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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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ein gutes Geschäft witterte, beflissen.
    „Ich gebe sie dir für elf Goldstücke - für jeden!“, fügte er schnell und lauernd hinzu.
    Der Unbekannte spuckte verächtlich aus, griff in seinen weiten Kaftan, zog einen Lederbeutel heraus und warf ihn dem Händler vor die Füße.
    „Hier sind fünfzehn - für beide. Das ist mehr als genug!“, herrschte er ihn an. „Binde sie los, sie gehören mir! Und wage nicht zu feilschen, du Wüstenratte!“
    Der Händler gehorchte widerspruchlos und kurz danach trotteten Tessal und Haschun hinter dem Hochgewachsenen her.
    Als sie um eine Hausecke gebogen waren, blieb der Mann stehen und ging vor ihnen die Hocke, sah ihnen in die Augen und sagte: „Ich habe euch freigekauft. Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt, wenn aber du, Tessal ein Leben voller Abenteuer und Aufregungen haben willst und wenn du, Haschun, in Zukunft als mutiger Mann leben willst, dem die Mitmenschen Ehrerbietung entgegenbringen, wenn ihr Macht über andere Menschen haben wollt und wenn ihr euch vorstellen könnt, einer Göttin zu dienen bis an euer Lebensende, dann kommt mit mir, ohne zu fragen und ohne euch umzudrehen!“
    Beide hatten keine Sekunde gezögert. Sie hatten nicht einmal gefragt, woher der Unbekannte ihre Namen wusste.
    Sie hatten sich nur angesehen, sich zugenickt und dem Unbekannten stumm ihre noch gefesselten Hände hingehalten. Kurz danach waren sie an seiner Seite aus der Stadt geritten, wortlos und ohne sich noch einmal umzudrehen.
     
    Das war vor einundachtzig Jahren gewesen. Jetzt waren sie hier, und alles war in Erfüllung gegangen. Tessal hatte aufregende Abenteuer erlebt, Haschun war zu einem selbstbewussten Mann herangewachsen. Beide hatten Macht. Nur einer hatte noch mehr Macht. Es war der Unbekannte, der sich N’gahar nannte. Der Meister.
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Vera starrte ihn fassungslos an.
    Hatte sie soeben richtig gehört? Dieses Dorf gehörte den Katzen?
    War das der Grund, warum keine Menschen zu sehen waren?
    Aber wer hielt dann das Dorf am Leben? Kümmerte sich um alles? Die Katzen brauchten Futter, so viele Mäuse oder andere Beutetiere würde es auf dieser mageren Insel niemals geben. Die Häuser mussten bewohnt und damit in Schuss gehalten, die Pflanzen gepflegt werden und noch vieles mehr.
    Veras Gedanken rasten. Sie starrte Ioannis immer noch an und ihr Blick drückte so viel hilfloses Unverständnis aus, dass er sie beruhigend in die Arme nahm. Er flüsterte ihr ins Ohr.
    „Ich sagte dir doch, dass es schwierig wird, das alles zu verstehen. Wirf alles über Bord, was du bisher an gesellschaftlichen Regeln gelernt oder gehört hast - hier gelten andere. Wir werden uns bemühen, sie dir so schnell wie möglich beizubringen!“
    „Wir? Es gibt als doch Menschen hier, nicht nur Katzen?“, fragte Vera.
    Er nahm sie wieder an der Hand. „Ja, natürlich! Es gibt auch Menschen hier im Dorf, aber sie spielen eine andere Rolle, als du es gewohnt bist. Komm mit, ich stelle sie dir vor.“
    Sie gingen noch ein paar Minuten durch den Ort, immer noch unter den wachsamen Augen der Katzen, bis sie schließlich vor einem etwas abseits stehenden Haus ankamen.
    Es unterschied sich von den anderen Häusern des Orts durch eine auffallende Schmucklosigkeit und Schlichtheit.
    Es gab keine Blumen, keine farblichen Applikationen. Ein einfaches weißes Haus mit einer braunen, grob gezimmerten Holztüre und ein paar kleinen Fenstern, die eher an Schießscharten erinnerten und die - soweit Vera erkennen konnte - noch nicht einmal eine Verglasung hatten.
    Außerdem war das Haus auffallend klein. Seine Grundfläche betrug nach Veras Schätzung nicht mehr als vierzig Quadratmeter.
    Ioannis zeigte auf das Haus. „Unser Versammlungssaal“, sagte er.
    „Wie viele Einwohner hat Choriogatos?“, wollte Vera wissen.
    „Das schwankt ständig, weil sich öfter welche von uns auf anderen Inseln oder dem Festland aufhalten. Im Moment dürften es ungefähr zweihundert sein.“
    Vera lachte humorlos auf. „Und die sind alle da drin?“ Sie zeigte auf das kleine Haus.
    „Ja. Komm mit!“ Er ging auf das Haus zu, sie folgte ihm kopfschüttelnd.
    Kopfschütteln - zu mehr Widerstand war sie mittlerweile nicht mehr fähig.
    „Ich träume“, dachte sie immer wieder. „Warum weckt mich keiner? Zu Staub zerfallende Monster, Feuerwände, Katzen mit Superkräften, Katzen als Dorfbesitzer, zweihundert Menschen in einem einstöckigen kleinen Haus: bitte, weckt mich auf!“
    Aber es weckte sie keiner. Es

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