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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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sie es?“
    Ioannis trat etwas zur Seite und stellte Vera vor. Dabei benutzte er eine für Veras Ohren mehr als merkwürdige Formulierung. „Trevor, das ist Vera. Ja, sie ist die Frau, die ankam, wie prophezeit wurde. Ich habe sie gefunden und sie ist nun hier. Die Frau mit dem Mal, Kämpferin DER EINEN, Belauscherin der Ch’quar!“
    Trevor schluckte kurz, dann ging ein Strahlen über sein Gesicht. Er streckte die Hand aus und ging einen Schritt vor. Vera ging ihrerseits auf Trevor zu, um die dargebotene Hand zu ergreifen.
    Im Vorbeigehen zischte sie Ioannis zu: „Freundchen, die Liste deiner Erklärungen wird minütlich länger!“
    Dann schüttelte sie Trevor die Hand und bemühte sich, ein verbindliches Lächeln aufzusetzen. „Vera Kremser.“
    „Hi, ich bin Trevor Sunderton. Ich bin so etwas wie der General hier.“
    „Trevor war Ausbilder bei den US-Marines“, sagte Ioannis. „Er wird uns hoffentlich in der nächsten Zeit helfen können.“
    Vera war kurz vorm Platzen, teils aus Wut, teils aus Neugier. Ioannis schien endlich zu bemerken, wie es in ihr brodelte.
    „Setz dich in unsere Mitte“, sagte er und wies auf einen freien Platz auf dem Sandboden. „Es wird Zeit für die Erklärungen.
    Vera sah ihn reichlich skeptisch an, setzte sich dann aber auf den Boden. Ioannis und Trevor hockten sich dazu.
    „Nun gut, Vera“, sagte Ioannis, „du bist mir bis hierher gefolgt. Du hast schon mehr gesehen und erlebt, als ein normaler Mensch je sehen und erleben wird. Du wirst Fragen über Fragen haben und das zu Recht. Du sollst einen Teil der Antworten jetzt und hier, einen weiteren Teil später bei o Gerontas, dem Alten, und den Rest dann durch deinen Schatten bekommen. Achte auf jedes Wort, es kann später sehr wichtig für dich sein!“
    Den letzten Satz hätte er sich sparen können. Vera war gespannte Aufmerksamkeit durch und durch, wenn auch neue Fragen in ihr brannten. O Gerontas, Schatten? Hörten diese Rätsel denn nie auf?
    In der nächsten Stunde ging sie durch ein Wechselbad der Gefühle, als ihr Ioannis, Trevor und auch andere aus der Gruppe die ersten Einblicke in das Wesen von Choriogatos und seiner zwei- und vierbeinigen Bewohner gaben.
    „Was es mit der Prophezeiung auf sich hat, habe ich dir in groben Zügen schon in Illasandria erzählt“, sagte Ioannis. „Wir befinden uns hier an einem Ort, der nach der Prophezeiung in der nächsten Zeit Schauplatz einer Auseinandersetzung sein wird, in die höhere Mächte involviert sein werden und in der uns Menschen eigentlich eine Statistenrolle zugewiesen ist. Das für dich zunächst wohl Verrückte an der Sache ist nun, dass du aufgrund deiner Ankunft auf dieser Insel der eigentliche Auslöser aller Ereignisse bist, auch des Angriffs der Ch’quar, dessen Zeugin du heute in den frühen Morgenstunden wurdest.“
    „Diese Wesen haben also einen Namen, ihr kennt sie“, stellte Vera fest.
    „Ja und nein“, sagte Ioannis, „die Prophezeiung erwähnt sie im Zusammenhang mit deiner Ankunft. Sie werden kommen, wenn du kommst, so heißt es sinngemäß.“
    „Aber du musstest kommen“, warf Trevor ein. „Es heißt, dass es deine Anwesenheit sein wird, die den Verlauf der Dinge erst auslöst, aber gleichzeitig du die Einzige bist, die diesen Verlauf so beeinflussen kann, dass er nicht in einer Katastrophe mündet. Darum wurdest du auf diese Insel geholt.“
    Vera lachte kurz auf. „Geholt? Ich bin aus freien Stücken hierhergekommen! Keiner hat mich geholt oder gar gezwungen! Es war mein eigener Wille, diese Insel zu besuchen!“
    Sie wurde wieder zornig. Es war zu viel, was ihr da in kurzer Zeit zugemutet wurde! Aber es kam noch schlimmer.
    „Und wer, glaubst du, hat diesen Willen gelenkt? Wer hat deine Hotelbuchung beeinflusst? Wer hat dir die Katze über den Weg geschickt? Warum saß dieselbe Katze wieder am Hafen? Wer hat dein Hotel bezahlt und das Gepäck auf den Kutter gebracht? Hm?“
    Ioannis war unwillkürlich heftig geworden. Er war aufgesprungen und stand gestikulierend vor Vera, die ungläubig zu ihm aufsah.
    Alles war eingefädelt gewesen? Ein abgekartetes Spiel? Sie war wie eine Spielfigur herumgeschoben worden, ohne Eigeninitiative, ferngesteuert?
    Ihr Zorn wuchs. Sie sprang nun ebenfalls auf die Füße und baute sich vor Ioannis auf, die Hände in die Hüften gestemmt und den Oberkörper angriffslustig vorgebeugt. Aus ihren leicht zusammengekniffenen Augen blitzte der Zorn.
    „Ioannis!“, blaffte sie ihn an. „Ich habe keine

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