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Das doppelte Rätsel

Das doppelte Rätsel

Titel: Das doppelte Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Einwirkung dieser Neutronen befunden, die Strahlung hätte also scharf gebündelt sein müssen. Eine solche Strahlung gab es bisher nicht. Zweitens: Langsame Neutronen kommen nur in der Technik vor, nicht in der Natur. Sie entstehen nur, wenn schnelle, also sozusagen normale Neutronen mit irgendwelchen Mitteln stark abgebremst werden.“
    „Halten wir doch erstmal fest, daß wenigstens theoretisch diese Möglichkeit besteht!“ sagte Pollux unnachgiebig.
    Der Ingenieur, seiner Sache nun wieder ganz sicher, spottete: „Na, dann entdecken Sie mal, woher diese Neutronen kommen — und vor allem, warum sie bisher noch nie bemerkt wurden!“
    „Ich weiß nicht“, sagte Pollux offen und freundlich, „aber erstens ist ja eine solche Katastrophe auch zum ersten Mal aufgetreten, und zweitens“, er zögerte einen Moment, sagte aber dann doch, was ihm auf der Zunge lag, „zweitens gibt es sicherlich im Weltraum noch mancherlei, was Sie und ich nicht wissen!“
    Die Mitglieder der Untersuchungskommission hatten das Duell mit wachsender Spannung verfolgt. Jetzt hielt es der Kommandant für geraten, sich in den Dialog einzuschalten. „Wenn eine solche Bestrahlung stattgefunden hätte — angenommen nur —, dann müßte sich das doch nachweisen lassen. Oder?“
    „Gut“, sagte der Ingenieur, „gut.“ Und er fragte Osterriem, an welchen Stellen im Nutzteil der Rakete gewisse Elemente aufträten, die nach einer solchen Bestrahlung unbedingt schwache Radioaktivität zeigen müßten. Nachdem darüber Klarheit geschaffen war, unterbrach der Kommandant die Sitzung und beauftragte den Ingenieur und den Werftleiter, die entsprechenden Stellen der FR 17 daraufhin zu untersuchen. Das Ergebnis überzeugte nun auch den Ingenieur.
    Als sich die Kommission nach der Unterbrechung wieder zusammensetzte, hatte sich die Stimmung völlig gewandelt. Zwar lag der schwierigere Teil der Aufgabe noch vor ihnen; aber es war doch nun ein Weg sichtbar geworden, es hatte einen ersten, wenn auch kleinen Erfolg gegeben, der auf eine Lösung wenigstens hoffen ließ. Der Kommandant faßte noch einmal zusammen, was bisher ermittelt worden war. Dann fuhr er fort: „Natürlich werden wir hier keine völlige Klarheit über diese Erscheinung erreichen können. Dazu sind bei so neuartigen Erscheinungen in der Regel umfangreiche Forschungen spezieller wissenschaftlicher Arbeitsgruppen notwendig. Machen wir uns deshalb klar, was wir hier eigentlich erreichen können und müssen. Das Wichtigste scheint mir, die Herkunft dieser Strahlung zu finden, weil wir erst dann navigatorische Voraussetzungen haben, die Reisesicherheit zu garantieren und folglich das Startverbot aufzuheben. Aber wie wir dahinterkommen sollen …“ Er zuckte mit den Schultern.
    Der Pilot Johanson meldete sich. „Was mir nicht gefällt, ist, daß so etwas noch nie aufgetreten sein soll. Warum gerade jetzt? Und wenn es solche Strahlung doch schon gegeben hat, warum hat man sie nie beobachtet? Sie hätte doch schon früher Wirkungen hervorrufen müssen?“
    „Hat sie doch aber nicht!“ entgegnete der Ingenieur, jetzt aber nicht mehr triumphierend, sondern eher verzweifelt.
    Wieder war es Pollux, der einen Weg fand, diesem Argument zu Leibe zu rücken. In seinem sonst schwerfälligen Kopf verbanden sich scheinbar mühelos bestimmte, gerade in den letzten Stunden gesammelte Erfahrungen. „Wer sagt das eigentlich?“ setzte er dagegen.
    „Aber …, aber es hat doch nichts dergleichen gegeben …“ Der Ingenieur wunderte sich über den Einwurf.
    „Nein, Katastrophen nicht“, antwortete Pollux, „aber vielleicht Fälle, in denen es nicht bis zur Katastrophe gekommen ist? Es wäre doch denkbar?“
    Der Ingenieur entzündete sich an diesem Gedanken. „Denkbar wäre es; wenn eine Rakete nur den Rand eines solchen Strahlenbündels geschnitten hätte … und die Absorberstäbe hätten die Reaktion ausgeregelt … Ein solcher Vorgang wäre jedesmal ganz und gar unbemerkt geblieben …“ Er sprang auf. „Natürlich! Praktisch hätte das auf jeder Reise geschehen können … Und nun stellen wir uns vor, wie groß der Raum und wie schmal solch ein Bündel ist, und es muß ja auch nicht immer auftreten …“
    Osterriem sprang auf. „Halt! Wartet! Als die Reaktortriebwerke eingeführt wurden, etwa fünfundzwanzig Jahre lang, da wurde die Arbeit aller Reaktoren automatisch protokolliert. Das Material muß doch noch vorhanden sein! Im Archiv der Raumbehörde, bestimmt!“ „Ja“, fiel der

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