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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Auffordernd sah er sich nach ihr um. Walburga erhob sich ebenfalls.
    »Kommen Sie mit.«
    Sie folgte ihm wie ein Lamm zur Schlachtbank.

45
    N ach der Kühle im Haus war die Schwüle kaum zu ertragen. Gehring spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Das Tor zum Schuppen stand noch halb offen, so wie sie es verlassen hatten, als Walburga ihm Bearas Wagen gezeigt hatte.
    Er ging darauf zu. Auch wenn er ihr den Rücken zuwendete, wusste er, dass sie keine Dummheiten machen würde. Für einen Fluchtversuch war sie zu alt und zu schwerfällig. Und die einzige Waffe, die er ihr zutraute, war ein Kartoffelmesser. Er spürte, wie Ärger und Stress in ihm eine unheilige Allianz eingingen. Die Zeit wurde knapp für Beara. Und Schwab ließ nichts von sich hören. Den Streifenwagen aus Jüterbog konnte er mittlerweile unter Ulk abbuchen. Er hatte Lust, Köpfe rollen zu sehen. In Berlin, in Brandenburg, überall dort, wo man entweder gar nicht oder nur sehr unwillig auf seine Anfragen reagierte.
    Das Tor war, ebenso wie der Schuppen, aus rissigen, verblichenen Holzbohlen gefertigt. Astlöcher und Verwerfungen boten jedem neugierigen Auge die Gelegenheit, einen Blick in das Innere zu werfen. Kein sehr gutes Versteck. Was seid ihr doch für Idioten, dachte er. Eine Polizistin verschwindet, und ihr glaubt tatsächlich, ihr kommt davon? Zwanzig Jahre lang ist alles gut gegangen. Aber das Blatt wendet sich. Und ihr werdet noch mehr Fehler machen. Jeden einzelnen davon werde ich euch nachweisen.
    Er drehte sich um. Walburga war auf halbem Weg stehen geblieben. Ein Bettlaken bauschte sich im warmen Wind. Es verbarg sie, für ein paar Sekunden lang konnte er nur ihre Beine sehen. Beine einer alten Frau, die wusste, dass sie auf ihnen nicht mehr weglaufen konnte.
    »Kommen Sie«, sagte er. Er versuchte, nicht allzu unfreundlich zu sein. Auch Mörder hatten ein Recht auf einen menschlichen Umgangston. Vor allem, solange sie nicht gestanden hatten.
    Sie schob das Laken zur Seite und kam näher. Er hielt ihr den rechten Torflügel auf, der so schief in den Angeln hing, dass er von alleine wieder zufallen würde. Sie warf ihm einen resignierten Blick zu und trat ein. Er folgte ihr. Durch die Ritzen fiel diffuses Licht. Bearas Wagen, staubbedeckt, war ein altersschwaches kleines Auto. Jemand hatte den Sicherungskasten unter dem Lenkrad aufgeklappt, Drähte herausgezogen und sie miteinander verbunden, um es mit einem Kurzschluss zu starten. Die Autoschlüssel. Sie waren nicht in ihrer Tasche gewesen. Also musste sie sie noch bei sich haben, was dem Täter erst bei seiner Rückkehr aufgefallen war. Er war nicht noch einmal zu Beara zurückgekehrt, um sie zu holen. Das war ein schlechtes Zeichen.
    Gehring ging in die Knie und warf einen prüfenden Blick auf die Reifen. Staub, ein paar trockene Halme. Er untersuchte die vordere Stoßstange und fand, verheddert zwischen Nummernschild und Blech, ein paar Gräser. Offenbar war jemand damit über eine Wiese gefahren, auf der Straße hätten sich die Halme, selbst bei Tempo dreißig, gelöst.
    »Nun, Frau Wahl. Dann bin ich mal gespannt, wie Sie dieses Auto zum Fahren bringen. Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Er öffnete die Wagentür. Der Fahrersitz war auf der hintersten Position eingerastet. Ein Fussel wie Beara würde noch nicht einmal mehr mit seinen Zehenspitzen an die Pedale kommen. Selbst Walburga müsste Schwierigkeiten haben. Außerdem traute er ihr nicht die Kenntnis zu, einen Wagen kurzzuschließen.
    »Was soll das?«, fragte sie müde. Sie wusste, dass sie dieses Spiel verloren hatte. Langsam ging sie auf einen Holzklotz in der Ecke zu. In ihm steckte noch eine Axt. Sie zog sie heraus und ließ sie auf die Erde fallen. Dann setzte sie sich, immer noch schnaufend von der ungewohnten Anstrengung. Gehring ging zu ihr, hob die Axt auf und deponierte sie unter Walburgas argwöhnischem Blick hinter dem Wagen.
    »Haben Sie Angst, ich schlage zu?«, fragte sie.
    »Haben Sie schon einmal zugeschlagen?«, fragte er zurück und setzte sich seitlich in den Wagen, sodass seine Beine auf dem Boden standen und er jederzeit aufstehen konnte. Die Spurensicherung würde verzweifeln, aber er fand keine andere Sitzgelegenheit, und auch er war müde.
    »Nein.«
    »Wer dann? Ihr Sohn?«
    »Ich will nicht, dass Sie ihn in die Sache hineinziehen. Er hat nichts damit zu tun. Er ist vielleicht der Einzige, der wirklich unschuldig ist.«
    »So. Dann erzählen Sie mir mal von den Schuldigen.«
    Walburga holte tief Luft,

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