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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Zeit
     
    N’gahar hatte natürlich damit gerechnet, dass die Bewohner von Choriogatos wie beim ersten Mal die Flammenwand errichten würden. Diese hatte sich damals als unüberwindlich für die Traumkämpfer herausgestellt.
    Er war gezwungen gewesen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die letzten Tage waren daher voller neuer Erkenntnisse darüber gewesen, was ein Ch’quar zu leisten vermag, wenn er entsprechend konditioniert ist.
    Er und seine acht Priester hatten teilweise bis zur völligen geistigen und körperlichen Erschöpfung daran gearbeitet, die von Sachmet abgezogenen Energien vor allem dazu einzusetzen, den Durchgang durch das Bannfeuer zu schaffen, dessen energetische Struktur leicht zu entschlüsseln gewesen war.
    Schließlich glaubte N’gahar, die entsprechend gepolte Aufladung für einen Ch’quar gefunden zu haben.
    Die Angriffsstrategie wurde entsprechend angepasst. Gleichzeitigkeit war das Schlüsselwort. Gleichzeitigkeit im Angriff.
    Als ersten hatte N’gahar den von Naf’nur, Samsin und Idn-ed-feni gelenkten Kreaturen den Durchbruch durch die Wand befohlen. Sie hatten sich an drei verschieden Stellen bereit gehalten und waren tatsächlich durch die Flammen gelangt, wenn auch nicht gleichzeitig, wie geplant, sondern nur nacheinander.
    Die Ch’quars hatten durch die höherwertige Aufladung eine Art Primitivinstinkt entwickelt. Sie gehorchten nicht mehr uneingeschränkt, sondern mussten zu bestimmten Handlungsweisen gezwungen werden.
    Das Durchbrechen einer Flammenwand war ein Akt, der dem Primitivinstinkt eines Ch’quar aufgrund des Selbsterhaltungstriebs zutiefst widerstrebte und es hatte Naf’nur, Samsin und Idn-ed-feni unterschiedlich viel Zeit gekostet, den Widerstand ihres jeweiligen Ch’quar zu brechen. Ein gleichzeitiges Erscheinen jenseits der Wand war damit nicht mehr möglich gewesen.
    Die Konsequenzen hatte N’gahar sogleich erlebt. Die mentalen Schmerzens- und dann Todesschreie der betroffenen Ch’quar waren nicht zu ignorieren gewesen.
    Diese drei konnte er für die nächsten Stunden abschreiben. Ihre sie lenkenden Priester waren in dieser Zeit zu keinerlei Handlungen fähig. Auch für mental stabilisierte Gehirne wie die ihrigen war es jedes Mal ein traumatisches Erlebnis, den Tod außerhalb des eigenen Körpers erleben zu müssen.
    Aber er wusste jetzt, dass jenseits der Feuerwand noch etwas anderes auf sie wartete. Anscheinend eine neue Waffe, denn gegen die Glasgeschosse mussten sie jetzt nach der stärkeren energetischen Aufladung eigentlich immun insoweit sein, als einer oder auch mehrere Treffer nur eine kurzfristige Desintegration hervorrufen durfte, nicht mehr. Der betroffene Ch’quar zerfiel nur kurz, aber regenerierte sich wieder. Diese verdammten Zöglinge von Bastet hatten anscheinend eine Möglichkeit gefunden, einen Ch’quar nachhaltig zu zerstören. Aber wie?
    Um das herauszufinden, mussten sie alle durch die Wand, so gleichzeitig wie möglich! Er befahl, dass jeweils zwei Kreaturen sich aneinandergeklammert durch die Wand stürzen sollten. Die Verweigerungsreflexe ließen sich so besser unterdrücken oder wenigstens koordinieren.
    Und so taten sich Haschun und Terged, Tessal und Warad-al-hif, sowie Kasaffa und er selbst zu je einer Einheit zusammen. Auf einen Impuls von ihm hin stießen sie durch die Feuerwand.
    N’gahar empfand einen brennenden Schmerz, der sich von seinem Ch’quar aus in jede Faser seines Bewusstseins und von da aus in sein reales Gehirn und den zugehörigen Körper übertrug.
    Naf’nur, Samsin und Idn-ed-feni, die aufgrund der Ausschaltung ihrer Ch’quar wieder auf ihren Liegen im Cheram-dir „zurück“ waren und sich gerade schwer atmend zu erholen versuchten, erlebten mit, wie sich die bislang ruhig daliegenden Körper ihres Meisters und der verbleibenden Priester auf ihren Liegen mit verzerrten Gesichtern, aber lautlos aufbäumten. Samsin blickte aus seinem einen blutunterlaufenen Auge zu Naf’nur hinüber und sagte:
    „Jetzt sind sie durch die Wand. Mögen sie zu Sachmets Ehre mehr Erfolg haben als wir!“
    Naf’nur nickte schweigend. Er war derjenige gewesen, der als erster durch die Feuerwand gegangen war. Er hatte geglaubt, bei lebendigem Leib langsam zu verbrennen. Es hatte unerträglich lange gedauert, bis er seinen Ch’quar soweit unter Kontrolle gehabt hatte, dass er aufstehen und angreifen konnte. Er musste erleben, wie einige seiner Extremitäten mehrmals von den Flammen buchstäblich weg gefressen wurden, nur um in

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