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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Eltern auch hier?“, fragte Vera.
    „Nein, mein Vater starb, als ich noch sehr klein war. Ein Unfall beim Dynamitfischen. Meine Mutter lebte hier bis vor vier Jahren, dann ist sie ihrem geliebten Nico gefolgt.“
    Das Haus unterschied sich vom Äußeren her nicht wesentlich von den anderen im Ort. Ein einstöckiger, bungalowartiger Bau in Weiß mit blauen Applikationen und üppigem Blumen- und Pflanzenschmuck.
    Vor allem eine mächtige Bougainvillea stach Vera ins Auge. Sie schwappte wie ein roter Brecher über die Krone einer Grundstücksmauer, die sich an das Haus anschloss. Ioannis folgte Veras bewunderndem Blick. „Die hat mein Vater vor dreißig Jahren, als ich geboren wurde, gepflanzt. Das ist mein persönlicher Lebensbaum. Und nun komm, lass uns hineingehen, der Tag war lang für alle von uns.“
    „Wem sagst du das“, antwortete Vera.
    Er ließ ihr den Vortritt. Die Haustür war nicht verschlossen gewesen, neugierig blickte sie sich um.
    Der Hausgrundriss war annähernd quadratisch, die Eingangstür lag mittig in einer der Wände. Ihr fiel sofort ein Mauerbogen auf, der das Haus in zwei Hälften unterteilte, eine vordere, in der sie jetzt stand und wo sich links eine kleine aber moderne Einbauküche und rechts eine Eckbank mit Tisch und zwei Stühlen befand.
    Die zweite, hinter dem Bogen liegende Hälfte enthielt links hinter einer weiteren Mauer ein kleines Bad und rechts war, ja was war das eigentlich? Ein großer Schrank mit mehreren Türen, der aber nicht bis zur Raumdecke reichte.
    Die obere Fläche des Schranks war mit einem kleinen Geländer abgegrenzt und eine steile leiterartige Treppe führte hinauf.
    Ioannis bemerkte Veras fragenden Blick. „Ein Hochbett“, erklärte er. „Unten ist ein Schrank für Kleidung und sonstiges, oben das Bett. Das spart Platz und damit Baumaterial. Die meisten Häuser hier sind so angelegt, dass ist die traditionelle Bauweise in dieser Gegend.“
    Ausgesprochen praktisch, fand Vera. Und sehr gemütlich. Die ganze Einrichtung war einfach und zweckmäßig. Kein Schnickschnack oder Firlefanz.
    „Elke wäre begeistert“, dachte sich Vera. „Gerade die mit ihrem ‚reduced-to-the-max-Tick.“
    „Grisoula hat deinen Koffer hierher gebracht“, sagte Ioannis. „Du kannst dich noch einmal duschen und dann umziehen. Ich mache uns inzwischen etwas zu essen.“
    Das Abendessen nahmen sie auf dem Flachdach ein, das über eine außen liegende Treppe zu erreichen war.
    Vera fühlte sich sehr erschöpft und müde. Ihr Geist war heute bis an seine Aufnahmekapazität beansprucht worden. Außerdem steckte ihr die kurze Nacht mit ihren ganzen Geschehnissen in den Knochen. Sie musste immer öfter verstohlen gähnen.
    „Wird Zeit, ins Bett zu kommen!“, meinte Ioannis schließlich.
    „Ja, von mir aus gerne“, entgegnete Vera, „aber eine Frage hätte ich noch.“
    Sie beugte sich etwas vor: „Du wurdest doch eigentlich nur nach Illasandria geschickt, um mich zu ködern und irgendwie hierher zu lotsen, oder? Warum dann die persönlichen Aufmerksamkeiten, die über die Dienste eines einfachen Schleppers hinausgehen?“
    Das war eine unfaire Frage, sie wusste das, aber man war heute mit ihr auch nicht besonders fair umgegangen und Rache musste sein. Außerdem war sie höchstpersönlich und nicht ganz uneigennützig an der Antwort interessiert.
    Ioannis räusperte sich verlegen, dann rang er sich ein gequältes Lächeln ab:
    „Ja, es stimmt. Ich sollte dich nur von Illasandria hierher bringen. Es war vorgesehen, dass du dort den ersten Teil der Prophezeiung selbst, am eigenen Leib, erfährst. Das hätte dich für mein Angebot, dich nach Choriogatos zu bringen, empfänglicher gemacht. Im Grunde genommen hat das ja auch alles so weit ganz gut geklappt. Du warst ja von Anfang an dort als Hexe verschrien. Aber dann…“ er brach verlegen ab.
    Vera hatte, ihm gegenüber sitzend, den Kopf zwischen die Hände gelegt, die Ellbogen auf der Tischplatte. Sie sah ihn mit ihrem unschuldigsten Blick an.
    „Ja, und dann?“, fragte sie honigsüß.
    Ioannis wand sich.
    „Dann habe ich mich in dich verliebt“, platzte es schließlich aus ihm heraus. „noch am selben Abend. Und plötzlich war alles viel komplizierter als gedacht. Ich fühlte mich plötzlich für dich verantwortlich. Dann der Angriff der Ch’quar. Ich bin halb verrückt vor Angst gewesen, als ich den Schuss und dann die Schreie hörte. Ich hatte doch geglaubt, der Platz am Jeep wäre der sicherste gewesen. Ich hätte es

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