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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Leiche fuhr über die Ausfallstraße ins Hinterland, zur dritten Sperre. Sei kein Heiliger, Bob, sagte er sich. Laß dich nicht von Skrupeln auffressen. Junge, beiß die Zähne zusammen! Da umarmt und küßt er dich, und du hast seinen Namen an den CIA gemeldet, hast einen Freund von ihm getötet, bist hier, um seinem Land unermeßlichen Schaden zuzufügen … und hast ihm heimlich auch noch das geliebte Mädchen weggenommen. Bob Miller, nach normalen ethischen Begriffen bist du ein erbärmliches Schwein! Aber du bist nicht hier, um über Ethik nachzudenken. Es ist dein Beruf, ein Mensch ohne Gewissen zu sein. Und dein Vaterland ehrt dich noch dafür. Wenn du Anwandlungen von Scham hast, Bob Miller, dann geh nach Hause, stell dich vor den Spiegel und schlag dir selbst in die Fresse. Das befreit für einen Augenblick, aber nur für einen Augenblick –
    »Was machst du heute mittag?« fragte John Barryl. Bob Miller lehnte sich zurück und legte die Beine auf den gegenüberstehenden Stuhl. Was tue ich, fragte er sich auch. Um 16 Uhr ist ein Vortrag über die amerikanischen U-Boot-Stützpunkte – das wird interessant. Wie gut kennen die Russen unsere Meerbunker für die Atom-U-Boote? Besitzen sie eine vollständige Liste? Das ist eine Information, die zu den heißesten gehört. Aber vorher?
    »Du bist mit der Ernte fertig?« fragte er. John Barryl nickte.
    »Heute noch zwei Stunden, dann wird morgen das Monstrum von Maschine geputzt und bei der Sowchose wieder abgeliefert.«
    »Ich helfe dir, John.«
    Bob Miller steckte sich eine Zigarette an und blickte zu Norma hinüber. Sie kam jede Nacht. Er hatte ihr einen Schlüssel für das kleine Holzhaus gegeben, und wenn er gegen drei Uhr morgens aufschloß, müde von Hillmoores Barbetrieb, lag sie in berauschender Nacktheit im Bett. Er duschte sich dann kalt, jagte die Müdigkeit aus seinen Nerven und weckte Norma mit der Zärtlichkeit seines Eindringens. Eine Stunde vulkanischen Lebens flammte alle Vernunft von ihnen, dann schliefen sie bis in den hellen Morgen hinein, nebeneinander, halb aufeinander geschoben oder mit bizarr ineinander verschlungenen Gliedmaßen. Wer zuerst erwachte, weckte den anderen mit Küssen und übernahm den Küchendienst. Es war ein Leben voll Seligkeit, ohne einen Gedanken an die Zukunft, ein Zauber der körperlichen Nähe, der das Wissen um das kommende schreckliche Ende zudeckte.
    Von Bob aus ging Norma dann wieder zur Arbeit in Billys Restaurant. Es war fast ein Wunder, daß John Barryl noch nichts gemerkt hatte. Selbst wenn er mit Norma tanzen gegangen war, was Bob nie konnte, weil er ja um diese Zeit bei Hillmoore Drinks mixte, huschte sie zu Miller. John brachte sie stets brav nach Hause, küßte sie zum Abschied, was sie ihm seit einer Woche erlaubte und ihn ganz selig machte, dann wartete sie eine Viertelstunde, bis sie sicher war, daß Barryl sich auf dem Heimweg befand, und schlüpfte wieder aus dem Apartmenthaus, um sich zehn Minuten später in Bobs Bett zu werfen.
    Manchmal kam Barryl auch zu Bob zurück an die Bar und sagte: »Sie liebt mich, Bob! Ich spüre es an jeder Faser ihres Körpers. Wenn du gesehen hättest, wie sie mich vorhin beim Abschied geküßt hat. Oh, du kannst es dir nie denken! So kann keine zweite Frau küssen! Man verbrennt an ihren Lippen. So etwas hast auch du noch nicht erlebt.«
    »Du Glücklicher«, antwortete Bob dann und warf den Shaker fast bis an die Decke. »Gratuliere.«
    »Ich bin wirklich ein Glücklicher, Bob.«
    »Und wann gehst du mit ihr endlich ins Bett? John, du mußt etwas wagen! Wenn sie die Tür aufgeschlossen hat, sofort hinterher! Das imponiert!«
    »Norma würde es erschrecken. Unsere Liebe wächst wie eine Pflanze, Bob. Wie ein Baum, den einmal kein Sturm mehr entwurzeln kann. Sie ist etwas ganz Großes, unsere Liebe –«
    Morgens um drei sagte dann Bob zu Norma: »Übertreibst du nicht ein bißchen bei John? Wenn der Junge an deinen heißen Lippen kleben bleibt –«
    »Eifersüchtig, Wassjenka?«
    Sie räkelte sich, schob ihre Brüste zu seinen Händen und genoß mit geschlossenen Augen, zitternden Lidern und bebenden Lippen das Spiel seiner Finger mit ihren Brustwarzen. Ihre Schenkel öffneten sich dann, und meistens krallte sie ihre Hände in seine Haare und zog ihn mit einer atemlosen Brutalität über sich.
    »Du machst mich wahnsinnig …« keuchte sie, biß wie immer in seine Schulter und ließ ihn mit den Zähnen nicht mehr los. »Du Bär! Du verrückter Bär! Du verrückt

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