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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Herbstluft, die durch die offenen Fenster kam, war wie ein Aufatmen. Das gibt es so selten, dachte sie, alles ist schnell geworden, und ich renne mit.
    Von Schubert kam zurück, diesmal allein.
    »Fräulein Kornfeld«, sagte er lächelnd und schüttelte ihr die Hand. Die Förmlichkeit von vorhin war verschwunden und hatte einer natürlichen Höflichkeit Platz gemacht. Von Schubert bewegte sich im Cut völlig unbefangen.
    »Der Panther war eine Überraschung, was?«, grinste er bubenhaft. »Da waren die Herren nicht drauf vorbereitet.«
    »Na, ich auch nicht«, sagte Lilli und lächelte ebenfalls, »was verschafft mir denn die Ehre dieser kleinen Privataudienz?«
    »Ach«, sagte von Schubert mit gut gelaunter Nachlässigkeit, »nichts Wichtiges. Ich wollte Sie eigentlich nur etwas fragen. Aber …« Er machte eine Handbewegung, die den Saal umfasste, »das könnten wir ja vielleicht auch bei einem Kaffee tun. Darf ich Sie einladen?«
    Lilli war etwas überrascht. Schließlich hatten sie sich erst einmal bei diesem Essen damals unterhalten, und sie hatte sich schon etwas geschmeichelt gefühlt, dass er sie vorhin überhaupt wiedererkannt hatte. Sie sah auf die Uhr; eigentlich hatte sie gar keine Zeit.
    »Also – für eine halbe Stunde bin ich gut. Danach müssen Sie wahrscheinlich sowieso weiterregieren, und ich muss in die Redaktion. Wie soll Berlin sonst von Ihrem Panther hören?«
    Sie verließen den Saal und gingen die breiten Treppen hinunter. Lilli kam ein Gedanke, und sie musste lachen.
    »Was?«, fragte von Schubert höflich.
    »Wenn denn der Panther …« sie stockte kurz, weil sie fürchtete, einfach albern zu sein, aber irgendwie interessierte es sie dann doch: »Wenn der Panther denn dann mal … also wenn er raus muss, wird er dann von Ihren Saaldienern im Tiergarten Gassi geführt? Oder die Wilhelmstraße auf und ab? Wie habe ich mir das denn vorzustellen?«
    Von Schubert war amüsiert.
    »Andere Sorgen haben Sie nicht? Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht. Und wenn der Panther bei seinem kleinen Ausflug jemanden frisst, dann ist das zum Glück eine Staatsaffäre, und Dr. Stresemann ist dafür verantwortlich, nicht ich.«
    Sie waren auf die Straße getreten. Es ging gegen halb elf Uhr, und der Morgenverkehr war etwas abgeflaut. Am Straßenrand standen vereinzelt die schweren schwarzen Autos der verschiedenen Ministerien. Manche Chauffeure nutzten die Zeit, um die Haube zu polieren oder die Scheiben zu putzen, aber die meisten standen einfach zusammen, hatten die Mützen aus der Stirn geschoben, rauchten und lasen sich aus der Zeitung vor. In ihren Uniformen mit langschäftigen Stiefeln und Lederjacken sahen sie fast aus wie Soldaten.
    Lilli blinzelte in die Sonne. Vor anderthalb Stunden war es noch sehr kühl gewesen, jetzt wurde ihr in ihrem Tweedkostüm fast zu warm.
    »Nur um die Ecke«, sagte von Schubert und nahm sie leicht beim Arm, »da ist ein sehr nettes Café.«
    Sie saßen an einem Ecktisch am Fenster. Lilli hatte sich Kaffee bestellt, von Schubert hatte eine heiße Schokolade mit Schlagsahne vor sich. Er lächelte charmant und wies auf die Tasse:
    »Eins meiner Laster … Süßigkeiten.«
    Lilli lächelte auch, aber sie war jetzt doch gespannt, was von Schubert von ihr wollte, und deshalb antwortete sie nicht. Er schob mit dem Löffel die Schlagsahne etwas beiseite, blies über die heiße Schokolade und nahm vorsichtig einen Schluck.
    »Fräulein Kornfeld«, sagte er dann, »wissen Sie, wie viel das Reich jedes Jahr an Reparationen an die Alliierten zahlen muss?«
    Lilli hatte so ziemlich jede andere Frage erwartet. Verblüfft zuckte sie mit den Schultern.
    »Ich habe keine Ahnung!«
    »Ja«, lächelte von Schubert, »wir auch nicht.«
    Er lehnte sich zurück und genoss Lillis überraschtes Gesicht. Er sah genau so zufrieden aus wie vorhin, als der Panther den Raum betreten hatte. Anscheinend mochte von Schubert diese kleinen unvorhergesehenen Wendungen.
    »Es ist einfach so«, erklärte er dann, während er an seiner Tasse Schokolade nippte, »dass die Höhe nirgends festgelegt ist. Wir haben keine Ahnung, wie lange und wie viel wir zahlen müssen. Wir wissen nur, dass wir jedes Jahr unglaubliche Summen an Goldmark – keine Reichsmark, Goldmark – an England, an die Staaten und vor allem an Frankreich zahlen müssen. Von Kohle und Eisenbahnen und Weizen und Roggen und allem anderen mal abgesehen.«
    Lilli sah auf die Uhr. Sie wusste nicht, was von Schubert von ihr wollte, aber einen

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