Das Doppelbett
Männer auf Limpan so, daß ihnen die Knochen im Halse standen.
»Daß ihr nie Frieden halten könnt«, sagte Magda und lief in den Vorraum hinaus, wo sie vor Kummer weinte und sich wütend in den Rocksaum schneuzte.
»Das hier nimmt ein Ende mit Schrecken, das tut es«, flüsterte sie leise vor sich hin.
Und die Möwen schrien, und ihr Lärm mischte sich mit dem der Männer in der guten Stube, die sich noch eine Flasche zu Gemüte führten und zueinander sagten, daß nie ein Außenstehender etwas erfahren sollte. Die auf Fläsket waren viel zu feige, und außerdem hatten sie selbst so viel Dreck verschiedenster Art am Stecken, daß es über den famosen Schuß schon totenstill sein würde.
Aber Magda saß im Vorraum und dachte dieselben Gedanken, mit denen sich auch ihre Mitschwestern trugen, auf Limpan wie auf Fläsket. Nur, daß keinem die Zunge gegeben war, es laut auszusprechen.
Magda auf Kranvred schmiegte sich dicht an ihre Tante im Wandbett und fuhrt fort zu flennen, das einzige, was sie tun konnte.
Dann hakte sie vorsichtig die Garnitur ab und legte sie auf einen tiefen Teller neben dem Topf auf dem Boden.
Der größte Hof auf Fläsket hieß Strate und lag tief landeinwärts auf der Insel, wohl verborgen hinter hohen Pappeln (Pappeln können bis zu fünfzig Meter hoch werden).
In ihm, in all dem Grünen, regierte die hochgewachsene und ofenwarme Lys. In dieser Nacht war sie nicht untätig. Das, was alle Frauen auf den beiden Inseln dachten, faßte sie in Worte. Sie sammelte alles, was Fläsket an weiblichen Wesen hatte, um den großen Tisch im Speisesaal und schenkte süßen Wein aus. Dann erhob sie sich, forderte Schweigen und sprach folgendermaßen:
»Frauen auf Fläsket! Wir haben heute in unserer tiefsten Spalte Stor-Magnus begraben. Ein ordentlicher Kerl, wenn es um Zugnetz und Garn ging, aber ein roher Bursche, was die menschlichen Gefühle betrifft. (Wie wohl sie ihre Worte setzen konnte, die schöne Lys.) Dieser unnütze Kerl (jetzt wurde sie grob) war der neunte in einer Woche, und wenn das so weitergeht, werden wir bald selbst in die Boote gehen dürfen. Wer soll dann unsere Kleinen besorgen? Wer soll ausmisten und melken?«
Niemand konnte darauf antworten. Die Frauen saßen still und fragten sich, was kommen würde.
»Und zuletzt, wer soll am Sonnabend mit einem Steifen in das Wandbett kommen?«
Ein leises Gemurmel war zu hören.
»Da unten«, fuhr sie fort, »tief unten in der Schlucht, werden alle unsere Männer langsam verrotten oder von Aalen aufgefressen werden...Ich kann sehen, wie sie sich in aufgeschwollenen Brustkörben einnisten und ihre messerscharfen Zähne in die Herzen unserer Männer schlagen. Können wir stillschweigend stehen und glotzen, wie sich unsere Kerle ohne jede Ursache umbringen? Frauen auf Fläsket! Wir wollen ab jetzt unsere Schwestern auf Limpan sammeln und uns hier auf Strate eine Wohnung machen, eine Festung, die für unsere Männer uneinnehmbar sein soll bis zu dem Tag, an dem sie schwören, nie mehr Gewalt zu gebrauchen, gleich, welcher Art. Bis dahin: vollständige Enthaltsamkeit. Seid ihr dabei?«
Man konnte unter den Frauen eine starke Bewegung bemerken. Kopf an Kopf flüsterten sie, Wort traf auf Wort, Widerstand wurde vor resoluten Argumenten aufgegeben, und zuletzt konnte Lys sehen, wie sich achtunddreißig Paar Frauenhände wie eine vielversprechende Spargelplantage in die Luft streckten.
»Und Beda auf Snusbäcken?«
Beda hatte sich hinter Fagra Astrid auf Larpe versteckt und saß blutrot und voller Scham da.
»Man weiß ja nicht, wie lange«, sagte sie langsam. »Und man ist ja gewohnt, seine Nummer neunmal am Tage zu bekommen.«
Bei der Zahl staunten die Frauen.
»Ja, seht mal, Arvid ist ein richtiger Bock«, fügte sie beinahe stolz hinzu.
»Bock oder nicht...geht das so weiter, so ist er sehr schnell ein toter Bock. Naaa?«
Man sah, wie Beda einen schweren Kampf führte, und dann kam ihre Hand hoch, rotfleckig von Kuhmilch und Salzwasser.
»Wir sind einig«, schrien die Frauen. »Jetzt müssen wir die Frauen von Limpan auf unsere Seite bekommen!«
»Das muß Lys klären«, sagte Beda. »Wie es nun zugehen mag...«
Nach einigen Tagen und einer Unmenge von heftigen Streitigkeiten, teuflischen Drohungen und groben Schlägen kamen die Frauen von Fläsket zu dem Hof Strate hinter den hohen Pappeln zurück. Ihre Kinder hatten sie zu Hause gelassen, und die Sorge um sie war das einzige, was jetzt ihren Freiheitsdurst und das Gefühl,
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