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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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traf, daß sie, gegen das Brett geschleudert, dieses und mit ihm Landolfo tief unter das Wasser stieß. Als Landolfo, dem die Furcht neue Kräfte lieh, schwimmend wieder emporkam, sah er sein Brett weit von sich hinweggerissen, so daß er fürchten mußte, er würde es nicht mehr erreichen. Er wendete sich darum der Kiste zu, die ihm ziemlich nahe war, legte sich mit der Brust auf den Deckel derselben und hielt sie, so gut es ging, aufrecht. In dieser Stellung mußte er den ganzen Tag und die folgende Nacht aushalten, vom Meer hin und her geworfen, ohne Speise, denn wo hätte er sie hernehmen sollen, aber bei häufigerem Trunk, als er gewünscht hätte, ohne zu wissen, wo er sich befand, und ohne etwas anderes als Wasser zu sehen.
    Den Tag darauf gelangte er endlich durch Gottes Willen oder durch die Kraft der Winde getrieben, vom Wasser durchweicht wie ein Schwamm, die Kanten der Kiste umklammernd, wie Ertrinkende es tun, an das Ufer der Insel Korfu, wo zum Glück eben ein armes Weib sein Küchengeschirr mit Sand und salzigem Seewasser wusch und blank scheuerte. Als die Alte ihn der Küste nahekommen sah und die menschliche Gestalt nicht an ihm zu erkennen vermochte, floh sie anfangs schreiend und erschrocken. Er aber konnte nichts zu ihr sagen, denn er hatte die Sprache ganz und das Gesicht fast verloren. Dennoch warf ihn das Meer gegen das Land, und die Frau erkannte nun den Umriß der Kiste. Dann blickte sie aufmerksamer hin und ward zuerst die Arme gewahr, die sich über die Kiste spannten, fand alsbald das Gesicht heraus und erriet endlich die Wahrheit. Sein Zustand erregte ihr Mitleid, sie watete einige Schritte ins Meer hinein, das sich inzwischen beruhigt hatte, packte ihn an den Haaren und zog ihn samt der Kiste an Land. Mit Mühe machte sie seine Hände von der Kiste los, lud sie ihrer kleinen Tochter, die bei ihr war, auf den Kopf und trug ihn selbst wie ein kleines Kind ins Dorf. Sie setzte ihn in ein Bad und rieb und wusch ihn so lange mit warmem Wasser, bis die entwichene Wärme und ein Teil der verlorenen Kräfte in den Körper zurückkehrten. Als es ihr Zeit zu sein schien, nahm sie ihn wieder heraus, erquickte ihn mit etwas gutem Wein und Gebackenem und pflegte ihn nach ihrem Vermögen einige Tage lang so gut, daß er wieder Kraft gewann und sich bewußt wurde, wo er war.
    Da glaubte die gute Frau, es sei nun an der Zeit, ihm die Kiste, die ihn gerettet, wiederzugeben und ihm zu sagen, daß er ferner selbst für sich sorgen möge. So tat sie denn auch, und Landolfo, der sich der Kiste nicht mehr erinnerte, nahm sie dennoch an, als die gute Frau sie ihm brachte, und meinte, wenn sie auch noch so wenig wert wäre, könnte sie ihm doch seinen Unterhalt für den einen oder ändern Tag verschaffen. Als er sie aber sehr leicht fand, gab er diese Hoffnung fast wieder auf, bis er sie eines Tages, als seine Wirtin nicht zu Hause war, aufbrach und darin viele lose und gefaßte Edelsteine fand, deren hohen Wert er sogleich erkannte, da er dergleichen Dinge einigermaßen zu beurteilen wußte. Da wurde er wieder froh und dankte Gott, daß er ihn noch nicht ganz habe verlassen wollen. Weil er aber in kurzer Zeit zweimal vom Schicksal hart getroffen worden war, beschloß er, wegen eines dritten Males besorgt, besonders vorsichtig zu Werke zu gehen, um diese Kostbarkeiten sicher in seine Heimat bringen zu können. Zu diesem Zweck wickelte er sie alle, so gut es gehen konnte, in einige Lumpen und sagte zu seiner Wirtin, einer Kiste bedürfe er nicht mehr. Wenn sie ihm aber einen Gefallen tun wolle, so möge sie diese behalten und ihm dafür einen Sack schenken.
    Die gute Frau war dazu gern bereit. Er aber dankte ihr, so herzlich er nur wußte und konnte, für die ihm erwiesenen Wohltaten, sagte ihr Lebewohl und schiffte, seinen Sack über die Schultern gehängt, in einem Boote nach Brindisi hinüber. Von hier aus ging er, immerfort längs der Küste, bis Trani, wo er einige Tuchhändler fand, die seine Landsleute waren. Diesen erzählte er alle seine Schicksale, nur daß er ihnen nichts von der Kiste berichtete, worauf sie ihn fast um Gottes willen bekleideten, ihm noch überdies ein Pferd liehen und Begleitung verschafften, um nach Ravello zu gelangen, wohin er, wie er erklärte, zurückkehren wollte.
    Hier erst glaubte er sich sicher und öffnete, dankbar gegen Gott, der ihn so weit gebracht, seinen Sack. Als er ihn genauer als früher untersuchte, fand er sich im Besitze so vieler und so kostbarer Edelsteine,

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