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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichzeitig in den Hintern zu stechen. Das KGB entschuldigt sich nicht! Nie! Ich habe genug mit ihm zusammengearbeitet, ich kenne die Genossen. Ob in Moskau, Leningrad, Irkutsk oder Odessa … sie sind alle gleich. Sie haben einen Verdacht, und der wächst in ihnen wie ein Stachelhalm.«
    »Und du glaubst es auch … ich sehe es dir an, John.«
    »Ist nicht alles möglich, Bob?«
    »Vor Frazertowns elektrischen Zäunen sind die Grenzen der Möglichkeiten.«
    »Das glaube ich auch. Trotzdem sollten wir wachsam sein. Bulder hat mich beauftragt, jeden in der Stadt heimlich zu überprüfen. Bob –«, er nahm Miller die Zigarette aus dem Mundwinkel und rauchte die letzten zwei Züge, ehe er sie auf dem Deckel des Häckselkastens zerdrückte, »du bist mir wie ein Bruder. Hilfst du mir bei den Beobachtungen?«
    »Darauf kannst du dich verlassen!« sagte Bob Miller aus voller Brust. »Ich werde meine Augen überall haben.«

Um zehn Uhr morgens nahm Norma Taylor wieder ihren Platz hinter der Milchtheke ein. Im Personalraum hatte sie sich umgezogen, trug wieder das kurze Röckchen und die aufregend ausgeschnittene, knappe Bluse und hatte in das schwarze Haar eine rote Nelke gesteckt. Sie sah erregender denn je aus, und die paar Arbeiter, die um diese Zeit schon Billys Hamburger-Restaurant besetzt hielten, bekamen glänzende Augen.
    Rampler, der in der Küche mißmutig mit Gehacktem, Käsescheiben, Tomaten und Gurken hantierte und die Landwirtschaft verfluchte, weil sie ihm den begabten John Barryl entzog, dessen Hamburger-Kompositionen unschlagbar waren, lief hinter die Theke und bestaunte Norma, als stehe sie nackt an den Zapfhähnen.
    »Was war das?« fragte er aufgeregt.
    »Was war?« fragte sie nüchtern zurück.
    »Gestern. John hat seinen Kopf umfunktioniert und benutzte ihn als Rammbock. Er war dabei, Mauern einzurennen. Verrückt hat er uns alle gemacht. Wo warst du, Norma?«
    »Spazieren …«
    »Wie bitte?« Rampler lehnte sich gegen die Regalwand mit den Gläsern und Porzellanbechern. »So einfach spazieren? Am Fluß vielleicht auch noch?«
    »Genau am Fluß. Ich hatte plötzlich Lust, allein zu sein, ganz allein, im Gras zu sitzen und ins Wasser zu blicken. Im Fluß sind übrigens viele große Fische, wissen Sie das, Billy?«
    »Hysterisch geworden, Norma?« Rampler schnaufte durch die Nase wie ein Walroß. Er war rechtschaffen wütend. Nicht nur John Barryl hatte ihm auf den Nerven herumgetrampelt, auch seine Gäste beschwerten sich lauthals, warum die schöne Norma nicht die Milchmixgetränke zapfe, sondern eine Aushilfskraft mit breiten Schultern und stämmigen Beinen, der man den Militärdienst auch hinter der Theke ansah. Wer sich zum Beispiel beschwerte, daß zu wenig Frucht in der Milch war, der wurde angeblafft wie auf dem Kasernenhof. Das Betriebsklima an diesem Tag war nicht gut, bei Gott nicht! Wer kann es Rampler verübeln, daß er Normas romantische Anwandlung nicht bejubelte?
    »Das ist was ganz Neues«, knurrte Billy, als Norma keine Antwort gab. »Natürlich sind dicke Fische im Fluß, aber der dickste Hund ist hier gebraten worden. John hat herumgebrüllt, man habe dich abkommandiert. Damit hat er den wichtigsten Befehl mißachtet, nie und nirgendwo unsere Aufgabe zu erwähnen. Ich habe ihn in mein Büro einsperren müssen, bis er soviel gesoffen hatte, daß ich ihn an Bob weiterschieben konnte. Und alles nur, weil die Dame Lust hatte, allein am Fluß zu sitzen und Fische zu beobachten.«
    »Es ist schon vorbei.« Norma kontrollierte die Behälter für die Fruchtsirups und machte einen Geschmackstest, ob die Milch auch frisch und gut gekühlt war. Sie war es nicht. »Zu warm«, sagte sie.
    »Du könntest auch Hitze ablassen«, sagte Rampler anzüglich. »Himmel, entscheide dich endlich für Bob oder John! So geht's nicht weiter. Über kurz oder lang ist ja doch alles vorbei –«
    »Das ist es, Billy.« Norma drehte an der Kühlung herum, der Motor summte leise. »Wir dürfen kein Herz haben … aber wir haben leider eins! Das muß man mit sich allein ausmachen.«
    Rampler sah das ein und ging zurück in die Küche zu seinen halbfertigen Hamburgers. Sie können uns befehlen, den eigenen Scheißdreck zu fressen, dachte er. Und bei der Ausbildung in Sibirien haben wir aus Baumrinden, Blättern und Gräsern eine Suppe gekocht, die machte uns satt, aber wir haben auch drei Tage ununterbrochen Wasser geschissen, bis wir so erschöpft waren, daß wir nur noch kriechen konnten. Aber wir haben das

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