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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Boden, mit dem Rücken an der Wand. Er zog die Beine an und legte seinen Kopf auf die Knie. Schmerzen tobten durch seinen Körper und setzten Morphine frei. Er wurde müde und schlief ein.
    Als er aufwachte, stand ein Fremder vor ihm.
    „Ich bin tot“, dachte er verwirrt. „Oder ich halluziniere.“
    Der Fremde sprach ihn an.
    „Frag nicht, wie ich dich gefunden habe. Nimm es einfach so hin.“
    Mit diesen Worten riss er ihn trotz seiner Schmerzensschreie unsanft auf die Beine, warf ihn sich wie eine Puppe über die Schulter und stieg eine Leiter hoch, die plötzlich von oben herab führte.
    Samsin bekam nicht mit, wie er oben unsanft auf der Ladefläche eines Pickup abgelegt wurde. Er hatte auf dem Weg nach oben wieder das Bewusstsein verloren.
    Er konnte auch nicht sagen, wie lange er bewusstlos gewesen war. Als er erwachte, lag er in einem Bett. Die linke Hand war eingegipst, sein Kopf verbunden.
    Sein Körper fühlte sich immer noch so an, als wäre er kilometerweit von einem Auto durch die Schotterwüste geschleift worden, aber er war aus dem Brunnenschacht raus und er lebte. Das zählte.
    Sein noch immer einäugiger Blick - das rechte Auge war mit einem Verband bedeckt - wanderte durch den Raum.
    Ein nüchternes, schmuckloses Zimmer.
    Auf einem Stuhl an der Wand saß der Unbekannte.
    Samsin wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Sein Kiefer war geklammert. Er stöhnte nur.
    Der Unbekannte stand auf und ging an sein Bett.
    „Du bist wach“, stellte er fest. „Ich habe Arbeit für dich.
    Erkenne an, dass ich dich gerettet habe und du in meiner Schuld bist.
    Höre, wenn du Macht über andere Menschen haben willst, wenn du dich an dem Geschmeiß rächen willst, das dich so zugerichtet, dir das Licht eines Auges geraubt und deine Frau geschändet hat, und wenn du dir vorstellen kannst, einer Göttin zu dienen bis an dein Lebensende, dann diene zunächst mir, ohne zu fragen und ohne dich umzudrehen!“
    In Samsin erwachte ein brennender Rachedurst. Ja, er würde diesem Unbekannten folgen, um sich an dem Abschaum zu rächen, der ihn hatte lynchen wollen!
    In diesem Moment schon schwor er dem Unbekannten die Treue, wortlos.
    Dieser hatte nur genickt und war dann gegangen.
     
    Das war vor acht Jahren gewesen. Jetzt war er hier. Er hatte seine Rache bekommen.
    Sie war süß und grausam gewesen. Er hatte Angst und Schrecken unter dem dreckigen Fellachenpack verbreitet und er hatte es genossen. Für jeden Schlag, den er erhalten hatte, hatte er hunderte ausgeteilt, sein totes Auge hatte er hundertfach gerächt, für seine missbrauchte Frau hatte er hunderte andere bestialisch missbraucht und manchmal auch getötet. Er hatte sadistische Lust an Folter und Tod gewonnen, war ein völlig überdrehter, abartiger Psychopath geworden. N’gahars Mann fürs Grobe.
    Oh, er liebte seine neue Macht. Nur einer hatte noch mehr Macht. Es war der Unbekannte, der sich N’gahar nannte. Der Meister.
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Nachdem sie sich geduscht, umgezogen und eine Kleinigkeit gegessen hatte, ging der „Unterricht“ für Vera weiter. Ioannis, Trevor und sie saßen unter einem kleinen Vordach eines Hauses, hatten Kaffee und Wasser vor sich stehen und unterhielten sich.
    Im Verlauf der Unterhaltung bekam Vera viele weitere Informationen und Einblicke; allmählich begann sich das Bild abzurunden. Ihr Staunen und ihre Hochachtung vor diesen Menschen stieg.
    Und immer wieder wurde ihr die groteske Paradoxie der Situation bewusst: Sie war als Retterin geholt worden, um die erst durch ihre Ankunft ausgelöste Katastrophe abzuwenden.
    „Wir Menschen im Dorf nennen uns ‚Wissende’“.
    Ioannis’ Stimme drang wieder in ihr Bewusstsein. „Wir Wissende haben das Recht, jederzeit Dorf und Insel zu verlassen. Auch für einen längeren Zeitraum. So wie beispielsweise ich für mein Studium. Wir sind nicht verpflichtet, wie Priester oder Diener ständig bei Bastet zu sein. Allerdings haben wir den Ehrenkodex, bei Gefahr für das Dorf hierher zurückzukehren. Die meisten von uns leben aber sowieso ständig im Dorf und halten dessen Infrastruktur aufrecht. Als Gegenleistung erhalten wir ein sorgloses Leben ohne Krankheiten, Hass oder Streit. Außerdem können wir… nun, jeder von uns ist mehr oder weniger sensitiv für die Gedankensendungen von Katzen, aber keiner hat bisher diese besonders hohe Form der Kommunikation beherrscht, wie sie dir vergönnt ist. Wir können bestimmte Grundschwingungen und Gefühle der Katzen erfassen und

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