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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nichts über diesen besonderen geheimen Lehrgang. Damals hatte Bob gedacht: Wir haben Zeit. Einmal, mein Junge, kitzele ich alles aus dir heraus, was ich wissen will. Aber dann erfolgte die plötzliche Abkommandierung Plenjakows, und der Plan war keinen Cent mehr wert.
    »Ich glaube, Sir«, sagte er jetzt, »ohne mir ganz sicher zu sein, daß Barryl zu einem Atomfachmann ausgebildet wurde …«
    »Bob!« Orwell sprang von der Schreibtischkante auf. »Das ist eine Blume in der Wüste! Jetzt stehen wir nicht mehr so hilflos da. Man kann sämtliche Plätze durchkämmen, die mit Atomen zu tun haben.«
    »Das ist eine schöne Jahresarbeit –«
    »Sie wissen ja gar nicht, was wir schon alles angestellt haben, um diesen verdammten John Barryl ins Visier zu bekommen. Unsere schönste Hoffnung ist, daß er noch gar nicht in den Staaten ist.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen, Sir.«
    »Das tue ich auch nicht, Bob. Ich spüre es förmlich auf der Haut, daß er im Lande ist.« Orwell ging hinter seinen Schreibtisch und schloß ein Fach auf, das mit einer Stahlplatte besonders gesichert war. Ihm entnahm er einen dünnen Schnellhefter und schlug ihn auf. Bob griff zu der nahe stehenden Whiskyflasche und goß sein Glas voll. Orwell beobachtete ihn unter gesenkten Lidern her.
    »Saufen betäubt, aber es heilt nicht, Bob«, sagte er ernst. »Vergessen Sie diese Ärztin …«
    »Es ist nicht allein die Wuginskaja, Sir.«
    »Noch ein Weib? Kein Wunder, daß Sie aussehen, als hätten Sie Rückenmarkschwund. Haben Sie die andere auch umgebracht?«
    »Nein, Sir«, antwortete Bob steif. »Es wäre die Frau gewesen, mit der ich ein Leben lang hätte zusammenbleiben können.«
    »Das sagen Sie, Bob? Ein totaler Kahlschlag Ihres Herzens, was? Und dann so hoffnungslos …«
    »Völlig hoffnungslos, Sir.« Bob lächelte gequält. »Aber man kommt darüber hinweg.« Er zeigte mit dem Glas in der Hand auf den Schnellhefter. »Ist da ein Staubkorn von Plenjakow drin?«
    »Vielleicht.« Orwell überflog eine eng beschriebene Seite. »Ich habe hier eine Liste aller Betriebe, die sich mit Atomkernspaltung oder Produkten, die darauf beruhen, befassen. Natürlich sind auch diese schon längst überprüft worden. Ein John Barryl ist nirgendwo beschäftigt. Wir haben alle Neueinstellungen der letzten sechs Monate durchleuchtet … Barryl oder Plenjakow unter einem anderen Namen wäre im Netz hängengeblieben. Aber überall Fehlanzeige. Hat man Barryl aber auf unsere Atomforschung angesetzt, muß er in den Produktionsprozeß hinein. Anders kommt er nicht an Pläne heran.«
    »Er kann Kontaktleute aufbauen. Plenjakow wird über unbegrenzte Geldmittel verfügen, um sich Zuträger kaufen zu können.« Bob trank das halbe Glas Whisky mit einem Schluck leer. Orwell beobachtete es mit Stirnrunzeln. So geht das nicht weiter, mein Junge, dachte er. So gehst du langsam vor die Hunde. Das muß ja ein Wunder von einem Weib sein, wenn ein Bob Miller innerlich völlig durchdreht. Winniza, die Taiga, die Flucht über die Mongolei, alles hat er mit Bravour durchgestanden, und ausgerechnet an einer Frau soll ein Bob Miller zugrunde gehen? Das wäre der schlechteste Witz des Schicksals.
    »Fangen wir bei der Spitze an, Bob«, sagte er laut. »Verdammt, stellen Sie das Glas hin und hören Sie mit Saufen auf! Kennen Sie Los Alamos?«
    »Wer kennt es nicht, Sir? Unsere Mami der Atombombe.« Bob winkte ab. »Plenjakow wäre ein Idiot, wenn er dort ansetzen würde. Ich hätte mich auch geweigert, ins Hauptquartier des KGB in Moskau eingeschleust zu werden. Los Alamos ist gesichert wie Fort Knox.«
    »Bob, denken Sie jetzt mal als Russe.«
    »Das habe ich gelernt. Also, Sir, ich denke …«
    »Sie bekommen Befehl, Los Alamos aufzuknacken.«
    »Ich sage: Towaritsch, du bist ein Affe!« Bob sprach jetzt russisch. General Orwell verzog das Gesicht, als habe er Essig getrunken. Aber er unterbrach Miller nicht. »Warum verlangst du nicht, ich soll dem Präsidenten das Schwänzchen abschneiden?«
    »Ich verstehe zwar nicht, was Sie quatschen, Bob, aber eines weiß ich sicher: Sie würden als sowjetischer Offizier nie einen Befehl verweigern.« Orwell setzte sich wieder auf die Schreibtischkante und legte den Schnellhefter auf seine Knie. »Sie fahren also nach Los Alamos!«
    »Zugegeben.« Bob schaltete wieder auf Englisch. »Und dann steht der gute Andrej Nikolajewitsch vor Los Alamos und kann nur noch zur Schwarzen Mutter Gottes beten. Sir, wir alle wissen doch, wie

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