Das Doppelbett
kam, brachte er das Gespräch auf ihre Liebe und daß sie sich einander alles schenken sollten. Sie schien nicht nennenswert interessiert daran, und verzweifelt machte er einen Durchbruchsversuch:
»Du warst es doch, die gesagt hat...ich erinnere mich an jedes Wort... >Die Lust unser einziges Gesetz und die Freude unser einziges Ziel.< Was hast du denn damit gemeint?«
»Soll ich das gesagt haben?«
»Erinnerst du dich denn nicht daran? Du kannst es doch nicht vergessen haben?«
»Ich hätte nicht einmal darauf kommen können. Das scheint mehr deine als meine Formulierung zu sein.«
Da glaubte er, wieder wahnsinnig zu werden. Ihm fiel ein, daß sie es in einem Traum gesagt hatte. Wirklichkeit und Träume vermischten sich in einer peinlichen Art und Weise. Saß er jetzt hier? Mit Ivania? Schlief er oder war er wach?
»Du wirkst ein bißchen abwesend, Svedese. Bist du krank? «
Der Abend und Ivania entglitten ihm.
Sie wollte auf der Piazza del Popolo abgesetzt werden, und im Taxi machte er einen neuen, vergeblichen Versuch, ihr nahezukommen.
Als er allein weiter nach Hause fuhr, konnte er nur immer wieder dasselbe denken:
»Ich weiß nicht einmal, so wie wohnt.«
Diesmal vergingen fünf Wochen, ehe sie wieder von sich hören ließ. Er hatte fast den Gedanken akzeptiert, daß sie nur in seiner Fantasiewelt existierte und nie menschliche Gestalt gehabt hatte, aber ein »Hallo, Svedese«, und sie stand wieder im Zentrum der Realität.
Sie war anders am Telefon gewesen, ernster.
»Ich muß mit dir etwas besprechen.«
»Nichts Schlimmes, was?«
»Nein, ich finde es jedenfalls nicht.«
»Geht es um uns?«
»Jaa.«
Er verstand, daß sie sich jetzt entschlossen hatte und war sehr glücklich. Sie hatte sich fünf Wochen nicht sehen lassen, vielleicht, um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Und jetzt war alles klar. Als wenn er es nicht von Anfang an gewußt hätte, schon das erste Mal, als sie sich sahen?
Er sah auf die Uhr. Es war Zeit zu George’s zu gehen.
Er bezahlte seinen Baccardi und ging die Veneto entlang in Richtung Via Marche.
Ivania war schöner als je. Er kam in einen tranceartigen Zustand und wußte kaum, was er aß. Vermutlich sprach er doch mit ihr, denn ab und zu sah er, wie sich ihr wunderbarer Mund bewegte, vermutlich formte er Worte, die außerdem allein für ihn unter allen Menschen gedacht waren.
Beim Kaffee war sie erst eine lange Zeit still, und er machte eine Kraftanstrengung, um wieder aufzutauchen.
Er: »Du hast mir sehr gefehlt, Ivania. Das hier kann nichts anderes als Liebe sein. Ich bin ganz sicher...«
Ivania: »Sag nicht mehr, Svedese, nicht jetzt. Ich muß dir erst etwas erzählen.«
Er: »Ich liebe es, wenn du mit mir sprichst.«
Ivania: »Du erinnerst dich, als wir uns das erste Mal trafen? «
Er: »Und ob ich das tue! Ich verliebte mich sofort in dich.«
Ivania: »Ich empfand auch etwas, ich auch. Und das war ein Schock für mich.«
Er: »Ein Schock?«
Ivania: »Es störte mich sehr. Erst wollte ich dich nicht mehr treffen, dann aber doch...Ja, ich rief dich an und...«
Er: »Gott sei Dank!«
Ivania: »Und so ging es jedesmal. Ich wollte und wollte dich nicht treffen.«
Er: »Warum wolltest du nicht?«
Ivania: »Ich wollte keine Veränderungen. Ich glaubte, daß ich mich ein für allemal entschieden hatte. Ich wußte, daß ich anders war als andere und hatte mich entschlossen, das zu akzeptieren.«
Er: »Ich verstehe nicht richtig.«
Ivania: »Das letztemal, als wir uns trafen, sah ich ein, daß das nicht so weitergehen konnte, entweder — oder. Ich war gezwungen, mich zu entscheiden. Und diesmal endgültig und für immer. Ich fuhr auf einen Monat nach Hause.«
Er: »Aber...«
Ivania: »Der Vollständigkeit halber muß ich vielleicht auch sagen, daß ich die ganze Zeit in Rom mit einem Mädchen zusammengelebt habe, Daniela.«
Er: »Du meinst...?«
Ivania: »Ja, so liegen die Dinge. Und ich habe mich entschieden — und das unwiderruflich — bei Daniela zu bleiben.«
Er: »Was ließ dich zu diesem Entschluß kommen?«
Ivania: »Lustig genug, etwas, das du sagtest...Die Lust unser Gesetz und die Freude unser Ziel, glaube ich, war es.«
Er: »Ich erinnere mich. Aber eigentlich warst du es, die es sagte...in einem Traum, den ich hatte...Die Lust unser Gesetz und die Freude unser Ziel...«
BENGT MARTIN
Der Streikbrecher
E in roher, dichter Nebel legte sich über Fläsket und Limpan draußen am offenen Meer, und die Gesichter der Männer wurden
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