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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihm zu verbrennen.
    »Heute abend?« fragte das Wasserstoffblondchen. »St. Stephans Street zwölf.«
    John Barryl zuckte zusammen. Die schönen Gedanken an Norma Taylor waren zerstört. »Diese Woche nicht«, sagte er und stand von der Bank auf. Aus dieser Perspektive waren ihre Brüste noch deutlicher zu sehen. Sie hatten große, braunrote Monde und Warzen wie kleine Nüsse. »Ich habe viel zu tun.«
    »Auch nachts?«
    »Ich werde vor Müdigkeit umfallen. Da ist nichts mehr drin, Baby.«
    »Ich heiße Britt. Britt Lawson.« Sie leckte wieder an ihrem Softeis mit einer schmalen Zunge, die sich fast zärtlich um das Hörnchen schlang. »Vielleicht später?«
    »Sicherlich später.« John Barryl tippte an sein grünes Mützenschild und beeilte sich, den Bus zu bekommen, der bis zur Boxschule fuhr.
    Ein Mähdrescher, dachte er. 200 Hektar Weizen ernten. Das war bestimmt eine gute Abwechslung nach dem Herstellen und Verkaufen von Hamburgers.
    Außerdem würde es sich zeigen, ob Norma Taylor ihn vermißte, wenn er nicht mehr im Restaurant arbeitete. Darauf war er am meisten gespannt.
    In der Nacht schlichen sich Dewjatow und Shukow auf den Fabrikhof, auf dem wie ein riesiges, bizarres Ungeheuer der Mähdrescher von Ferguson & Sons stand. Man bewachte ihn nicht … ein solches Ungetüm kann man nicht klauen. Dewjatow kletterte in die Fahrerkabine, und Shukow stieg von hinten auf, um sich den Häckselkasten anzusehen. Er war so groß wie ein kleiner Wohnwagen, innen glatt und mit verzinktem Blech ausgeschlagen. Das Blasrohr, das links oben in ihn mündete und den Häcksel hineindrücken würde, hatte den Durchmesser von zwei kräftigen Männerarmen.
    Dewjatow beugte sich durch das Fenster der Fahrerkabine zu Shukow hinunter. Wassja Grigorjewitsch trug jetzt seine amerikanische Kleidung, so, als gehe er gleich zur Arbeit in eine Tankstelle. Man hatte sich in Fort Thompson für diese Berufsgruppe entschieden. Tankwart und Automechaniker sind zwei der populärsten amerikanischen Berufe. Es war mit Sicherheit anzunehmen, daß in der Stadt am Bug gerade dieses Image besonders gepflegt wurde. Außerdem ist ein Mann im Overall merkwürdigerweise unverdächtig. Es ist die Uniform des guten Kumpels. So gesehen, war Shukows Tarnung die beste von allen Möglichkeiten.
    »In Ordnung?« fragte Dewjatow.
    »Hervorragend.« Shukow legte sich auf den glatten Boden der Häckselkiste. »Wenn ich hier nur herauskomme, bevor gemäht wird –«
    Da niemand wußte, wie lange die Fahrt dauern würde, nahm Shukow zwei Plastikkanister mit Wasser in die Kiste, ein großes Handtuch und eine kleine Flasche reinen Sauerstoff mit einem Mundstück. Es sollte sich zeigen, wie klug das war.
    Dann klappte Dewjatow den Deckel der Häckselkiste zu, hakte die Verschlüsse ein und klopfte mit dem Knöchel seiner rechten Faust noch einmal gegen den Kasten.
    »Viel Glück, Wassja Grigorjewitsch!« sagte er. »Hören Sie mich?«
    »Wie aus den Wolken«, antwortete Shukows dumpf klingende Stimme.
    »Haben Sie nichts vergessen?«
    »Nichts.«
    Shukow tastete nach dem zweiten Knopf seines Overall-Latzes. Die Gelatinekapsel mit dem Gift lag in der Höhlung.
    Pünktlich um halb sechs begann es um den Mähdrescher zu rumoren. Shukow hörte viele Stimmen, dann klirrte irgendwo Eisen, jemand kletterte auf dem Riesending herum und trat einmal kurz gegen den Häckselkasten. Dewjatow. Das Zeichen. Er enterte die Fahrerkabine. Die Fahrt in das verbotene Land begann.
    Shukow setzte sich auf den Boden seines Häckselkastens, legte Handtuch, Sauerstoffflasche und Wasserkanister bereit und erschrak heftig, als der schwere Motor aufbrüllte und ein gewaltiges Rütteln durch die ganze Maschine fuhr. Dann bewegte sich der Koloß, stampfte aus dem Fabrikhof und begann seinen Marsch nach Nowotschok. Zwei Wagen der Miliz mit Blaulicht fuhren voraus und machten die Straßen frei, zwei Wagen mit Funktionären der Landwirtschaftsbrigade Winniza folgten dem donnernden Ungeheuer.
    Kurz nach sechs Uhr früh erreichte die Kolonne den elektrisch geladenen Zaun und das berühmte Tor VI, durch das auch Plenjakow in eine neue Welt getreten war. Die Wagen der Miliz wendeten und fuhren sofort nach Winniza zurück, die Funktionäre stiegen aus und begrüßten drei Offiziere der Roten Armee. Das Tor stand weit offen … Dewjatow schätzte es ab und fand, daß es ein Millimeterfahren werden würde.
    »Genossen!« rief er deshalb aus seiner Kabine und beugte sich bis zur Brust aus dem Fenster. »Ich

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