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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bob Miller zeigte mit dem Daumen auf die Flaschenbatterie hinter sich. »Such dir was aus! Auf meine Kosten für die große Freude.«
    »Jetzt trinke ich Rum!« Barryl klemmte sich auf den Hocker neben die üppige Dame. »Puren Barcadi-Rum! Und wenn ich umfalle! Stützen Sie mich, schönes Mädchen?«
    »Nein!« Die Üppige sah ihn abweisend an. Sie war auf Bob programmiert. »Wenn Sie sich betrinken wollen, gehen Sie woanders hin.«
    »Nach zehn Rum bin ich eine Wucht, Miß!« sagte John fröhlich. »Das haben Sie noch nicht erlebt!«
    Wenig später ging Bob nach hinten in das Magazin und rief Norma an. Zuerst war Rampler am Telefon und sagte, der Boxzar Harry Fulton sitze im Lokal und sänge Lobeslieder auf Bob Miller. Bob lachte, vergaß es aber sofort wieder und freute sich, als er endlich Normas Stimme hörte.
    »Liebling, John ist eben eingetroffen und schießt mit geballtem Charme Fröhlichkeit um sich. Was hast du ihm bloß gesagt?«
    »Nichts. Übrigens bin ich nicht dein Liebling.«
    »Noch nicht. Aber Nummer eins habe ich gewonnen: Du hast in meinem Bett geschlafen. Es ist wundervoll! Der Duft deines Körpers strömt noch aus der Decke … jede freie Minute liege ich mit der Nase drauf und inhaliere ihn …«
    Norma warf den Hörer auf die Gabel und ging wütend zurück in die Milchbar. Rampler hielt sie am Arm fest.
    »Schon wieder Krach?« fragte er ahnungsvoll. »Jetzt ist Bob eifersüchtig, was?«
    »Nein! Aber man könnte ihm dauernd, wie einem Stier zwischen die Augen schlagen! Es kann sein, daß ich das auch noch tue.«
    Rampler ließ sie los und nickte zum Lokal hinaus. »Fulton möchte dich sprechen«, sagte er.
    »Mich? Was habe ich mit Boxen zu tun?«
    »Er will dich was fragen über Bob …«
    »Ich mag Fulton nicht«, sagte Norma mit sicherem Instinkt. »Er hat Augen wie ein hungriger Wolf –«
    Drei Tage später verletzte sich John Barryl an dem amerikanischen Mähdrescher. Irgendein Teil in der Strohpresse klemmte, er suchte nach dem Fehler, rüttelte da, klopfte dort, zog an Gestängen und Walzen, und das alles bei laufendem Motor. Er hatte es eilig. Noch drei Tage, und die Ernte war eingebracht. Dann stand er wieder bei Billy, stellte Hamburgers her und konnte Norma den ganzen Tag sehen und sprechen.
    Seine Unvorsichtigkeit rächte sich, wie konnte es anders sein? Plötzlich überlegte es sich das Preßwerk, die Maschine lief mit einem tiefen Rattern an, und das gerade in dem Augenblick, als Barryl mit dem halben Arm im Inneren des Apparates stak. Es gelang ihm noch, den Arm zurückzureißen, aber irgendein Messer, das Stroh beschnitt, streifte noch seinen Unterarm und schlitzte ihn zehn Zentimeter auf. Ein Blutstrom ergoß sich sofort in das Preßwerk, Barryl taumelte zurück und drückte den Daumen auf die Schlagader in der Armbeuge. Es sah zunächst aus, als habe der Schnitt so tief getroffen, daß alle großen Adern durchtrennt waren, und die Nerven und Sehnen dazu, denn plötzlich zitterte der Arm wie verrückt, ohne daß John es aufhalten konnte, und eine Eiseskälte überdeckte allen Schmerz.
    Jetzt bin ich ein Krüppel, dachte er. Der Arm wird amputiert werden. Ich werde nie nach Amerika kommen, meine Laufbahn als Agent des KGB ist damit beendet. Ich werde Norma heiraten können … als Krüppel darf ich endlich ein Herz haben!
    Er lockerte vorsichtig den Daumen, aber das typische Blutspritzen stellte sich nicht ein. Das Blut überflutete nur seinen Arm und tropfte auf das Feld, über seine Hosenbeine, auf seine Schuhe.
    So fand ihn Bob Miller, der kurz darauf mit einem kleinen gemieteten Jeep daherkam, um John abzulösen. Barryl saß neben dem Mähdrescher, hatte seinen Gürtel um den Oberarm gebunden und staute das Blut. Die Wunde klaffte weit auf und glich einem schlitzförmigen Krater.
    »Das hast du fein gemacht, du Rindvieh!« sagte Bob, faßte John unter, schob ihn in den Jeep und raste zurück nach Frazertown. Er ließ sich auf der Fahrt den Unfall erzählen, tippte an die Stirn und bremste kreischend vor der Aufnahme des Hospitals. Eine junge Schwester und ein junger Arzt traten auf die Straße. »Bei laufendem Motor reparieren! Man sollte dir den Hintern auch noch aufreißen!«
    John Barryl bekam ein schönes Einzelzimmer – im Gegensatz zu allen anderen Krankenhäusern auf der Welt hatte man in Frazertown viel Platz und jubelte, wenn sechs Zimmer belegt waren – und wurde dann sofort in den OP geschoben.
    »Wie sieht es aus?« fragte Bob den jungen Arzt, als John

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