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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ein paar Worte«, sagte Dalziel. »Allein.«
    Er warf einen Blick auf die anderen. Die drei, die er nicht kannte, entfernten sich. Krog und Elizabeth blieben stehen.
    »Bitte, Sie können vor Elizabeth und Arne sprechen«, erklärte Wulfstan. Dalziel zuckte mit den Schultern.
    »Wie Sie wünschen. Als Sie am Sonntag morgen nach Danby fuhren, mußten Sie unter der alten Eisenbahnbrücke durch. Dort stand in großen roten Buchstaben was hingesprüht. BENNY IST WIEDER DA ! Sie müssen es bemerkt haben. Aber Sie haben es mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt.«
    Er hatte sich so hingestellt, daß er alle drei beobachten konnte, und er sah, daß Elizabeth von ihm zu ihrem Vater blickte, als sei sie auf dessen Antwort ebenso neugierig wie er. Tja, warum nicht? Es war ja wirklich eine interessante Frage.
    Wulfstan sagte: »Ich habe es nicht erwähnt, weil es mir nicht wichtig erschien, und ich zweifelte nicht im mindesten daran, daß Sie es bereits gesehen hatten, sonst hätte ich Sie bestimmt darauf hingewiesen.«
    Eine glaubwürdige Erklärung? Oder Erklärungen, da es ja eigentlich zwei waren? Nach Dalziels Rechnung wurde die Glaubwürdigkeit hiermit eher halbiert als verdoppelt.
    Er sagte: »Nicht wichtig? Nach allem, was in Dendale passiert ist? Ich hätte gedacht, daß gerade Sie es für wichtig halten würden.«
    »Und daß der Schock, diesen Namen zu lesen, alles wieder in mir hochkommen ließe?« Wulfstan lächelte bitter. »Zunächst einmal, Mr. Dalziel, ist es nie weggewesen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Mary denke. Das ist auch der Grund, weshalb ich nach Yorkshire zurückkommen konnte, weil ich erkannte, daß räumliche Entfernung keine Rolle spielt.«
    Dalziel warf einen kurzen Seitenblick auf Elizabeth, um zu sehen, wie sie auf diese unzweideutige Festlegung der Rangfolge reagierte, darauf, daß die tote leibliche Tochter mehr als die lebende Adoptivtochter galt. Sie reagierte nicht.
    »Was Lightfoots Namen angeht«, fuhr Wulfstan fort, »so gab es tatsächlich einmal eine Zeit, in der ich schockiert war. Aber das ist viele Jahre her, damals, als ich wieder nach Danby zurückkehrte. Er ist Teil der hiesigen Redewendungen geworden. Die Kinder haben einen Seilspring-Reim mit seinem Namen, und wenn sie Verstecken spielen, dann heißt der Suchende Benny. Wenn die Männer im Pub über einen schnellen Fußballspieler reden, sagen sie: ›Er rennt wie Benny Lightfoot.‹ Die meisten wissen natürlich gar nicht, von wem sie da sprechen. Tja, da ich hier arbeite, mußte ich mich an den Namen gewöhnen. Und das habe ich.«
    Dalziel nickte mitfühlend.
    Wulfstan räusperte sich. »Wenn das alles war … Ich erwarte jede Minute den Brandschutzmeister.«
    »Tut mir leid, ich weiß, daß Sie beschäftigt sind. Ja, das war alles … außer …«
    Er machte eine bedeutungsvolle Pause.
    »… außer, daß Sie jetzt schon einige Jahre in Danby wohnen, oder? Und die Zeugin, die Ihren Wagen am Leichenpfad gesehn hat, sagt aus, daß sie ihn erst seit ein paar Wochen ab und zu da stehen sieht, und sie geht da jeden Morgen mit ihrem Hund spazieren, bei jedem Wetter, schon seit Jahren.«
    Wulfstan sah ihn eine Weile grübelnd an. Er sah aus wie … Dalziel kam nicht darauf. Dann lächelte er resigniert und sagte: »Falls Ihre Frage lautet: Warum ausgerechnet jetzt?, dann ist die Antwort so offensichtlich, daß ich gedacht hätte, ein Mann mit Ihrer beruflichen Qualifikation würde von selbst darauf kommen. Krankhafte Neugier, Superintendent. Die Hitzewelle hält nun schon so lange an, daß die Reste von Dendale aus dem Stausee auftauchen. Ich steige den Neb hinauf, um den Vorgang zu beobachten. Und manchmal, wenn ich den Leichenpfad entlanggehe, stelle ich mir vor, daß ich von oben alles so vor mir sehen werde, wie es einmal war, ich meine: wirklich
alles
. Da haben Sie’s. Jetzt sehen Sie die Tiefgründigkeit der Absurdität, in die sich selbst ein vernünftiger Mensch begeben kann.«
    »Oh, ich habe so manche Menschen erlebt, die noch zehnmal tiefgründiger waren«, meinte Dalziel. »Danke für Ihre Offenheit. Und es tut mir leid, daß ich Sie gestört habe.«
    »Schon gut. Und was für ein perfektes Timing! Da, glaube ich, ist der Brandschutzmeister. Entschuldigen Sie mich.«
    Er ging auf den Mann zu, der gerade durch die Tür getreten war und sich mit einem skeptischen Na-das-gibt-Schwierigkeiten-Blick umsah, den Brandschutzmeister bei ihrer Ausbildung sicher als allererstes lernen.
    »Was ist mit uns,

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