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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht sehr stark … sie hatte sich am Türgriff festgehalten und die Beine gegen den Wagenboden gestemmt.
    »Ich habe einen Braten bei mir und einen Grill«, sagte er heiser. »In zwei Stunden scheint der Mond. Es könnte so romantisch sein wie damals am Bug. Wir saßen auf einer der weißlackierten Bänke am Ufer, und hinter uns leuchtete von Billys Schuppen der Riesenhamburger auf dem Dach. Den Bug und Billys Plastikscheusal kann ich dir nicht bieten … dafür aber den Mond und erinnerungsträchtige Einsamkeit. Wie wäre es mit einem Steinbruch … nur ein paar Meilen von hier?«
    Über Normas Gesicht lief kein Zucken. Sie strich nur mit beiden Händen ein paar Haarsträhnen aus der Stirn und lehnte sich in den tiefen Sitz zurück. Dabei schlug sie die Beine übereinander. Der an sich schon kurze Rock rutschte völlig hoch und gab ihre Oberschenkel frei. Bob schielte hinunter.
    »Ein grüner Slip … wie in Frazertown –«, sagte er.
    »Er hatte mich gefesselt und wollte mich vergewaltigen –«
    »Gulbrannson?«
    »Im Steinbruch wurde er unvorsichtig. Zusammengebundene Beine sind nicht die ideale Ausgangsposition. Er mußte sich bücken … und es lagen genug spitze Steine herum.«
    »Du hast Gulbrannson erschlagen? Das hast du nie getan. Nie! Dazu bist du nicht fähig, Dunja.«
    »Wir wurden ausgebildet, in bestimmten Situationen jegliche menschliche Regung auszuschalten. Wer weiß das besser als du?« Sie drehte den Kopf zu ihm und lächelte ihn an. Es war, als säße er mit ihr in Frazertown in einem Wagen und wolle hinüberfahren zu Hillmoores Bar. Um sie herum war nicht New Mexiko, sondern die sanfthügelige Landschaft der Süd-Ukraine, die Weizenfelder und blühenden Gärten und hinter einer Biegung der breite, schöne Fluß, der hier Silver River hieß und nicht mehr Bug. Und über ihnen Rußlands Sternenhimmel, aus dem eine glückhafte Schwermut in die Herzen tropfte.
    Eine herrliche Welt voller Verlogenheit, Gemeinheit und Tod! Eine Welt zum Kotzen … aber niemand will sie so sehen!
    »Fahr, mein Liebling«, sagte sie sanft. Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter und ließ ihn auch dort, als er ziemlich schnell die Straße hinunterfuhr. »Ich habe auf diese Stunde gewartet, aber ich habe nie geglaubt, daß sie jemals kommen würde. Zwei Staubkörner in der Unendlichkeit sollen wieder zueinander schweben … wie unmöglich ist das! Nicht einmal in einem Märchen, nicht einmal durch die Zauberkraft aller Feen könnte so etwas geschehen. Aber ich habe davon geträumt … jeden Abend, wenn ich in den Himmel blickte, und zu den Sternen oder den Wolken, dem Regen oder einfach zu der Dunkelheit sagte: ›Gute Nacht, Wassjuschka! Du bleibst immer in mir. Du hast mir gezeigt, was die Unsterblichkeit der Liebe ist. Gute Nacht, mein Liebling!‹ Dann habe ich wunderbar geschlafen, weil ich in deinen Armen lag …«
    »Was hast du bis jetzt nach Moskau gemeldet?« fragte Bob tonlos. Er bog von der Hauptstraße ab und fuhr in die Berge hinein, über einen holprigen, unausgebauten Weg, der sich durch kahle Schluchten wand.
    »Ich liebe dich, Bob«, antwortete sie. »Ich habe dich wieder. Das Wunder aller Wunder ist geschehen … Hast du Moskau gesagt? Was ist Moskau? Wer ist Moskau? Haben wir dieses Wort schon einmal gehört? Moskau … Wo hast du den Ausdruck her? Was bedeutet er?«
    Er bremste und riß Norma an den Schultern zu sich herum. Sie lag halb an seiner Brust, ihre rechte Schulter war gegen das Lenkrad gepreßt. Es mußte schmerzen, das Steuer drückte gegen ihren Rücken, aber sie verzog keine Miene. Nur ihre großen, schwarzen Augen bekamen einen untergründigen Glanz.
    »Mein armer Wassjuschka«, sagte sie leise. »Du weißt nicht, was du tun sollst. Kann ich dir helfen? Das Gift steckt in der kleinen Rosette zwischen den Brüsten. Aber du mußt es herausnehmen und mir in den Mund stecken. Selbst tue ich es nicht … sieh, ich öffne nur den Mund. Ich werde die Ampulle zerbeißen und hinunterschlucken … es liegt nur an dir, mein Bärchen …«
    Sie legte den Kopf weit in den Nacken, öffnete die Lippen und schloß die Augen. Ihre Zunge spielte um die Zähne, glitt dann über die Lippen und schien ihm zuzuwinken. Töte mich in dem Augenblick, in dem sich für mich ein Himmel öffnet.
    Er drückte seine Hand auf ihren offenen Mund und hielt ihn zu. Sofort schlossen sich ihre Lippen, ihre Zähne schnappten wie Fangeisen zu und gruben sich in seinen Handballen.
    »Bist du an Geheimakten

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