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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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sie sich zum Weitergehen entschloß, bezifferte die Zahl der Opfer auf ungefähr siebzehnhundert Tote.
    »Beschriebener Zustand der Opfer kann bestätigt werden«, erklärte sie in das dicht unter der inzwischen leicht beschlagenen Helmscheibe installierte Mikrofon. »Ebenso die Angaben zum Unglücksort. Tödliche Auswirkung im Erdgeschoß … einhundert Prozent. Gehe nun ins erste Stockwerk.«
    Vorsichtig ging Susan auf dem Weg, den sie zuvor genommen hatte, zu den Rolltreppen zurück. Am Boden der nach unten kommenden bemerkte Susan, als sie nach oben fuhr, ein ganzes Knäuel von Leichen; jedesmal, wenn die Stufen mit einem der Toten kollidierten, gab es ein dumpfes halblautes Wummern. Als Susan das erste Stockwerk betreten hatte, beugte sie sich über einen Leichnam, um Atlanta Nahaufnahmen zu zeigen.
    »Alle Anzeichen deuten auf das Vorhandensein eines überaus virulenten biologischen Typ-Vier-Agens hin«, gab sie durch. »Das Agens hat eine Vermehrung geradezu beispiellosen Ausmaßes vollzogen.«
    Sie schritt langsam einen Gang entlang, der in Richtung des Haupteingangs verlief, und ging auf eine gläserne Liftkabine zu, an deren Scheiben sich reglose Gliedmaßen preßten. Hände schienen nach dem Sonnenschein zu haschen, der durch das Innenhof-Glasdach des Einkaufszentrums strömte.
    »Höchste Alarmstufe«, sprach Susan weiter. »Sämtliche …« Sie unterbrach sich mitten im Satz und blieb stehen. Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Etwas bewegte sich, raschelte.
    Etwas, das lebte.
    »Einen Moment«, sagte sie ins Mikrofon. »Ich glaube, ich habe etwas gehört …« Vorsichtig schlich sie in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und wandte sich, als sie es ein zweites Mal hörte, nach rechts. Mit ihr schwang die Miniaturkamera herum, erfaßte einen Laden. »Aus dem Geschäft da, glaube ich …«
    Eine Gestalt schleuderte sich ihr entgegen, schien ihr geradewegs an die Helmscheibe zu springen. Erschrocken hob Susan die vom Handschuh umhüllte Faust vors Gesicht, aber zu spät, um den Stoß abwehren zu können, der sie rücklings auf den Fußboden schleuderte.
    In Atlanta trafen verzerrte Fernsehaufnahmen ein, ehe die Bildübertragung ganz endete. Ein Krachen erscholl, danach ersticktes Geschrei; dann verstummte beides, als die Funkübertragung schlagartig abbrach.

 

I
     
    ALTE KAMERADEN Cárdenas , Kuba; Montag, 13 Uhr

Kapitel
1
    Blaine McCracken hatte schon ein ungutes Gefühl, bevor er den Weißhaarigen bemerkte, der am anderen Ende der Theke saß. Sein erster Gedanke galt einem sofortigen Rückzug aus dem Lokal, bevor sich eine gefährliche Situation ergeben konnte. Man hätte denken können, der Weißhaarige hätte ihn nicht gesehen, aber McCracken wußte es besser. Die Wege der zwei Männer hatten sich bisher nur einmal gekreuzt, und das war bei einer Gelegenheit gewesen, bei der jeder der beiden den Befehl gehabt hatte, den anderen zu töten.
    Aber das Lokal zu verlassen, könnte das Scheitern des Auftrags bedeuten, den er in Cárdenas zu Ende bringen sollte. Erst in der vergangenen Nacht hatte ein ehemaliger KGB-Mitarbeiter der Abteilung Wet Affairs ihn kontaktiert und behauptet, er hätte Informationen über nordkoreanische Raketenanlagen. Er hatte McCracken instruiert, in der Hotelbar der Buena Vista auf einen Telefonanruf zu warten, durch den er den Treffpunkt erfahren sollte, und wenn McCracken nun von dieser Planung abwich, war es voraussichtlich unmöglich, den Kontakt wieder anzuknüpfen.
    Letzten Endes gab diese Tatsache den Ausschlag für seinen Entschluß zu bleiben. Er hielt die Hände so, daß sie sichtbar blieben, und hatte gleichzeitig die 9-mm-SIG-Sauer unter dem weißen Leinenjackett leicht greifbar, während er die langgestreckte Theke umrundete.
    Vor Jahren war das Buena Vista eines der modernsten Hotels in dem am Meer gelegenen Ferienort Cárdenas gewesen, bis schließlich der Zahn der Zeit und die Politik dieser Touristenregion einiges an Glanz genommen hatten. Vernagelte Fenster und rissige Mauern verunstalteten die anderen Strandhotels, so daß das Buena Vista das letzte Prunkstück aus Kubas verruchter Zeit war, in der Menschen in die Spielkasinos und Nachtklubs gedrängt waren. Die Spielhöllen und Nachtklubs existierten nicht mehr, doch im Buena Vista verwies nicht nur das auf Hochglanz polierte Mahagoni der Theke auf ein beharrliches Festhalten an einstigen Traditionen. Die Stuckfassade des Hotels war kürzlich frisch gestrichen worden, und die davor

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