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Das Ding vom Mars

Das Ding vom Mars

Titel: Das Ding vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnell
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verlor er die Kraft. Die letzten schwachen Ausläufer des Sturmes schleiften den Keramikkörper über schwarze, haarige Gewächse, die unter dem Gewicht wie Gras knickten. Vor einem runden, kobaltblauen Felsen kam das Schiff zum Stillstand.
    Ich preßte meine Stirn an das Glas und starrte blicklos durch die Scheibe. Irgendwie hatte ich den Sturz auf den Jupiter überstanden, irgendwie war ich dem sicheren Tod entgangen!
    Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit gegenüber den Erbauern des Keramikschiffes ergriff mich. Ich hatte niemals an eine außergewöhnliche Häufung von Glücksumständen geglaubt. Auch jetzt konnte ich meine Rettung nicht dem Zufall zuschreiben; ich war überzeugt, daß ich mein Leben der Technik der verschollenen Kolonisatoren des Mars verdankte.
    Ich stand auf. Meine Glieder fühlten sich wie Blei an. Ich taumelte unter meinem eigenen Gewicht, rutschte über den Sitz und schlug schwer auf den Boden.
    Ich lag flach auf dem Rücken und wunderte mich über meine Schwäche.
    Energisch versuchte ich, mich aufzurichten. Es gelang mir kaum, den Arm zu heben. Mein Kopf lag wie festgenietet auf einer Keramikplatte.
    Mehrere Minuten sammelte ich neue Kräfte. Dann stieß ich mich vom Boden ab. Diesmal gelang es mir, eine sitzende Stellung einzunehmen. Meine Sehnen wurden von dem übermäßigen Gewicht der Knochen auseinandergezerrt. Die Augen brannten und lagen schwer und schmerzhaft in ihren Höhlen. Der Unterkiefer klappte auf die Brust.
    Ich war unfähig, noch länger zu sitzen. Verzweifelt ließ ich mich fallen. Im gleichen Moment wurde ich mir über die Ursache meiner Schwäche klar.
    Jupiter ist der größte aller Planeten. Und je gewaltiger die Masse eines Himmelskörpers ist, desto stärker ist seine Anziehungskraft. Glücklicherweise ist die Umdrehungsgeschwindigkeit des Jupiter sehr groß, aber noch nicht groß genug, um durch die Wirkung der Zentrifugalkraft die Gravitation den irdischen Verhältnissen anzugleichen. Ich rechnete mir aus, daß seine Anziehungskraft das zweieinhalbfache der Erde betragen mußte.
    Unter normalen Verhältnissen wiege ich 130 Pfund, jetzt hatte ich 325 Pfund zu tragen. Dazu kam die Ausrüstung des Raumanzuges.
    Ich war mit Ketten an den Boden geschmiedet, die unzerreißbarer waren, als sie jemals ein irdischer Gefangener trug.
    Mein Herz schlug schmerzhaft. Es konnte nicht mehr lange das unerträgliche Gewicht des Blutes durch die zusammengepreßten Adern treiben. Jeder Pulsschlag konnte der letzte sein.
    Nichts mehr, weder die Kenntnisse der verschollenen Marskolonisatoren noch die Relaisschiffe der Geschöpfe, die meine Botschaft erwarteten, konnte mich vor dem Gewicht meines eigenen Körpers retten, das mich langsam zu Tode drückte.
     
9. Kapitel
     
    An diesem Punkt setzt meine Erinnerung aus. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so lag. Aber jetzt, im Nachsinnen, fühle ich noch, wie jeder Atemzug sich mühevoll der gequälten Brust entrang, jeder Herzschlag unerträglich schmerzte. Zeitweilig verlor ich die Besinnung und erlebte alptraumartige Visionen von stürzenden Gebirgen, die mich unter ihrer Last begruben.
    Dann wieder schien es mir, ich läge in einer Wiege, unter gewaltigen Daunendecken begraben, und ein riesiges Wesen schaukelte mich in sanftem Rhythmus.
    Mühevoll hob ich die schweren Augenlider und wunderte mich, daß ich noch nicht gestorben war. Der Traum verschwand, nur das Gefühl des Schaukelns blieb.
    Tatsächlich bewegte sich das Schiff langsam von einer Seite auf die andere, als ob es vom Wind gewiegt würde.
    Das Schaukeln verstärkte sich, und plötzlich schien es, als würde das Schiff auf einem gut gefederten Wagen über unebenes Land transportiert.
    Nach einer geraumen Weile kam das Schiff zur Ruhe. Ich hörte einen unbestimmten Lärm durch die Wände dringen, heftige Stöße trafen schmerzhaft meinen Körper, und dann umgab mich wieder absolute Stille.
    Ich glitt in einen Dämmerzustand, aus dem mich ein häßlich kreischendes Geräusch riß. Mühevoll öffnete ich die Augen und starrte gegen die Decke.
    Ein Sprung zog sich durch die Glasur, verbreiterte sich schnell nach beiden Seiten und lief quer über die Wände, soweit ich ihn mit den Augen verfolgen konnte.
    Ich hielt die Luft an. Jetzt war mein Ende gekommen. Ein schneller, tiefer Atemzug, und die giftigen Gase des Jupiter hatten mich getötet.
    Nur rasch mußte es gehen. Ich wartete, bis meine Brust bis zum Bersten gespannt war, und dann weitete ich die Lungen.
    Ich atmete und

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