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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anderen Offizieren zu. »Er läßt sich lenken wie ein Fahrrad.«
    »Wenn man's kann!« schrie Dewjatow aus seiner Kabine. »Es ist wie bei einer stämmigen Frau, Genossen. Man sollte wissen, wo man sie anfassen muß, um sie auf den Rücken zu legen!«
    Alles lachte, und wer lacht, kontrolliert nicht. Dafür kam der Amerikaner heran, kletterte auf die Maschine und riß die Tür der Fahrerkabine auf. Dewjatow blickte ihn freundlich, aber lauernd an. Aus der Nähe sieht er schon anders aus, dachte er. Ein gefährliches Kerlchen, so hübsch sein Gesicht auch ist. In seinen Augen steckt Energie, und die Muskeln unter seinem Hemd sind durchtrainiert. Wenn sie alle so sind in dieser verbotenen Stadt, ist Shukow gerade richtig. Dann fällt er nicht auf mit seinem muskulösen Körper. Dazu noch seine Augen, in denen die Wehmut sibirischer Weiten liegt … es dürfte nichts passieren! Das einzig Gefährliche war das zu einem Kurzwellensender umgebaute kleine Transistorradio, das Shukow in der Hosentasche trug.
    »Sie übernehmen das Ding, Genosse?« fragte Dewjatow lässig. »Sehen Sie mal her, ich erkläre Ihnen die einzelnen Funktionen.«
    »Danke, Genosse.«
    Er spricht russisch, dachte Dewjatow. Natürlich! Niemand soll ja wissen, daß hinter den Hügeln eine amerikanische Stadt aufgebaut ist. Er stieg aus der Kabine, trat wieder zufällig gegen den Häckselkasten und gab den Platz für John Barryl frei.
    Nach zehn Minuten und einer Probefahrt hatte John alles begriffen. Er nickte den Offizieren zu, Dewjatow sprang auf die Erde und hatte keine Zeit mehr, sich zu verabschieden. Ein Offizier drängte ihn in einen Geländewagen, gab Gas und raste mit ihm zurück zum ersten Zaun. Dewjatows Mission war erfüllt. Jetzt kam es allein auf Shukow an, was er aus der Situation machte.
    John Barryl lenkte den Mähdrescher sicher durch den zweiten Zaun und fuhr dann auf der Straße weiter. Nach zweihundert Metern, in einer Senke, überkam ihn die Neugier. Er bog ab, rollte an den Rand eines Kornfeldes und setzte den Mechanismus in Bewegung. Die rotierenden Schneidbalken senkten sich, die erste Flut von Halmen wurde in die Maschine geschleudert.
    Shukow in seinem Häckselkasten merkte mit Entsetzen, wie aus dem dicken Blasrohr ein gewaltiger Luftstrom kam und ihn fast gegen die Wand drückte. Dann staubten auch schon die ersten Häckselwolken herein und nahmen ihm die Luft, als stecke er mitten in einem Sandsturm. Er ließ sich fallen, riß einen der Wasserkanister auf, schüttete ihn über das Handtuch und preßte dann das nasse Tuch fest gegen sein Gesicht. Staubwolken drückten ihn nieder, und das herumwirbelnde Häcksel traf ihn wie tausend Nadeln. Das Gebläse war so stark, daß er meinte, die Häckselstückchen würden in seine Haut gedrückt, drängen in alle seine Adern und vermischten sich mit seinem Blut zu einem dicken Brei. Er hustete wild, tastete mit geschlossenen Augen nach der Sauerstoffflasche und preßte das Mundstück zwischen seine Zähne.
    Das überleb ich nicht, dachte er. Die verdammten Häcksel werden mich zertrümmern, ersticken, mich ausstopfen wie einen Spielzeugbären. Er preßte das Gesicht gegen die Wand aus Zinkblech, saugte aus der Flasche den reinen Sauerstoff und vergrub sein Gesicht in das große nasse Handtuch. Gegen seinen Rücken hämmerte der Strom der Häckselstückchen.
    So plötzlich, wie es begonnen hatte, hörte das Gebläse wieder auf. John Barryl hatte seine Neugier gestillt, fand, daß die amerikanische Maschine ein gutes Ding sei, schaltete die Apparatur aus und bog zurück auf die befestigte Straße. Hinter sich ließ er fünf Strohballen, fest gepreßt und zweimal verschnürt.
    Shukow in seinem Häckselkasten warf sich auf den Rücken und nahm das Handtuch vom Gesicht. Er atmete noch immer aus der Sauerstoffflasche und gewöhnte sich erst langsam daran, daß er noch lebte.
    John Barryl passierte die dritte Sperre ohne Schwierigkeiten. Hier erwartete ihn Bürgermeister James Bulder und kletterte zu ihm in die Fahrerkabine.
    »Na, was sagen Sie dazu, John?« fragte er. »Wenn Sie wüßten, welchen Weg das Ding genommen hat. Gekauft wurde es von Schweden durch Mittelsmänner, dann haben wir es nach Finnland geschafft und von dort nach Winniza. Wie ich sehe, fahren Sie den Kasten, als seien Sie darauf geboren.«
    »Ich freue mich auf die Landarbeit, Sir.« John Barryl ließ den Motor wieder an. »Wer macht jetzt die Hamburgers?«
    »Billy selber. Nach der Ernte kommen Sie zu Rampler

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