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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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völliger Stille. Man hörte nur das Rascheln von N’gahars Kleidung und das leise Knistern der Fackeln.
    Als das Leinenbündel geöffnet war, holte N’gahar nacheinander acht Amulette heraus, die an dünnen Ketten hingen. Es waren naturgetreue Nachbildungen von Löwenkrallen aus schwarzem Obsidian.
    „Kommt zu mir, meine Diener. Ihr erhaltet das heilige Amulett der Traumkämpfer. Sachmet selbst, die Löwengöttin, hat sie verfertigt nach ihrem Abbild. Tragt sie und erweist euch ihrer würdig!“
    Er wies auf Kasaffa, der rechts von ihm stand. „Kasaffa, komm! Du bist der erste, auf den Sachmets größte Macht übergehen wird. Du wirst ihr erster Traumkämpfer seit 1700 Jahren werden.“
    Demütig trat Kasaffa in den Kreis, sank vor seinem Meister auf die Knie und beugte den Kopf. N’gahar streifte ihm das Amulett über.
    „Steh auf, Kasaffa Traumkämpfer, und kämpfe für Sachmet“, sagte er dann.
    Nacheinander erhielten dann die übrigen Sieben in der gleichen Prozedur ihre Amulette.
    Zuletzt standen sie im Kreis um N’gahar und sahen schweigend zu, wie die Säule wieder geräuschlos im Boden versank, bis sich zuletzt wieder die Scheibe plan in den Boden einfügte.
    „Kommt zum Cheram-dir“, sagte N’gahar dann. „Es wird Zeit, Sachmets Segen zu erflehen und dann die erste Lektion für euch abzuhalten.“
    Sie gingen in einer Reihe hinter N’gahar her, die Fackeln noch in der Hand. Ihr Weg führte sie durch ein Labyrinth aus Gängen, Höhlen und Kavernen.
    Vieles war nachträglich ausgebaut und verändert worden, aber einiges von diesem ehemaligen unterirdischen Flusslauf war noch unberührt. In diesen Abschnitten herrschten rohe Felswände, sowie felsiger oder sandiger Boden vor. Die Beleuchtung erfolgte mit Fackeln und Öl- oder Petroleumlampen. Es handelte sich durchweg um Lager- oder Maschinenräume.
    In den ausgebauten Abschnitten brannte sparsam eingesetztes elektrisches Licht. Die Böden waren geebnet und in wichtigen Räumen sogar mit Holzrosten, Fliesen, Platten oder Mosaiken belegt. Manche Wände waren mit Mauersteinen, Brettern oder Matten aus Palmblättern verkleidet. Es gab Treppen aus Stein und Holz.
    Natürlich entstandene oder nachträglich eingebrachte Spalten und Gänge, die zur Oberfläche führten, sorgten für ausreichend Luftaustausch. Aufwendige Gebläse waren nicht nötig.
    Alles in allem war es eine unterirdische Stadt, vergleichbar mit den Bunkeranlagen aus dem kalten Krieg mit ihren Kommandozentralen.
    Die Alten, welche diese Anlage vor über tausendsiebenhundert  Jahren angelegt und ständig erweitert hatten, waren Meister ihres Fachs gewesen.
    Hier lebte N’gahar, hier lebten die acht Priester. Die überwiegende Zeit jedenfalls.
    Ein weitgehend unsichtbar im Hintergrund arbeitendes Heer von Dienern sorgte für ihre Bedürfnisse und für den Erhalt der Anlage.
    Es gab zwei Dienerkasten, die Su’uur und die Na’aar.
    Die Su’uur waren das einfache Personal, zuständig für Dienstleistungen aller Art, auch für Besorgungen außerhalb der Anlage. Sie wussten nur, dass in der Anlage eine Art Kloster war, wo fromme Männer ihren Gebeten und Meditationen nachgingen.
    Die meisten der Su’uur lebten außerhalb der Anlage in ihren Dörfern und kamen nur zur Arbeit hierher.
    Die Na’aar waren Eingeweihte. Sie wussten um das Heiligtum, das sich tief unter dem Wüstenboden verbarg.
    Aber sie kannten nicht die ganze Macht, welche N’gahar und seine Priester hatten. Am wenigsten wussten sie von den Plänen, die hier verfolgt wurden.
    Aber auch wenn sie es gewusst hätten, dann hätten sie es nicht nach außen tragen können. Sie hatten lebenslange Treue und Verschwiegenheit gelobt. Bei ihrem Leben. Und das wenige, das sie über N’gahars Fähigkeiten wussten, war, dass er sie mit einer Handbewegung um eben dieses Leben bringen konnte. Wann und wo er wollte, aus beliebiger Entfernung und ohne direkten Sichtkontakt.
    Also schwiegen sie.
    N’gahar und seine Männer erreichten den Cheram-dir.
    „Nehmt Platz!“ N’gahar wies auf die acht Liegen, die symmetrisch links und rechts von seiner eigenen verteilt standen.
    Die acht Priester gingen schweigend zu leeren Haltern an den Wänden und befestigten dort ihre mitgebrachten Fackeln.
    Dann wandten sie sich den ihnen zugewiesenen Liegen zu, die sie von zahlreichen Besuchen des Cheram-dir schon kannten, streckten sich darauf aus und schlossen die Augen.
    N’gahar legte sich auf die mittlere Liege zwischen ihnen.
    Ihre Köpfe wiesen

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