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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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auch die Göttin der Heilkunst war.
    Die schöne und sanfte Bastet dagegen war der Liebling der Menschen. Es gab große und heitere Feste ihr zu Ehren.
    Ihre Abbilder, die Katzen Ägyptens, erfreuten sich höchster Verehrung, lebten in Tempeln, wurden nach ihrem Tod betrauert und mumifiziert für die Reise in die Ewigkeit.
    Sachmet und ihre Anhänger, ihre Priester und Diener dagegen hatten eher die negativen Aspekte des täglichen Lebens zu bedienen.
    Dann verschwanden Sachmet und Bastet allmählich aus dem Bewusstsein der Menschen. Christentum und Islam liefen ihnen den Rang ab.
    Beide zogen sich zurück.
    Sachmet in ihr gigantisches Heiligtum unter dem Wüstenboden. Umgeben von treuen Dienern, Anhängern und Priestern, die im Laufe der Jahre weniger und weniger wurden. Bis N’gahar als Einziger verblieben war. Er wurde der Zeitlose, der Jahrzehnte allein war. Ihm war es zuzuschreiben, dass die Tempelstadt unter dem Wüstenboden wieder zum Leben erwachte.
    Bastet jedoch verschwand scheinbar im Ozean der Zeit und geriet völlig in Vergessenheit.
    Niemals in Vergessenheit geriet jedoch die Prophezeiung der Sachmet, wonach sie eines Tages Bastet finden und neutralisieren würde. Dann hätte sie den Anspruch auf uneingeschränkte Verehrung, würde zurück in Tefnut aufgehen und sich ihren Rang unter den Ewigen nehmen.
    Auf dem Weg zu diesem ewigen Ziel galt es somit, Bastet zu finden und unschädlich zu machen.
    Alles das wussten die Männer, aber sie wussten nicht, dass es eine Lüge war. Erdacht und immer wieder gepredigt von N’gahar, um sich seinen Weg zu ebnen.
    Genauso erdacht und immer wieder gepredigt wie die angebliche Prophezeiung, nach der die Männer gehorsam lebten und töteten.
     
    Eine gefälschte Prophezeiung war die Basis, auf der sich N’gahars Macht stützte!
     
    Unglaublich, aber wahr.
    Er hatte es verstanden, durch geschickte Manipulationen, fortwährende Gedankenwäsche und ab und zu ein paar Zaubertricks, die ihn anödeten, aber für mächtig Bewunderung seitens nicht Eingeweihter sorgten, seine Position unantastbar zu machen. Sein Wort war Gesetz und die einzige Wahrheit.
    „Meine Diener!“ N’gahars Stimme drang wieder durch das Planetarium. „Heute ist der Tag, den der Turut-mar seit 1700 Jahren vorgibt. Heute ist der Tag, an dem ihr die letzte große Macht erhalten werdet.
    „Ihr werdet zu Sachmets Traumkämpfern!“
    Die Priester blickten sich schweigend an.
    Die letzte große Macht? Nie hatte der Meister darüber gesprochen. Sie alle hörten hier und jetzt das erste Mal davon.
    Waren sie doch schon mit übermenschlichen, übersinnlichen Kräften ausgestattet worden, mit Kräften der Löwin. Sie waren schnell, stark, lautlos, ausdauernd. Hatten feinste Sinnesorgane, scharfe Augen und Ohren. Sie waren Meister der Tarnung und entsetzlich in ihrer Kraft und Wut im offenen Kampf.
    Sie hatten all die Jahre schon davon Gebrauch machen können. Je nach Veranlagung zu den unterschiedlichsten Zwecken.
    Manche von ihnen hatten sich daran regelrecht berauscht, vor allem Samsin, der grausame Rache an den Kleinbauern genommen hatte, die ihn seinerzeit in den Brunnen geworfen hatten. N’gahar hatte ihn gewähren lassen.
    Und war ihnen doch auch bereits das Geschenk der ewigen Jugend gewährt worden.
    Was mochte dann noch die „letzte große Macht“, was mochten die „Traumkämpfer“ sein?
    N’gahar trat einen Schritt zur Seite aus dem Mittelpunkt des Kreises heraus.
    Er hatte dort auf einer goldenen Scheibe von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser gestanden. Er ging vor der Scheibe auf die Knie, senkte den Kopf und murmelte leise Worte, die keiner der Priester verstand.
    Die Scheibe begann von innen heraus zu leuchten und sich dann langsam zu erheben. Erst jetzt konnte man sehen, dass es die Oberseite einer schlanken Säule war, die langsam und lautlos aus dem Boden wuchs.
    Das Leuchten verstärkte sich und überstrahlte bald den Schein der Öllampen und Fackeln.
    Als die Säule sich etwa einen halben Meter aus dem Boden heraus geschoben hatte, wurde in ihrer Seitenwand eine Öffnung sichtbar, die sich bei der Weiterbewegung der Säule stetig vergrößerte.
    Schließlich war die Säule etwa einen Meter hoch und die Öffnung in ihr zwanzig Zentimeter lang.
    Die Säule hielt an, das Leuchten erlosch. N’gahar griff in die Öffnung und holte ein mit einem Lederband verschnürtes Leinenbündel heraus. Er legte es auf die Oberseite der Säule und öffnete die Verschnürung.
    All das geschah in

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