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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mondschimmer. Eine Totenlandschaft wie auf einem anderen Stern. »Warum darüber reden? Wir haben so vieles zu vergessen und so vieles neu und besser zu machen. Wir sollten beide aus der Vergangenheit fliehen.«
    »Können wir das?«
    »Ich werde es mit allen Kräften versuchen.«
    »Ich auch, Wassjuschka, ich auch.« Sie kroch ganz nahe an ihn und kuschelte ihr Gesicht in seine Halsbeuge. »Wir wollen zwei neue Menschen werden, wie es sie noch nie gegeben hat –«
    Und morgen kommt Andrej Nikolajewitsch Plenjakow, dachte sie, um mich zu fragen, ob ich ihn heiraten will.
    Gott im Himmel, den ich nicht kenne, ich flehe dich an: Hilf uns …
    Am nächsten Vormittag stand Norma Taylor wieder hinter ihrer Milchbar und zapfte Mixgetränke. Sie spürte die Sensation, die knisternd in der Luft lag. Die Männer zogen an ihrem Tresen vorbei wie zur Parade, starrten ihr ins Gesicht, grinsten sie an, aber unterließen dumme oder anzügliche Bemerkungen. Für solche Fälle hatte Norma drei große Litergläser voll Sirup neben sich stehen und war bereit, jedem Flegel eins davon über den Kopf zu gießen. Nur ihr Boß, Stan Wolter mit dem weggeschossenen Hintern, fragte sie am Morgen, als sie ihren Dienst pünktlich wie immer antrat: »Stimmt das alles, Mädchen?«
    Und sie hatte geantwortet: »Ja, es stimmt, Stan. Bob und ich sind uns einig. Ging schnell, was? Aber das ist wie bei einem Gewitter. Keiner weiß, wann und wo ein Blitz einschlägt.«
    Von da ab ließ Stan Wolter Warnungen verbreiten. Erstens Bob Millers wegen, von dem bekannt war, daß er als Topmann des CIA sich nicht scheuen würde, kreisrund um sich zu schlagen, und zweitens Normas wegen, die endlich eine Frau geworden war und durch ihre Verbindung zu Miller auch schließlich für Ruhe in den Reihen der Männer sorgte, die bis gestern noch wie Auerhähne in der Kantine II gebalzt hatten.
    Nicht ganz so einfach hatte es Bob selbst. Er saß in einem Büroraum, den man ihm in der Zentralverwaltung zur Verfügung gestellt hatte, las gerade die Untersuchungsprotokolle über den Mord an Hendrik Gulbrannson, dessen Akte er sich hatte kommen lassen, als das Telefon klingelte.
    Schon bevor der Mann am anderen Ende der Leitung einen Ton sagte, wußte Bob, wer ihn anrief. Das Schnaufen durch die Nase war wie eine Erkennungsmelodie.
    »GutenMorgen, Sir!« sagte Bob freundlich. »In Los Alamos sind es bereits um diese Zeit dreißig Grad Hitze. Wie sieht's in Fort Patmos aus?«
    »Wir sind wieder in Fort Thompson, Bob.« Die Stimme von General Orwell klang so klar, als sei nur ein Meter Leitung zwischen ihm und Miller. »Im Nebenraum stehen zwölf Ihrer Freunde bereit. Wenn ich Ihnen die Namen nenne, werden Sie jubeln. Alles Teilnehmer von Alaska. Ich nehme an, daß Sie mir allerlei zu sagen haben, Bob. Wir sind zum Großeinsatz bereit.«
    »Danke, Sir.« Bob Miller betrachtete erstaunt den Hörer, ehe er weitersprach. »Die Einladungen zu meiner Hochzeit gehen pünktlich heraus. Aber so schnell war es nicht gemeint. Sir, ich habe Ihnen offiziell zu melden, daß ich mich gestern mit Miß Norma Taylor, geboren in Waco in Texas, verlobt habe.«
    »Dann haben Sie die Flasche genommen, Bob«, sagte General Orwell trocken. »Prüfen Sie das nochmal nach, bevor Sie endgültig vor dem Reverend ›Ja‹ sagen. Die Dame, mit der Sie gestern nacht mit einer wirklich bewundernswürdigen Ausdauer Verlobung gefeiert haben – ein Glück, daß der Oldsmobil so gute Federn hat –, heißt Dunja Andrejewna Koroljow, geboren in Liski, südlich von Woronesch. Stimmt's, mein süßer Wassjuschka, mein starkes Bärchen …?«
    »Sir –« Bob Miller überflutete eine Hitzewelle, die sein Hirn aus dem Kopf zu drücken schien. »Ich habe …«
    »Sie haben ›Tote Fliege‹ spielen wollen, Bob. Ein gefährliches, ein tödliches Doppelspiel in unserer Situation. Ihr Zusammenprall mit Dunja war ein Elementarereignis, das erkenne ich an. Und es ist löblich, daß Sie und Dunjaschka beschlossen haben, auszusteigen und vielleicht Erdnüsse anzubauen. Ihre genauen Pläne haben Sie ja noch nicht fixiert –«
    »Sie haben uns belauscht, Sir –«
    »Glauben Sie, wir stellen Ihnen ein Auto zur Verfügung, das nicht präpariert ist? Die Wanzen im Zimmer zwanzig bei Jerry waren nur dazu da, Sie wieder ins Auto zurückzujagen. Das ist gelungen. Aber da hatten wir ja schon vorher allerhand gehört. Bob, unter uns Männern und als Ihr Freund: Ich kenne diese Dunja nicht, aber es muß eine Frau sein, bei der

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