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Das Ding vom Mars

Das Ding vom Mars

Titel: Das Ding vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnell
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atmete, ich keuchte vor Anstrengung – aber ich starb nicht. Reine, sauerstoffreiche Luft umgab mich!
    Erst später, als ich das Wunder begriffen hatte, spürte ich einen leichten Geruch von Ammoniak und Chlor, aber er störte mich nicht. Ich war glücklich, atmen zu dürfen!
    Mein Lebensmut erwachte aufs neue. Vergessen war die Lethargie, und mit Interesse beobachtete ich meine Umgebung, soweit mein Blick reichte.
    Eine geheimnisvolle Kraft hatte das Vorderteil der Kabine beiseite geräumt, und ich lag fast im Freien.
    Zunächst sah ich ein wunderliches Kaleidoskop aus gelben, grauen und blauen Flecken. Die Farbzusammensetzung wechselte wie ein schnell vorüberziehendes Wolkenpanorama.
    Mit gespannter Aufmerksamkeit richtete ich meine schmerzenden Augen auf das fremdartige Schauspiel. Erst nach längerer Zeit gelang es mir, Einzelheiten zu unterscheiden. Das aufgeschnittene Schiff lag unter einem gewaltigen, kugelförmigen Zelt wie in einer gigantischen Seifenblase.
    Eine Schutzhaut aus durchsichtigem Material umspannte die künstlich hergestellte Luftblase, in der ich mich am Leben erhielt. Ein Aquarium, das die Bewohner des Jupiter eigens zu diesem Zweck geschaffen hatten. Wie möchte ihnen dies in so kurzer Zeit gelungen sein?
    Durch die transparente Wand der Halbkugel blickte ich in die Welt des Jupiter. Allerdings wußte ich nicht, ob meine Seifenblase im Freien oder in einem geschlossenen Raum stand. Der Himmel – wenn es der Himmel war, spannte sich mehrere hundert Fuß über mir. Die Sicht nach vorn und nach den Seiten begrenzten schon nach hundert Fuß gelbe, wogende Nebelgebilde. Dann sah ich, daß sich zwei Wesen unter dem Zelt bewegten. Sie waren von gigantischer Größe.
    Ihr Aussehen kann ich nicht genau beschreiben, aber in meinem Gedächtnis leben sie als menschenähnliche Wesen. Es scheint mir ein Naturgesetz zu sein, daß alle Wesen, die unter gleichen Voraussetzungen existieren, gemeinsame körperliche Merkmale besitzen. So wie die Tiere des Wassers sich ähnlich sehen, die Vögel der Luft sich gleichen, so entwickeln sich auch alle Wesen im Weltraum, deren Macht und Stärke auf dem Gebrauch der Intelligenz beruht, nach dem gleichen Plan. Gewiß hatten sich die Bewohner des Jupiter den Bedingungen ihres Planeten angepaßt – sie waren groß, stark und schwer – ihre Lungen atmeten statt Sauerstoff Ammoniak, aber dennoch verband sie eine Gemeinsamkeit des Geistes mit uns Menschen –und das drückte sich auch in der Körperform aus.
    Ihre Haut leuchtete in einem hellen Grau, das stellenweise von anderen Farben unterbrochen wurde. Mag sein, daß sie eng anliegende Kleidungsstücke tragen, genau weiß ich es jedoch nicht. Eines sah ich aber deutlich: ihre Augen. Groß, fragend blickten sie mich an. Hinter ihrem tiefen Kastanienbraun lag ein Schimmer von Wärme und Güte, der alle Angst von mir nahm.
    Der Lärm einer Fabrikhalle drang an mein Ohr. Ein Kran kam heran und setzte einen kleinen Berg unbekannter Gegenstände neben mir ab. Während ich – wie die ganze Zeit über – nach Luft rang und vor Schmerzen stöhnte, wurde ein Gewirr aus Drähten und Glasröhren um mich gebaut, bis ich unter dem schnell errichteten Gerät völlig verschwand.
    Dann hörte ich ein leises Summen durch die Drähte laufen.
    Der Schmerz in meinen Augen, meinem Nacken, meiner Brust verschwand. Die lauten Schläge des Herzens verstummten. Ich lebte, war aber unfähig, einen Muskel zu bewegen. Das Gewicht auf meinem Körper verringerte sich und löste sich dann ganz auf.
    Irgendwie hatten die Jupiterbewohner mich gegen die Gravitation des Planeten immun gemacht. Als Preis für mein Weiterleben mußte ich mit der totalen Lähmung des gesamten Körpers zahlen.
    Trotzdem – ich lebte, und mein Gehirn arbeitete exakt.
    Der Kran hob mich hoch. Ich sah in die weichen, kastanienbraunen Augen und fühlte keine Furcht. Vielleicht war ich für sie nur eine Kuriosität, ein seltenes Exemplar einer fremden Rasse, ein amüsantes Experiment, aber sicher lag es nicht in ihrer Natur, mich zu quälen oder gar zu töten.
    Eine lange Zeit verging. Hunger spürte ich nicht, wie überhaupt alle Bedürfnisse meines Körpers schwiegen.
    Ein Kommen und Gehen von Jupiterbewohnern herrschte jetzt in meiner Luftblase. Dann fühlte ich, wie das ganze Zelt mitsamt seinem Inhalt emporgehoben und auf ein gigantisches Fahrzeug gesetzt wurde.
    Der Nebel klärte sich auf. An meinem Auge zog eine phantastische Landschaft vorüber, wie sie niemals von

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