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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vor dem Eingang des alten Fortgebäudes grüßte stramm, kontrollierte die Passierscheine, telefonierte zur Zentrale und gab dann den Weg frei.
    Miller schüttelte den Kopf, als sie im Innenhof des alten Forts waren. Entgegen aller amerikanischen Militärtradition wehte hier keine Fahne an einem hohen Mast. Nichts wies darauf hin, daß sich das Hauptquartier der Einsatzgruppe I des CIA zeitweilig in diese Einsamkeit verkroch.
    »Und ihr glaubt, hier findet euch niemand?« sagte Miller zu den begleitenden Offizieren. »Boys, für wie dämlich haltet ihr die andere Seite! Die sitzt euch in den Haaren wie eine Filzlaus, und ihr merkt es gar nicht. Ich habe die Kerle aus nächster Nähe kennengelernt und mit ihnen um die Wette gesoffen … was Moskau uns rüberschickt, ist die Sahne der Elite. Da kann sich Orwell ruhig nach Fort Patmos verkriechen. Auf ihren Karten haben die Russen um den Namen Fort Patmos längst einen roten Kreis gezogen. Der Milchmann, der euch die Milch liefert, kann Wassili Adolfowitsch Jerofejew heißen …«
    »Seitdem du bei unseren roten Freunden warst, witterst du wohl überall Russen, was?« Die Offiziere lachten. Sie lieferten Miller bei der nächsten Wache ab, die vor dem langgestreckten verwitterten Kommandanturgebäude des Forts stand, und klopften ihm auf die Schulter. »Du bist wieder in New Mexiko und nicht mehr in der Taiga.«
    General Orwell begrüßte Miller wie einen heimgekehrten Sohn, zog ihn zunächst wortlos an sich, umarmte ihn und hielt ihn dann von sich ab, als wolle er ein Bild betrachten.
    »Du siehst mies aus, Bob!« sagte er. »Aber Hauptsache, du bist herausgekommen. Ich habe von Carter schon erfahren, wie alles gelaufen ist. Merkwürdigerweise haben die Sowjets überhaupt nicht reagiert. Kein Protest wegen des Grenzzwischenfalls, kein lautes Lamentieren wegen des Schußwechsels, keine Bilder von verwundeten Rotarmisten … absolut nichts. Das scheint eine neue Taktik zu sein.« Orwell drückte Miller auf einen Stuhl, holte aus seinem Schreibtisch Whisky und zwei Gläser und schüttete sie halb voll. Das tat Orwell sonst nie, es sei denn, etwas ganz Heißes sollte zur Sprache kommen, was man nur mit einem Schluck Alkohol vertragen kann. »Was in Rußland gewesen ist, Bob, das kannst du später berichten. Wir mußten dich wieder herausholen, weil wir hier nicht weiterkommen.«
    »Plenjakow ist euch durch die Lappen gegangen, ich weiß.« Bob trank nach einem kurzen Zuprosten sein Glas sofort aus. Der Whisky brannte in der Kehle. Bob empfand es als angenehm, es paßte zu seiner Stimmung. »Was ihr mit Ben Lauritz gemacht habt, war nicht fein«, sagte er hart.
    »Ich weiß, Bob.« Orwell setzte sich auf die Schreibtischplatte. »Wir haben deswegen lange Debatten gehabt. Aber wie sollten wir dich anders benachrichtigen? Und Ben ist ein fabelhafter Kerl. Er hat sofort okay gesagt, als wir ihm den Vorschlag machten. Er konnte wählen, Bob, die Entscheidung lag ganz bei ihm. Hätte er nein gesagt, wir hätten es akzeptiert. Aber er war sofort bereit.« Orwell griff nach hinten und holte ein Fernschreiben aus einer offenen Mappe. »Überzeug dich selbst. Die Abmachung ist perfekt. Ben wird in vier Wochen gegen drei sowjetische Agenten ausgetauscht. Er ist bereits in Moskau und wird wie ein rohes Ei behandelt. Hinzu kommt der Effekt, daß die Russen tatsächlich glauben, er sei bis zur Raketenbasis Werchokrassnoje vorgedrungen.«
    »Und trotzdem tauschen sie ihn aus?« Bob las die Fernschreibermeldung und gab sie dann Orwell zurück.
    »Wir haben ihnen drei Topleute geboten. Das waren wir Ben Lauritz schuldig. Übrigens ist einer von ihnen auch ein Schüler aus Frazertown. Er arbeitete als Buchhalter in der ›Central Electric‹, die für uns elektronische Nachtzielgeräte herstellt. Über einen zufällig entdeckten toten Briefkasten haben wir ihn enttarnt.«
    »Ihr habt ihn nicht dazu bekommen, mit Plenjakow Kontakt aufzunehmen?«
    »Er war schon aus Frazertown weg, als Plenjakow dort eintraf. Er kennt ihn gar nicht. Niemand kennt ihn … außer dir.« Orwell griff wieder nach hinten in seinen Schreibtisch und schob eine dickere Akte nach vorn. »Hier haben wir alle bisher ausfindig gemachten John Barryls und ihre Lebensdaten. Jedes Telefonbuch in den USA ist per Computer durchgesehen worden, jede polizeiliche Eintragung überprüft worden. Es war die bisher größte stille Fahndung in den Staaten … nichts! Jeder durchleuchtete Barryl ist ein braver Bürger.«
    »Und wieviel

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