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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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du es bisher schon warst. Ich werde dich zu einer reinen Energiequelle degradieren, du Götzenbild aus alten Zeiten. Du hast ausgedient!“
    Er fing an, wieder mit den Armen und Beinen zu strampeln, trotz der züngelnden Schlange über sich, die ihn aus kalten Augen ansah.
    „Bernstein“, dachte er unwillkürlich. „Die Augen der Schlange sind aus Bernstein!“
    Sachmet lachte spöttisch auf.
    „Verzeih, Tertharan-mun, wie konnte ich nur so unhöflich sein. Natürlich komme ich deinem Wunsch nach und gebe dich wieder frei.“
    Mit diesen Worten öffnete sich die Hand der Statue und N’gahar fiel mit einem lang gezogenen Entsetzensschrei in die Tiefe. Hart prallte er auf den Mosaikboden, wobei er sich beide Unterschenkel brach. Wimmernd und stöhnend vor Schmerz wand er sich vor Sachmet, versuchte schließlich, auf den Händen kriechend und die nutzlos gewordenen Beine hinter sich herziehend, aus dem unmittelbaren Nahbereich der Statue zu gelangen. Die Brüche waren offen und bluteten und so zog N’gahar, der einst so stolz und unbesiegbar Scheinende, auf seiner kläglichen Flucht eine von der Robe breit verwischte Blutspur hinter sich her, wie die Schleimspur einer überdimensionalen Schnecke.
    Sein Gehirn hatte nur noch einen Gedanken: Flucht!
    Weg hier von dieser Statue mit ihrem plötzlichen Eigenleben!
    Seine Priester. Wo waren seine Priester? Er musste sie rufen, damit sie von Rhodos hierher kamen, um ihm bei zu stehen!
    Zusammen mit ihnen konnte er dieser Rebellion gegen seine Macht Einhalt gebieten. Er musste zum Cheram-dir, um die Priester zu rufen. Irgendwie würde er da schon hinkommen, notfalls kriechend.
    Unter Schmerzen hatte er die letzte der drei Türen erreicht. Er zog sich trotz seiner gebrochenen Beine daran hoch und versuchte, sie aufzudrücken. Vielleicht war sie nicht verschlossen, nur zugefallen. Vergeblich. Auch der letzte Fluchtweg aus dem Saal war verschlossen.
    Er ließ sich mit dem Rücken an der Tür herabgleiten und kam mit ausgestreckten, verdrehten Beinen zum Sitzen.
    Mit glasigen Augen stierte er auf die Statue, die langsam ein Bein hob und Anstalten machte, von ihrem Podest herunterzusteigen.
    Die Uräusschlange hatte sich wie ein mehrfacher Reif um ihren Oberarm geschlungen.
    Langsam kam Sachmets riesige Gestalt auf N’gahar zu. Bei jedem ihrer schwerfälligen Schritte erzitterte der Boden unter ihrem Gewicht. Ihr Gewand raschelte und rauschte bei ihren langsamen Bewegungen und zerfiel größtenteils. Der Staub von Jahrhunderten wirbelte auf.
    Bei N’gahar angekommen, bückte sie sich ein wenig zu ihm hinab und bewegte ihre Lippen, eine Mischung aus Löwenmaul und menschlichem Mund. Hörbare Worte kamen heraus.
    N’gahar glaubte, er müsse verrückt werden.
    „Tertharan-mun“, musste er hören, „hoffe nicht auf deine Priester. Der letzte von ihnen ist vor Kurzem von einem tüchtigen Wissenden im Namen meiner Schwester ausgelöscht worden. Du bist jetzt allein, allein mit mir!“
    N’gahar sagte nichts mehr. Mit grauem Gesicht starrte er zu der Göttin hoch, deren Löwenmiene sich jetzt zu einer grausamen Fratze verzerrte.
    „Dein Plan“, hallte es durch den Saal, „ist nicht aufgegangen. Er war nicht schlecht, aber du hast nicht damit gerechnet, dass dir Gegenspieler erwachsen könnten, die dir ebenbürtig sind. Aber so ist es geschehen!“
    Sie beugte sich ganz nah zu N’gahar herab, so dass ihr riesiges Löwengesicht ganz nah vor seinem war. Seine Sinne waren wie betäubt, ihre Worte drangen wie durch Watte gedämpft in sein Bewusstsein. Aber er roch ganz deutlich den Raubtieratem aus ihrem Löwenmaul.
    „Tertharan-mun, es wird Zeit, dass du deine Niederlage akzeptierst und das Ende miterlebst. Es ist vorbei! Die Prophezeiung meiner Schwester hat gesiegt!“
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging langsam und schwerfällig zu dem Podest zurück. Sie stieg hinauf und hob dort feierlich beide Arme zur Decke. Den Kopf hatte sie in den Nacken gelegt.
    Langsam begann die Statue von innen heraus zu strahlen. Es war ein kaltes, fahles Licht, das den riesigen Saal bis in den letzten Winkel ausleuchtete. Die Helligkeit nahm zu und wurde bald so intensiv, dass N’gahar seine Augen mit den Händen schützen musste. Aus zusammengekniffenen Lidern sah er, wie die Statue sich in eine Lichtsäule verwandelte, die allmählich kürzer und breiter wurde. Schließlich war die Statue zu einer grellweiß leuchtenden, riesigen Lichtkugel geworden, die langsam und geräuschlos

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