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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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drei Ioannis’, die ich hier kenne, aber irgendwie habe ich so meine Zweifel, dass das der Richtige war.“
    Sie gingen die zwei Treppen zur Veranda der Taverne hoch und dann durch die Eingangstür. Innen herrschte eine angenehm klimatisierte Kühle. Leider war das Licht aus einer Anzahl von unverkleideten Neonröhren, das sich auf den Resopaltischen spiegelte, genau so kühl.
    Den Boden bedeckte PVC in tristem Grau. Die Wände waren halbhoch mit einer Art Ölfarbe in einem fahlen hellgrünen Farbton gestrichen. Die Wände darüber strahlten weiß gekalkt.
    Stromkabel liefen lose auf Putz verlegt über die Wände und die Decke, wo sich zwischen den Neonröhren träge ein großer Ventilator drehte.
    Ein paar Bierreklametafeln, ein großer Kalender, Heiligenbilder und Familienfotos bildeten den einzigen Wandschmuck. Alles wirkte sehr kühl und nüchtern, ganz und gar nicht heimelig, wie man es sich von einer Gaststätte erwartet hätte.
    Eine Frau Anfang fünfzig stand hinter einem Tresen. Hinter ihr ein großes Regal mit Gläsern und Flaschen. Die Frau lächelte, als Jack den Raum betrat.
    „Hallo Jack, alter Gauner“, sagte sie. „Wie war die Überfahrt? Und wen hast du denn da mit dabei? Einen Gast?“
    Ihr Deutsch war tadellos. Vera staunte. Sprachen hier in Griechenland alle Einheimischen perfekt Deutsch oder Englisch? Ein Hoch auf die Globalisierung oder zumindest den europäischen Gedanken.
    „Hallo Nikola“, sagte Jack. „Gut war die Überfahrt, so ruhig wie schon lange nicht mehr. Ich hatte gute Begleitung. Delphine und Frau Kremser hier.“
    Er trat ein wenig zur Seite und stellte Vera vor.
    „Guten Abend, Frau…“ sagte Vera.
    „Nikola, einfach Nikola“, sagte diese lächelnd.
    „Vera“, sagte daraufhin Vera. Lächelte zurück und gab Nikola die Hand.
    Sie fand Nikola auf Anhieb sympathisch.
     
    Eine halbe Stunde später saßen Jack und sie an einem der Resopaltische, der eine weiße Papiertischdecke verpasst bekommen hatte, welche durch einen umlaufenden Gummizug gehalten wurde.
    Vor jedem stand ein Teller, gehäuft voll mit kleinen frittierten Fischen. Dazu gab es eine Knoblauch/Zitronencreme, frisches Weißbrot und einen wunderbaren griechischen Salat mit Kapernfrüchten. Getrunken wurde Wasser und ein leichter, trockener Weißwein.
    Vera hatte noch nie gleichzeitig so einfach und dabei so unvergleichlich gut gegessen!
    Nikola hatte sich, nachdem sie alles serviert hatte, mit zu ihnen an den Tisch gesetzt.
    Es entspann sich eine rege Unterhaltung, in deren Verlauf Vera erfuhr, dass Nikola eine „Aussteigerin“ war, die Ende der 70er Jahre aus Düsseldorf nach Matala gekommen war.
    „Alles getrampt! Das war vielleicht ein Abenteuer!“
    Nach zwei Jahren Aufenthalt in dieser Hippiehochburg auf Kreta war sie weiter in der Ägäis herumgezogen und schließlich „der Liebe wegen“ auf Phelisonissi gelandet.
    Die Liebe war nach Jahren weitergezogen, sie war geblieben. Sie hatte irgendwann die Taverne übernommen und verdiente sich mit dem Vermieten von Zimmern an Touristen ein wenig Geld dazu.
    Jack hatte ihr schon einige Male angeboten, in Rhodos ein wenig Werbung für sie und ihr Haus zu machen, aber sie hatte es stets abgelehnt. Mundpropaganda war ihr genug, mehr wollte sie nicht.
    Die Formalitäten waren schnell geklärt. Vera konnte das schönste Zimmer mit Blick auf den Hafen haben. Es war noch relativ früh in der Saison und sie war der einzige Gast.
    „Das kommt mir bekannt vor“, dachte sie amüsiert.
    Das Zimmer war für eine Person mehr als ausreichend groß und ungemein freundlich in seiner Ausstrahlung. Alles wirkte frisch, sauber, liebevoll gestaltet und gepflegt. Im Bad sah alles so aus, wie Vera sich ein Bad vorstellte und es gab - halleluja! - eine Dusche mit fester Duschabtrennung!
    Vera fühlte sich sofort wohl.
     
    Später am Abend verabschiedete sie sich von Nikola und Jack und ging auf ihr Zimmer. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass die beiden jetzt allein mit sich sein wollten.
    Sie schlief in dieser Nacht tief und traumlos, ungestört von irgendwelchen Lärmquellen oder fliegenden Plagegeistern. Ihr Zimmerfenster stand weit offen und ließ die kühle Nachtluft herein.
    Das Letzte, das sie vor dem Einschlafen hörte, war der hundertfache Chor der Zikaden.
    Das Erste, das sie am Morgen hörte, war der durchdringende Weckruf eines Hahns irgendwo in der Nachbarschaft.
    „Auf jeden Fall melodischer als die Müllabfuhr, wenn auch nicht viel leiser“, dachte sie,

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