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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Ahnung, was hier vor sich geht! Ich lerne dich kennen, du schleppst mich hierher, was wahrscheinlich sowieso von Anfang an geplant war, unterwegs werde ich von einer Ausgeburt der Hölle um ein Haar getötet, ich komme in ein Dorf, wo sich die Bewohner unter der Erde in einem Saal aufhalten, oben die Katzen das Sagen haben und in einer Ölmühle Glas gemahlen wird! Mir wird weisgemacht, ich wäre Initialzünder für eine übernatürliche Katastrophe, nur um nachzuschieben, dass ich in Personalunion auch die wundertätige Retterin aus aller Not sei! Man hat mich, seit ich in Rhodos aus dem Flugzeug stieg, offensichtlich permanent überwacht, manipuliert und verarscht! Man hat, wie du soeben so schön gesagt hast, ‚meinen Willen gelenkt’! Danke vielmals dafür! Ich weiß nicht, was hier für eine Freakshow abgeht, aber ich weiß, dass ich nicht länger daran teilnehmen werde! Schluss, aus, Feierabend! Es hat sich ausge-Vera-t!“
    Sie hatte sich in Rage geredet und die letzten Worte akzentuiert herausgeschrien.
    Müde ließ sie dann den Kopf hängen und drehte sich von Ioannis weg, wollte in Richtung der Tür gehen.
    „Sagt dir der Name ‚Bastet’ etwas?“, hörte sie Ioannis hinter sich sagen.
    Sie drehte sich wieder zurück und blickte ihn müde an.
    „Natürlich. Eine altägyptische Göttin, die in Katzengestalt abgebildet und dargestellt wird. Ihr habt euch vorhin auch mit ihrem Namen gegrüßt.“
    Mit einem Schlag wurde Vera alles klar: Sie hatte es hier mit einem durchgeknallten Geheimbund, einer weltfremden Sekte oder einer sonstigen obskuren Vereinigung zu tun!
    Den Vorfall mit den Kreaturen konnte sie noch nicht so ganz einreihen, aber auch dafür würde es eine Erklärung geben.
    Aber diese Typen hier, und leider Gottes damit auch Ioannis, waren ganz offensichtlich auf einem Trip, bei dem sie keinesfalls mitreisen wollte!
    „Ihr entschuldigt mich jetzt“, murmelte sie matt. „Ich muss zurück nach Illasandria und dort auf das nächste Schiff warten.“ Sie ging in Richtung der Tür.
    Raus hier, nichts wie raus!
    „Bitte bleib!“ Eine leise gemurmelte Aufforderung. Aber von etwa zweihundert Menschen unisono gemurmelt, verfehlte sie ihre Wirkung nicht. Vera blieb wie angewurzelt stehen. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken.
    „Vera, versteh doch.“ Ioannis hatte wieder diesen Bittermandelblick. „Ob du es glaubst, oder nicht, wir waren gezwungen, dich zu holen, damit erst durch dich die Katastrophe eingeläutet wird und dann Dank deiner dem Verlauf der Geschehnisse eine positive Wendung gegeben wird. Das klingt paradox, aber es ist so.“
    Er streckte seine Hände nach Vera aus. Sie zögerte, hilflos blickte sie in die Runde. Alle sahen sie an. Da war nirgendwo ein Feixen in einem Blick, aber auch kein fanatisches Flackern. Nur eine Bitte: „Bleib!“.
    Sie setzte sich langsam wieder hin, verbarg ihr Gesicht in den Händen und schwieg, versuchte Ruhe und Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.
    Die anderen im Saal ließen sie in Ruhe, keiner störte oder bedrängte sie. Sie spürten, wussten, dass Vera diese paar Minuten jetzt für sich brauchte, sonst würde sie ihnen entgleiten.
    Schließlich sah Vera auf. Ihr Blick war ruhig, als sie Ioannis ansah und sagte:
    „Ich bin bereit, erzähl weiter.“
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Idn-ed-feni war, wie man so sagt, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden.
    Als einziger Sohn eines der reichsten Kaufmänner Alexandrias hatte er nie erfahren, was Not bedeutet. Immer war all das um ihn herum, was er gerade benötigte oder wollte, er hatte die besten Erzieher und Lehrer, er hatte schon als Kind Macht über die Hausangestellten, was er in kindlicher Skrupellosigkeit weidlich ausnutzte, er hatte Luxus vom Morgen bis zum Abend, er hatte als junger Mann Geld im Überfluss, er hatte Beziehungen, er hatte Erfolg bei den Mädchen.
    Und er hatte meistens tödliche Langeweile.
    Er war ein verwöhnter, dekadenter Bengel, halb erwachsen, aber noch völlig unreif.
    Was ihn an diesem Abend in die Spielhölle getrieben hatte, wusste er nicht. Wahrscheinlich die vermeintliche Ödnis in seinem Leben; er suchte ein wenig Nervenkitzel und Ablenkung.
    Der Besitzer des Ladens kannte ihn. Idn-ed-feni hatte schon ein kleines Vermögen bei ihm gelassen und somit war er natürlich ein besonders gern gesehener Gast.
    Idn-ed-feni wurde von ihm aufs herzlichste begrüßt und mit einem Wortschwall an Komplimenten gleich ins Hinterzimmer geführt, wo die illegalen

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