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Das Ding vom Mars

Das Ding vom Mars

Titel: Das Ding vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnell
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irdischer Phantasie erträumt werden kann. Schlanke, pfeilförmige Gebäude ragten schräg in den Himmel. Ihre Spitzen reckten sich den ewigen Stürmen des Jupiter entgegen. Große Windräder drehten sich unter der Kraft der unaufhörlichen Luftzirkulation und versorgten die Stadt mit Energie. Hinter einem schimmernden See streckte sich ein Gebirgszug in unendliche Fernen. Leuchtend rote Adern liefen über seine Flanken, in strahlendem Weiß grüßten die zackigen Gipfel.
    Hin und wieder erhaschte ich einen Blick von entfernteren Städten, deren Häuser dicker, gelber Nebel umhüllte. Ich kam mir vor wie eine Ameise, die durch New Yorks Wolkenkratzerschluchten geführt wird.
    Irgendwann und irgendwo endete meine Reise, und ich wurde mitsamt meinem Luftzelt in einen Raum gebracht.
    Eine größere Anzahl Jupiterbewohner umstand mich, und es ließ sich erkennen, daß sie eine erregte Debatte führten.
    Wie würden sie entscheiden? War es mein Schicksal, als lebende Mumie zu enden, zum Ergötzen der Jugend zur Schau gestellt? Oder sollte ich in einem anatomischen Institut seziert werden? Und was geschah mit der Botschaft, die ich in meinem Arm trug? Konnten die Wissenschaftler des Jupiter sie entziffern, hatten sie es vielleicht schon erfolgreich versucht?
    Nach längerer Zeit wurde ich in einen anderen Teil der Stadt überführt. In einem von Lärm erfüllten Raum fand ich mich wieder.
    Ein Kran griff um meinen Leib und hob mich vom Boden. Senkrecht hing ich in der Luft und sah, wie die durchsichtigen Wände meines Schutzzeltes gleich einer Seifenblase zerplatzten.
    Bevor ich einen Atemzug tun konnte, wurde ich von dem Kran herumgeschwenkt und in eine brodelnde blaue Flüssigkeit getaucht.
    Die Drähte und Röhren fielen von meinem Körper ab. Ich spürte einen Schmerz, für einen kurzen Moment erlangte ich den Gebrauch meiner Muskeln zurück, und dann schlug die Flüssigkeit über meinem Kopf zusammen.
    Der Schmerz wich, und mit ihm schwand alles körperliche Fühlen. Es war, als hätte sich meine physische Konstitution aufgelöst.
    Eine kurze Kälte – und dann war ich ins Nichts eingegangen. Ich hatte ein Stadium erreicht, wie es indische Yogis in der höchsten Stufe ihrer Meditationen erleben.
    Nach Minuten oder Stunden – ich wußte nicht mehr, was Zeit bedeutete – lichtete sich die blaue Flüssigkeit, und ein gelber Schimmer drang durch. Schließlich verschwand die Bläue vollständig, und ich sah mich bewegungslos in der Mitte eines großen leeren Gefäßes hängen. Gelbes Licht fiel von oben auf mich. Ich wurde emporgehoben, und man zog das Gefäß unter mir hinweg. Ich sah, daß mich ein ungefähr sechs Yard breiter, klarer, farbloser Raum umgab. Dahinter lag die nebelige gelbe Atmosphäre des Jupiter.
    Ich begriff, daß man mich in eine durchsichtige Masse eingeschlossen hatte wie eine Fliege in Bernstein. Ich lebte, aber alle meine Sinne, ausgenommen die Augen und das Gehirn, schienen von mir genommen.
    Der ganze Block – mit mir in seiner Mitte – hing an einem gigantischen Kran. Der Ausleger schwenkte mich quer durch den Raum und hielt mich genau über der kreisrunden Öffnung eines Rohres, das ungefähr eine halbe Meile in der Länge maß.
    Das unheimliche Gerät hatte eine bedenkliche Ähnlichkeit mit einer Haubitze, und ich kam mir in meinem Block wie eine Granate vor, mit der man eine Kanone lädt.
    Das Bild verstärkte sich in meinem Geist, als ich in das Rohr dirigiert wurde und langsam durch seine Öffnung glitt. Dunkelheit umgab mich. Ich fühlte, wie ich durch den finsteren Tunnel glitt und erst an seinem anderen Ende von einer Sperre aufgehalten wurde.
    Ich wartete. Es bestand kein Zweifel, ich sollte als menschliches Geschoß weiterbefördert werden. Vielleicht war dies die übliche Art, Fracht über die unermeßlichen Entfernungen des Planeten zu senden, und ich wurde als Paket zu einer anderen Gruppe von Interessenten geschickt. Ein unerträglicher Lichtschein blendete mich. Die Kanone wurde abgefeuert!
    Ich fühlte nichts. Nur das glühende Weiß – und dann raste ich durch gelbe Wolkenfetzen. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann wechselte die Atmosphäre in helles Blau, das sich schnell verdunkelte und schließlich in tiefes Schwarz überging.
    Wieder reiste ich durch den Weltraum, abgeschossen von einer mächtigen Kanone, eingekerkert in ein unheimliches Projektil.
    Ich dachte, daß ich wieder in die Atmosphäre des Jupiter eintauchen würde. Aber es war ein Irrtum. Das Geschoß

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