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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Blutgefäße abgequetscht, der Stumpf blutete kaum und N’gahar erhielt nicht die Gnade, durch starken Blutverlust rapide geschwächt und schließlich ohnmächtig zu werden. Sachmet hatte es so eingerichtet, dass sich sein Sterben auf furchtbare Weise in die Länge zog.
    Er murmelte und lallte sinnlose Sprüche und Formeln, Fragmente von Verwünschungen und Beschwörungen.
    Ein weiterer Stein, nicht so groß wie der vorherige, prallte dem Herumkriechenden auf den Rücken und schlug ihn völlig zu Boden. Der Schlag trieb ihm die Luft aus den Lungen.
    Keuchend kroch er schließlich weiter.
    Wieder ein Stein, diesmal auf die Schulter. Das Schulterblatt wurde zertrümmert.
    Nächster Stein. Auf den Kopf, eine klaffende Platzwunde hinterlassend.
    Noch ein Stein. Die Knochen seines linken Handrückens wurden zu Brei zerhämmert.
    Und so ging es weiter. Kleine und mittlere Steine trafen N’gahars Körper in unregelmäßigen Abständen. Jeder war ausreichend groß, um ihm neue Verletzungen und Qualen zuzufügen, aber keiner war schwer genug, ihn zu erlösen.
    Sachmets Rache an ihrem Priester, der sie und ihre Kräfte jahrzehntelang missbraucht hatte, war grausam. So grausam, wie es sich für eine Göttin mit ihrem Nimbus geziemte.
     
    N’gahar wurde von Sachmets Tempel, dem Ort, der die Stätte seines größten Triumphs hätte sein sollen, langsam zu Tode gesteinigt.
     
    Er kroch und wand sich in dem Steinregen, der immer dort fiel, wo er gerade war. Die Geschosse fielen und trafen unerbittlich, mit subtiler Präzision und furchtbarer Wucht und nach langen Minuten, in deren Verlauf N’gahar vielmals getroffen wurde, wich langsam das Leben aus ihm. Er hatte nicht mehr den Willen und die Energie, weiterzukriechen.
    Kraftlos blieb er liegen und ergab sich in sein Schicksal.
    Er war nur noch ein zusammengeschlagenes Bündel mit praktisch keinem heilen Knochen mehr im Leib.
    Sein letzter Gedanke galt seinen Priestern. Er mobilisierte alle seine Reserven und schickte den Vernichtungsimpuls über das Khal’a’tar, das im benachbarten Cheram-dir stand. Dieser Impuls würde in unverminderter Härte auf jeden Diener überspringen, der sich im näheren Umfeld des Khal’a’tar auf Rhodos aufhielt.
    Ein böses Lächeln umspielte N’gahars Lippen.
    Wenn er sterben würde, dann auch seine Priester. Entweder waren sie sowieso schon tot, so wie Kasaffa, geschlagen von Bastets Dienern, oder sie würden jetzt sterben.
    Durch die Kraft seiner Gedanken.
     
    Ein kiloschwerer Felsbrocken krachte auf seinen Hinterkopf und beendete alles.
    N’gahars Körper verfiel in wenigen Sekunden. Sein Körper verwandelte sich wie im Zeitraffer zuerst in einen faltigen, schrumpeligen Torso. Dann fiel das Fleisch von den Knochen, die inneren Organe lösten sich auf, und zuletzt sackte das zertrümmerte Skelett in sich zusammen und wurde Staub.
    N’gahar hatte aufgehört zu existieren.
     
    Die Decke des Saals brach über ihre gesamte Ausdehnung mit einem Schlag herab. Hunderttausende Tonnen von Fels und Sand stürzten in die Tiefe, alles mit sich reißend.
    Alle Gänge, Höhlen und Kavernen des gewaltigen unterirdischen Komplexes folgten dem Statuensaal in einer Kettenreaktion und stürzten ein, kollabierten, füllten sich mit Sand und Gestein.
    An der Bodenoberfläche bildete sich ein Einbruchtrichter von riesigen Ausmaßen und enormer Tiefe. Eine gigantische Staubwolke verfinsterte die Sonne.
    Als sich der Staub gelegt hatte, war von der großartigen Tempelanlage nichts mehr übrig als eine gewaltige Caldera in der nubischen Wüste, an deren Rand noch ein paar Dutzend Na’aar und Su’uur standen, die dort niemals mehr schuften und um ihr Leben bangen mussten.
    Sie hatten alle überlebt.
    Das war auch im Sinne Sachmets gewesen, welche die warnenden Erdstöße vorausgeschickt hatte.
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    In der ehemals luxuriösen Villa auf Rhodos waren sechs Priester versammelt. Einst waren sie zu acht gewesen, aber zwei von ihnen waren zu Asche verbrannt und für immer im Nichts verschwunden.
    Was stand ihnen jetzt bevor? Nur noch drei von ihnen waren echte Traumkämpfer, die anderen waren von der neuen Waffe für immer aus ihren Ch’quar vertrieben worden.
    Der Zorn des Meisters würde furchtbar sein.
    Keiner sagte ein Wort, alle hingen schweigend den finstersten Gedanken nach.
    Sie hatten ihr Leben verwirkt, der Meister würde sein Wort wahr machen und sie für ihr Versagen büßen lassen.
    Nur wann und wie?
     
    Tessal brach schließlich das

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