseres Wetter abzuwarten.
    In dieselbe Bucht flüchteten bald darauf mit genauer Not zwei große genuesische Lastschiffe, die von Konstantinopel kamen und derselben Gefahr zu entgehen suchten, vor der Landolfo geflohen war. Als die Eigentümer jener Schiffe das kleine Fahrzeug erblickten und erfuhren, wem es gehörte, beschlossen sie, es sich anzueignen, denn sie waren von geldgieriger und räuberischer Gesinnung und hatten bereits gerüchtweise von Landolfos Reichtümern gehört. Den Weg zur Flucht hatten sie ihm schon abgeschnitten. So setzten sie denn einen Teil ihrer Mannschaft an Land, wohlbewaffnet und mit Armbrüsten versehen, und postierten diesen an einem Platz, von dem sie allen auf Landolfos Schiffe, die nicht erschossen werden wollten, das Landen verwehren konnten. Die Lastschiffe aber ließen sie teils von den Booten ziehen, teils kam ihnen das Meer selbst zu Hilfe, so daß sie ganz nahe zu Landolfos Fahrzeug gelangten und dies mit geringer Mühe und in kurzer Zeit kaperten, ohne von den Rudersklaven, die sich darauf befanden, einen Mann zu verlieren und ohne nennenswerten Widerstand zu finden. Den Landolfo selbst brachten sie auf eines ihrer Schiffe, plünderten sein kleines Fahrzeug völlig aus und versenkten es dann, während seinem ehemaligen Eigentümer nichts als eine ärmliche Jacke blieb.
    Tags darauf änderte sich der Wind. Die Schiffe segelten gen Westen und verfolgten während des ganzen Tages glücklich ihre Reise. Gegen Abend aber erhob sich ein heftiger Sturm, das Meer ging hoch, und die beiden Schiffe wurden voneinander getrennt. Von der Gewalt des Windes wurde dasjenige, auf welchem sich der arme, unglückliche Landolfo befand, in der Nähe der Insel Kefalonia mit größter Heftigkeit auf eine Sandbank geschleudert, so daß es wie Glas, das wider eine Mauer geworfen ward, auseinanderbrach und zerschellte. Waren aller Art, Balken und Bretter bedeckten schwimmend das ganze Meer, und obgleich es finstere Nacht war, suchte jeder von den armen Schiffbrüchigen, der schwimmen konnte, irgendeinen Gegenstand zu ergreifen, der von ungefähr in seine Nähe kam. Obgleich nun unser unglücklicher Landolfo am Tage zuvor oftmals den Tod gerufen und ihn in Gedanken der Heimkehr als Bettler vorgezogen hatte, erschrak er doch vor ihm, als er ihn jetzt vor sich sah, und ergriff wie die ändern ein Brett, dessen er habhaft wurde, in der Hoffnung, daß Gott ihm vielleicht noch zur Rettung verhelfen werde, wenn er sich eine Zeitlang vor dem Ertrinken schützen könnte. So hielt er sich die Nacht hindurch, so gut er konnte, reitend auf dem Brette, während dieses von Wind und Wellen bald hierhin, bald dorthin getrieben wurde.
    Als endlich der Tag angebrochen war und Landolfo sich umschaute, erblickte er nichts anderes als Wolken und Meer und eine Kiste, die ihm zu seinem Schrecken mehrmals so nahe kam, daß er fürchtete, sie möchte auf ihn stoßen und ihn verletzen, weshalb er sie auch jedesmal mit aller Kraft, obwohl diese nur noch gering war, mit der Hand von sich stieß. Dennoch geschah es, daß ein Wirbelwind sich plötzlich in der Luft entwickelte, auf das Meer niederfuhr und die Kiste so gewaltig

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