Das Disney World Komplott
Wills. Ich glaube, Washington hat sich in diesem Punkt sehr deutlich ausgedrückt. Haben Sie die Bilder schon verteilt?«
»Klar. Das von dem Jungen, und auch das von …«
»Konzentrieren Sie sich bitte zuerst auf ihn.«
»Alle meine Leute hier haben die Fotos bekommen. Es wäre sehr nett, wenn ich wenigstens erfahren würde, was an dem Bengel so wichtig ist.«
»Wichtig ist vor allem, daß Ihre Mitarbeiter den Jungen entdecken. Sie dürfen sich ihm aber auf gar keinen Fall nähern. Ist das klar?«
»Sonnenklar. Was hat es denn mit dem Mann auf dem anderen Bild auf sich, diesem Bartträger?«
»Auch in diesem Fall wissen Sie bereits alles, was für Sie von Belang ist.«
»Wenn er in irgendeiner Weise eine Gefahr für den Park darstellt, muß ich das erfahren.«
»Was er darstellt, ist für Sie ohne Bedeutung.«
Damit kehrte der Colonel ihm den Rücken zu und ließ den Blick durch die Sicherheitszentrale wandern, um sich mit der Einrichtung vertraut zu machen. Die gegenüberliegende Wand wurde fast zur Gänze von Fernsehbildschirmen eingenommen. Nur ein Techniker war erforderlich, sie zu bedienen. Dieser brauchte nur ein paar kurze Befehle auf der Konsole einzugeben, um das auf die Monitore zu holen, was die knapp einhundert im Park installierten Kameras zu sehen bekamen. Die um dreihundertsechzig Grad drehbaren Apparate waren auf Dächern, in Bäumen und sogar in den Attraktionen angebracht und vermittelten in ihrer Gesamtheit eine komplette Übersicht über das, was sich außerhalb dieser vier Wände tat.
»Jemand, der einen bedeutend höheren Rang als den eines Colonels hat, hat mich gestern angerufen und mir mitgeteilt, daß Sie und ein paar andere Wichtigtuer hierherkämen«, ließ Wills nicht locker. »Die meisten von ihnen treiben sich seit vergangener Nacht im Park herum, und selbst ein Bettler mit Krückstock würde erkennen, daß sie nach etwas auf der Suche sind. Und allem Anschein nach ist das bis jetzt noch nicht gefunden worden. Ich würde nun gern erfahren, worum es sich dabei handelt und was der Junge damit zu tun hat.«
Fuchs sah ihn lange und streng an. Dann erklärte er so gelassen, daß es schon fast höhnisch wirkte: »Mr. Wills …«
»Ich werde mit Chief angeredet, wenn Ihnen das nichts ausmacht.«
»Also gut, Chief Wills, laut Plan soll das Magic Kingdom in etwa drei Stunden seine Pforten öffnen. Soweit mir bekannt ist, rechnen Sie mit einem Besucherstrom von hunderttausend Menschen. Der beste Weg für Sie, all diese Leute vor Gefahren zu bewahren und bei Laune zu halten, damit sie mit vollgeknipsten Filmen, total erledigten Kindern und völlig leerer Brieftasche wieder nach Hause fahren können, ist der, einfach so zu verfahren, wie ich es Ihnen gesagt habe.«
Turk starrte auf eines der Schwarzweiß-Fotos, mit denen jeder Diensttuende im Magic Kingdom versorgt worden war und das auch die Männer und Frauen der nächsten Schicht ausgehändigt bekommen würden. »Ich habe einen Enkel, der in seinem Alter sein dürfte.«
»Wie schön für Sie«, sagte Fuchs und wandte seine Aufmerksamkeit dann dem zu, was sich auf den vielen Bildschirmen tat. »Erledigen Sie bitte nur Ihre Arbeit, Mr. … äh, Chief Wills, und …« Er verstummte von einem Moment auf den anderen, als sein Blick auf den Monitor im Zentrum fiel. Seine Augen wurden groß. »Sind das … sind das wirklich Dinosaurier?«
»Klar«, grinste Turk. »Hier in Disney World haben wir halt immer ein oder zwei Überraschungen auf Lager.«
»Sieht gut aus, Stacy«, lobte einer ihrer Mitarbeiter, als sie gerade einen weiteren Testdurchlauf der Programmierung des Tyrannosaurus Rex abgeschlossen hatte.
Außer Stacy Eagers arbeiteten hier in diesem Raum, den sie Mission Control nannten, noch vier weitere Techniker. Das Zentrum befand sich unterhalb des Magic Kingdom in einem der vielen Gänge. Stacy Eagers und ihre Truppe hatten den Raum so getauft, weil er wie eine verkleinerte Version des NASA-Kontrollzentrums wirkte.
Bildschirme bedeckten die Wände ringsum, und das Licht, das sie ausstrahlten, reichte als Beleuchtung völlig aus, während sie die endlosen Befehle durchführten, die nötig waren, um die Bestien der Urzeit lebendig werden zu lassen.
Und das waren für sie Stacy mittlerweile auch: lebendige Wesen und keine Roboter – Kreaturen aus der Zeit, als es noch keine Menschen gab. Und warum auch nicht? Die Bewegungen, Gesten und überhaupt das ganze Gehabe dieser Tiere war so exakt nachgebildet worden, daß man
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