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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Sachmet aus Staub geformt und zum Leben erweckt und dann zum Angriff auf Vera gesteuert hatte.
    Die vier Wächter hatten ihn erledigt wie eine Ratte.
    Auch in ihnen war pure Energie geballt. Die physische Energie der Pumas und Bastets übergeordnete Energie. Letztere erst ermöglichte ihnen den Wirkung zeigenden körperlichen Angriff auf einen Ch’quar, der ansonsten gegen Attacken aller Art immun war, den normale Geschosse wirkungslos durchdrangen, an dem physische Gewalt nicht angreifen konnte.
     
    Protos und Tetartos saßen jeweils für sich auf einem Flachdach eines am Dorfrand stehenden Hauses. Es waren die beiden Häuser, die am weitesten in Richtung Inselinneres liegend gebaut worden waren. Sie fungierten als Vorposten gegen Angriffe aus eben diesem Inselinneren. Die beiden hatten Blick- und Gedankenkontakt, waren aber fast zweihundert Meter voneinander entfernt. Auf der anderen, dem Meer zugewandten Dorfseite saßen Defteros und Trito in ähnlichen Positionen. Auch zu ihnen bestand, wenn schon kein Sicht-, dann doch wenigstens Gedankenkontakt.
    Die Sicht war für alle vier gleich gut und weit reichend. Das Mondlicht spendete genügend Helligkeit für ihre lichtempfindlichen Augen, ihren Ohren entging nicht das geringste Geräusch.
    So saßen sie, regungslos, wie aus Stein gehauen. So, wie sie schon vor Jahren hier gesessen hatten und - wenn Bastet es so wollte - noch in Jahren sitzen würden.
    Ohne Schlaf, ohne Erholung, ohne Nahrungsaufnahme. Sie waren wie Roboter, versehen mit einem über fünfundzwanzig Jahre hinweg unerschöpflichen Antrieb, der aus Bastet kam und ihnen dieses Leben auf der biologischen Überholspur ermöglichte.
    Dann aber würde eben dieses Leben letztendlich seinen Tribut fordern und binnen Tagen würden die stolzen Wächter zu siechen Wracks verfallen und sterben, der Gesetzmäßigkeit folgend.
    Es war wichtig, stets rechtzeitig für würdige Nachfolger zu sorgen.
    An denen mangelte es allerdings nicht. Es galt unter den Katzen von Choriogatos als höchste Ehre, zu den Wächtern, zu der absoluten Elite unter den Abbildern Bastets, gerufen zu werden. Es musste stets eine strenge Auslese aus dem Überangebot an Bewerbern getroffen werden.
     
    „Es sind schwere Zeiten, meine Brüder“, meldete sich Protos.
    „Ja, Bruder“, pflichtete Defteros ihm bei, „aber bedenke, für eben diese Zeiten hat Bastet uns berufen. Erweisen wir uns ihrer würdig.“
    Ein belustigter Gedanke kam von Trito. „Also, wie wir vorletzte Nacht diese übergroße Ratte mit Menschenkopf abgeschlachtet haben, das war doch was, oder? Damit haben wir doch gezeigt, wozu wir fähig sind!“
    „Wir waren zu viert, sie war allein“, warf Protos ein. „Wie hätte es bei vier gegen vier ausgesehen? Es war kein leichter Gegner.“
    „Stimmt“, meinte Defteros, „das war er nicht, aber wir mussten noch lange nicht mit letzter Konsequenz kämpfen. Ich glaube, dass wir im Ernstfall….“
    „Still!“, warf Tetartos plötzlich ein. „Ich spüre etwas. Es kommt aus der Insel auf uns zu. Noch spüre ich es nur, aber ich bin mir sicher, dass da etwas ist!“
    „Wir kommen rüber!“, signalisierten Defteros und Trito. Sie sprangen von ihren Dächern und rasten in gewaltigen Sätzen quer durch das Dorf zur anderen Seite. Dort federten sie mühelos mit einem Sprung die drei Meter auf das Dach, wo sie von Tetartos und dem mittlerweile auch dazugekommenen Protos bereits erwartet wurden.
    „Es kommt auf breiter Front“, meldete Tetartos den beiden Neuankömmlingen. „Spürt es selbst!“
    Zu viert lauschten sie mit ihren vielfältigen Sinnen in die Nacht hinaus. Es stimmte, was Tetartos gesagt hatte. Sie spürten, wie sich ein noch unsichtbarer Ring lautlos von Land her um das Dorf schloss und enger zog. Ein Ring aus fremder Energie. Fremder, hasserfüllter Energie, die aufs Töten und Vernichten aus war.
    Protos blickte die drei anderen an.
    „Es geht los“, stellte er ruhig fest. „Gebt Alarm!“
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Phelisonissi lag unter dem Mondlicht, das sich schwach auf der gekräuselten Meeresoberfläche spiegelte. Die Menschen und Tiere in Illasandria schliefen in ihren Häusern und Stallungen, ebenso die in Choriogatos. Nur die Zikaden, Fledermäuse, Nager und sonstigen nachtaktiven Geschöpfe, Jäger und Gejagte, gingen ihren jeweiligen Geschäften nach, erfüllten ihre Bedürfnisse. Aber im Großen und Ganzen schlief die Insel friedlich auf den nächsten Tag zu.
    In einer staubigen Geländesenke vor

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