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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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noch tückischer und lebensfeindlicher.
    »Jetzt wagt keiner rauszugehn...Der Teufel hol die Suppe.«
    »Aber Lill-Magnus wagt es, die Flöße wieder wegzubringen, der Windhund.«
    »Blinkt das Licht auf Fläsket?«
    »Nee...dunkel ist es, aber Lill-Magnus braucht kein Licht.«
    »Quatscht nicht dauernd von Lill-Magnus, man kann’s nicht mehr hören.«
    »Nimmst du’n in Schutz, du lumpiger Hund von Fläsket, nimmst du deinen Schwanzstummel von Sohn in Schutz?«
    Stor-Magnus hielt das Maul, denn er war gezwungen, noch ein paar Stunden auf Limpan zuzubringen, und als Bewohner von Fläsket war er nicht gern gesehen.
    Seit undenklichen Zeiten hatten die Männer auf diesen Inseln keinen Frieden halten können. Wie viele Male hatten die Männer von Limpan nicht die von Fläsket über Bord gehen lassen und wohlgefällig gegluckst, wie leicht es war, den Ballast in die Suppe zu bekommen. In größter Not, in harter See — immer gab es Nörgeleien und Kummer.
    In Bergspalten legte man die Beerdigungsplätze an, und bei Hochwasser konnte es passieren, daß die Leichen ins Meer hinaustrieben und auf eine verwunderliche Weise immer auf der falschen Insel landeten. Es war wie eine kleine Rache. Und so hatte man die Mühe mit der Umbettung und neuen Reden:
    »Jetzt liegst du still, du Hund.«
    Man stampfte den knisternden Sand fest, und zur Sicherheit legte man ein paar Steine darauf.
    Die Frauen pflückten die helle, violette Strandaster und schmückten die Gräber.
    »Du kannst verdammt sicher sein, daß jetzt Lill-Magnus draußen ist und die Flöße verlegt.«
    »Halt’s Maul Vater, wir haben kein Holz für mehr Särge...«
    Eine Flasche Geschmuggelter ging wie das Schiffchen durch die Kette, aber glaube nicht, daß Stor-Magnus auch nur dran riechen durfte.
    Er hatte Kohldampf und war in einer verdammt schlechten Laune, und er haßte die Männer auf Limpan mehr, als er seine eigene Mutter gehaßt hatte.
    »Ob der Nebel leichter wird?«
    »Nicht der Nebel, nee.«
    So saßen sie da und käuten alte Ungerechtigkeiten wieder und warfen finstere Blicke auf Stor-Magnus. Sie meinten, daß er sehr wohl raus könnte.
    »Du bist feig, du Schwein... «
    »Seid jetzt still, Kerle, und laßt Magnus zufrieden«, sagte Magda, die Mutter im Haus war und auch denen von Fläsket freundlich gesonnen war. »Daß ihr nie Frieden halten könnt.«
    »Übrigens geht Lill-Magnus nie an die Flöße«, sagte Stor-Magnus dickköpfig.
    »Was, willst du das sagen? Glaubst wohl, man hat keine Augen? Und wie er das Boot nimmt und das Lasso um die Flöße wirft und sie näher an Fläsket zieht! Glaubst wohl, man hat keine Augen, wa?«
    Frans hatte Augen, am ganzen Körper, und das bezweifelte keiner. Und wenn er sehen konnte, auch wenn es nur Fantasie war, so zog er es heran und machte Wirklichkeit draus.
    »Wenn ich hier nicht in der Klemme säße, würde ich dir den Stiefel in das Arschloch treten«, sagte Stor-Magnus, aber bereute sofort seine Unbeherrschtheit.
    »Mir den Stiefel in den Arsch treten?«
    Frans erhob sich in seiner ganzen Länge und schlug die
    Faust in die Fischsuppe, daß Brachsen und Schwartenstücke an die Tapete spritzten.
    »Paßt auf, die Kescher«, sagte Magda, »was macht ihr mit den Keschern!«
    Die Männer am Tisch wollten gerade hoch um Stor-Magnus einen ins Kreuz zu geben, als der Nebel wie eine spröde Gardine zerriß und einen Mond zeigte, so groß und schön, daß sie ihr Vorhaben vergaßen. Frans nahm einen Schluck aus der Flasche um sich Mut für eine letzte, vernichtende Salve zu verschaffen:
    »Paß auf, daß du nicht wieder auf die falsche Insel kommst, du Ratte, denn das nächste Mal treten wir dich in die Suppe und lassen dich nicht einmal ein ehrliches Begräbnis bekommen.«
    Stor-Magnus nahm das Boot und ruderte, was er nur konnte. Als er auf halbem Weg zwischen den Inseln war, schrie er, daß es zwischen den Schären hallte:
    »Das mußt du sagen, wo du noch nicht mal deine Alte bürsten kannst!«
    Da ging Frans nach der Büchse und gab vier Schuß ab.
    Einer davon traf, und die Männer an Land konnten sehen, daß Frans ein resoluter Schütze war. Er hatte mit einer Kugel in Stor-Magnus’ hellblaue Iris getroffen, das Auge brach, die Ruder fielen ins Wasser, und man hatte noch einen, den man auf Fläsket in die sandigen Bergspalten stopfen konnte.
    Bis tief in die Nacht konnten die Männer auf Limpan hören, wie man auf Fläsket Psalm nach Psalm sang. Als man zu >behüteter kann niemand sein< kam, lachten die

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