Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
hinterlegt, damit Sie mithören können, was ich nach Atlanta durchgebe. Sollte mir etwas … zustoßen, wird Ihre Entscheidungsfähigkeit auf die Probe gestellt.«
    »Wir schaffen das schon, Doktor.«
    Susan nickte und ließ die Helmscheibe einrasten. Die Reihe der auf dem Cambridger Platz vor dem Haupteingang postierten Polizisten teilte sich und ließ ihr eine Lücke. Sie stapfte zwischen zwei hinter der Postenkette aufgestellten Sägeböcken hindurch und näherte sich dem vakuumversiegelten Verschluß, den man unter dem großen Glitzerschriftzug CITYPASSAGE vor den Glastüren angebracht hatte.
    Das dicke, luftdichte Plastik der vorgefertigten Verschlußvorrichtungen bewegte sich leicht im Wind. Auch die beiden anderen Außenzugänge der Einkaufspassage waren durch solche Verschlüsse versiegelt worden und standen unter starker Bewachung. Als Einstieg diente nichts anderes als ein Reißverschluß im Plastik. Susan öffnete ihn, trat hindurch und schloß ihn hinter sich, ehe sie den Weg durch die Glastüren der Cambridge-Citypassage fortsetzte.
    Sie schaltete die ans Handgelenk geschnallte Kamerafernsteuerung ein und achtete darauf, den Helm nicht nur nach links und rechts, sondern auch nach oben und unten zu bewegen, damit möglichst ein Gesamteindruck der jetzigen Verhältnisse im Einkaufszentrum auf Band aufgezeichnet wurde. Später konnte man per computerisierter Bildbearbeitung und Vergrößerung gewisse Einzelheiten oder Bereiche eingehender untersuchen, die sie bei der gegenwärtigen Ortsbesichtigung vielleicht übersah. Das Helmfunkgerät übermittelte ihre mündlichen Kommentare – wegen der Verschlüsselung mit geringer Verzögerung – direkt an die Leitung der Abteilung Brandwacht, wo man eine Bewertung ihrer Analyse vornahm; sollte die Funkverbindung plötzlich abbrechen, fielen dort die weiteren Entscheidungen.
    Fast augenblicklich sah Susan die ersten Toten. Sie lagen der Länge nach auf dem Boden, als hätten sie mit letzter Kraft die Arme nach den Türen ausgestreckt. Draußen hatte Susan innere Distanz bewahrt, als Sculley sich über die Opfer und ihre Verwandten äußerte; da waren sie noch nichts als eine Abstraktion gewesen. Jetzt aber hatte sie diese Opfer – oder was von ihnen übrig war – real vor Augen. Sie spürte, daß sich ihr die Kehle zuschnürte und ihre Atmung sich beschleunigte.
    Sie stellte sich vor, wie es in diesem Einkaufszentrum normalerweise aussah, wie massenhaft Kunden durch die Gänge schlenderten und in den Händen pralle Einkaufstüten trugen. Wahrscheinlich erklang gedämpfte Hintergrundmusik, klickten Absätze auf dem Fliesenboden. Die Kunden waren noch da, aber vermutlich alle in demselben Zustand wie das Grüppchen, vor dem Susan jetzt stand. Unheimliche Stille herrschte und schuf eine bedrückende Atmosphäre; kein Geräusch war zu hören außer einem mechanischen Surren – einer Art bizarrer Kontrapunktierung des Schweigens –, das nur von den immer noch funktionierenden Aufzügen stammen konnte.
    Susan zwang sich, weiter in die Passage vorzudringen, gelangte in die aufwendig mit Stahlträgern und Glas als Innenhof angelegte Mitte des Gebäudes. In drei spiralförmig emporgebauten Stockwerken gab es über hundert Geschäfte. Ein bekannter Firmenname reihte sich an den anderen, aber Susan nahm sie nicht richtig zur Kenntnis. Zwei Verkaufsstände waren von den Fliehenden umgestoßen worden. Plüschtiere und die Scherben von Glasbläserartikeln bedeckten die Fliesen. Die Sonne schien durch das Dach, brach sich in der Glasarchitektur und warf ein gespenstisches Leuchten auf die Szenerie. Auf Susan wirkte es wie ein Expreß-Aufzug ins große Nichts, der wegen Überlastung den Dienst versagte.
    Beim Gehen hörte sie jeden ihrer Atemzüge im Helm rauschen. Der Takt ihres Herzschlags verwandelte sich in ihrem Kopf in einen dunklen, schnellen Paukenrhythmus, schien mit jedem Pochen die Begrenzung des Schutzhelms auszudehnen. Das Schlimmste kam, als sie die Lebensmittelabteilung am hinteren Ende des Erdgeschosses erreichte. Wirr übereinander liegend stapelten sich die Leichen zu wahren Hindernissen. Susan wollte nicht weitergehen. Ein ungeschickter Fehltritt konnte einen Sturz verursachen und eventuell den Racal-II-Schutzanzug beschädigen; ein Riß brächte sie in die sehr ernstzunehmende Gefahr, sich mit dem zu infizieren, was dieses Unheil ausgelöst hatte. Susans durchaus vorsichtige Anfangsschätzung, die sich auf das stützte, was sie gesehen hatte, als

Weitere Kostenlose Bücher