Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
schien sie jetzt in der rötlichen Abenddämmerung zu schweben, getragen von dem noch warmen Wind, der durch die Schlucht wehte und ihr schwarzes Haar blähte.
    »Als du weg warst, habe ich nicht mehr gelebt«, sagte sie und breitete die Arme weit aus. Ihre Brüste spannten sich, der Körper streckte sich, als sie auf die Zehen stieg, ihre langen, schlanken Beine schienen sich vom Boden zu lösen. Die Schatten des Abendrotes lagen in den Wölbungen ihrer Muskeln und modellierten den Leib zu einer nie wiederkehrenden Vollendung menschlicher Schönheit. »Mein Herz hat geschlagen, meine Lungen haben geatmet, ich habe mich bewegt … das war alles. Leben bist nur du! Bob, was hast du aus mir gemacht!«
    »Das hast du in Frazertown auch gefragt …«
    »Du weißt es noch?«
    »Jedes Wort, jede Bewegung, jeden Atemzug.«
    »Ein kleiner hölzerner Bungalow, weiß gestrichen … Die größten Möbel waren das Bett und die Bar –«
    »Mehr brauchten wir auch nicht, Dunjaschka.«
    Sie warf sich nach hinten, lag mit dem Rücken halb auf der langgestreckten Kühlerhaube des Autos und breitete Arme und Beine aus, wie auseinandergerissen zur Liebe, gekreuzigt zur Wollust. »Und du stehst da und redest, redest, redest!« schrie sie und kratzte über den Lack des Autoblechs. »Stehst da und hast Angst, daß ein Stück Braten schwarz wird! Ich habe auf dich gewartet … weißt du, wie lange das her ist? Hast du in Sibirien Jakutenweiber oder Burjatenstuten gehabt? In Irkutsk und Jakutsk feine Dämchen, die nach Rosenöl stanken? Mäuslein, die piepsten, wenn sie in deine Hände fielen? Und was habe ich getan? Ich habe nur von dir geträumt, habe deinen Namen gegen die Wände geschrien, habe mich hingeworfen, irgendwo in ein Kornfeld, hinter einen Baum, in das hohe Gras, zwischen Steinhaufen, habe die Augen geschlossen, und dann warst du bei mir, ich habe dich in mir gefühlt und die Sonne oder die Sterne angeschrien … Nur du warst da … nur du …«
    Er blickte sie an, nahm ihre ausgebreiteten Arme, riß sie an sich und zog sie zur Hintertür des Wagens. Sie folgte ihm taumelnd, noch immer mit geschlossenen Augen, und streckte sich auf die weichen Lederpolster der Rückbank aus. Das Zittern ihres nackten Körpers verstärkte sich, ihr Leib wurde auf und ab geschleudert, und als er zu ihr kam, als sie seine behaarte Haut auf sich spürte, das Spiel seiner Muskeln, die Kraft seiner Männlichkeit, die sie aufspaltete, hieb sie wieder die Nägel der gespreizten Finger in seinen Rücken und biß sich an seiner Halsbeuge fest wie ein Vampir.
    »Wir sind Tiere, Wassjuschka!« schrie sie, als sie einmal Atem holte, und jedes Wort stieß sie heraus wie einen heiseren Schrei. »Wir sind bestialischer als Tiere … Bleib so, bleib – Jetzt müßte die Welt untergehen … jetzt … jetzt … Wassjuschka – der Himmel stürzt ein –«
    Als sie wieder aus dem Wagen kamen, schweißglänzend, von der Kühle der Nacht angesprungen, eine alte Wolldecke um ihre Schultern geworfen, roch es scheußlich nach verbranntem Fleisch. Der gerollte Schweinebraten drehte sich als schwarzer, qualmender Klumpen noch immer an dem durch eine Batterie betriebenen Grillspieß.
    »Jetzt werden wir doch in ein Motel fahren müssen«, sagte Bob und rieb mit einem Deckenzipfel den Schweiß von Dunjas Brüsten. Sie preßte sich an ihn und tastete mit beiden Händen an seinem Leib hinunter. »Oder können wir zu dir?«
    »Unmöglich.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wohne in einem kleinen Zimmer bei einem Drogisten. Ich habe den Ruf eines anständigen Mädchens …« Sie lachte hell, küßte die große Bißwunde an seiner Halsbeuge und zog die gemeinsame Decke enger um sich. Es wehte kein Wind mehr, aber aus den Sternen fiel die Kälte in die Wüste.
    Es ist unmöglich, dachte sie. Um zwanzig Uhr wollte ich mich mit Plenjakow treffen. Auf eine Antwort hofft er. Auf das Ja, ihn zu heiraten. Jetzt wird er vor dem Haus des Drogisten stehen, warten und unruhig sein.
    Sie wickelte sich ganz in die Decke, als Bob sich von ihr löste, zu den weggeworfenen Kleidungsstücken ging und Stück um Stück seine Uniform wieder anzog. Sie sah ihm zu, saß auf der hinteren Stoßstange, rieb die nackten Fußsohlen aneinander, und dachte: Sie dürfen sich nie begegnen, Bob und Andrej Nikolajewitsch. Man muß es verhindern! Aber wie kann man das?
    Sie senkte den Kopf und zog die Decke weit über ihre verschwitzten Haare. Ich werde ihn töten müssen, dachte sie. Was bleibt mir anderes

Weitere Kostenlose Bücher