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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hab die alte Akte gelesen. Erinnern Sie sich an das Mädchen, Betsy Allgood, die vor Benny fliehen konnte? Tja, die ist anscheinend auch wieder da.«
    Sie griff nach hinten, zog die »Post« vom Rücksitz und legte sie Pascoe auf den Schoß.
    Keine gute Idee, dachte sie dann, als er die nächsten Minuten damit zubrachte, beide Artikel zu lesen, den über ihren Fall und den über das Konzert.
    »Betsy Allgood«, murmelte er. »Ja, da war ein Foto in der Akte. So hat sie aber nicht ausgesehen.«
    »Wir werden älter, Sir«, entgegnete Novello. »Wir fangen an, so auszusehen, wie wir selbst es wollen, und nicht unsere Eltern, wie Sie bestimmt noch feststellen werden.«
    Er sah sie scharf an und lächelte dann dankbar für diesen indirekten Zuspruch.
    »Na ja, auf jeden Fall ist es eine Verbesserung«, sagte er. »Wenn ich mich recht erinnere, war sie ein ziemlich häßliches Kind.«
    Nun war sie an der Reihe, ihn scharf anzusehen. Er dachte, das war ganz schön frech, Pascoe, daß du in deiner Situation über Kinder anderer Leute herziehst.
    Aber das Foto gab ihm weiterhin zu denken. Oder besser, die Fotos, denn während Betsy/Elizabeth, die er schon einmal gesehen hatte, ganz und gar unbekannt aussah, kam ihm Walter Wulfstan, den er noch nie gesehen hatte, irgendwie bekannt vor. Aber warum auch nicht? Er war ein angesehener Mann am Ort, den man wohl häufig auf Titelblättern sehen konnte, wenn er zu irgendwelchen offiziellen Anlässen eingeladen wurde.
    Und noch etwas irritierte ihn …
    Er sagte: »Fahren Sie bitte hier ran, ja? An der Telefonzelle.«
    Sie gehorchte – überrascht, aber klug genug, den Mund zu halten, während Pascoe stirnrunzelnd dem Funk lauschte.
    »Irgendwas ist passiert«, sagte er.
    »Ich habe nichts gehört, Sir …«
    »Nein, es hat auch niemand was gesagt, da ist nur hin und wieder eine Pause, eine Andeutung … Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber tun Sie mir bitte den Gefallen, Shirley, und rufen Sie in der Einsatzzentrale in Danby an.«
    »Ja, gut«, sagte sie und zog ihr Handy hervor.
    »Nein«, sagte er und zeigte auf die Telefonzelle. »Wenn ich richtig liege, werden Sie nichts zu hören kriegen, wenn Sie nicht über eine Landleitung gehen.«
    Rot vor Scham, weil sie so schwer von Begriff war, stieg Novello aus dem Wagen.
    Pascoe studierte noch einmal die Zeitung und legte sie dann wieder auf den Rücksitz. Dabei fiel ihm auf, daß Novello ihr Auto anscheinend mit der gleichen Einstellung fuhr wie Ellie. Man hielt den Fahrersitz frei und benutzte den Rest als mobilen Mülleimer. Er schüttelte den Kopf, als er zwischen dem Abfall zwei Beweistüten entdeckte. Dinge wie diese verschloß man im Kofferraum, bis man sie schnellstmöglich zur Untersuchung oder Lagerung abgab.
    Er nahm die beiden Tüten und legte sie sich auf den Schoß. An beiden hingen Kärtchen, aus denen ihr Inhalt hervorging und daß sie vom Labor untersucht worden waren. Die größere Tüte enthielt eine Zigarettenschachtel, zwei Sonntagszeitungen und ein beschmiertes Taschentuch, die kleinere eine Foto-Batterie und einen silbernen Ohrring in Form eines Dolchs.
    Er starrte immer noch auf diese Tüte, als Novello wieder ins Auto stieg, doch ihre Worte schoben seine Fragen erst einmal in den Hintergrund.
    »Sie haben sie gefunden.« Ihre Stimme war tonlos, aber fest. »Ich habe mit Mr. Headingley gesprochen. Noch nicht offiziell identifiziert, aber Sergeant Wield ist anscheinend ganz sicher. Er hat ihren Hund noch einmal ins Tal geführt …«
    »Cleverer alter Wieldy«, sagte Pascoe. »Das erklärt allerdings nicht, wie alle anderen sie übersehen konnten. Mit Hunden, Infrarotkameras …«
    »Da lag ein totes Schaf. Bei diesem Wetter …«
    »Cleverer Killer«, sagte Pascoe und versuchte, das Bild des toten Kindes von sich fernzuhalten. »Gibt’s schon irgendeinen Hinweis auf die Todesursache?«
    »Nein, Sir. Das Sondereinsatzkommando ist gerade oben, mit dem Pathologen. Damit ist meine Entführungstheorie endgültig im Eimer.«
    Auch sie versuchte, sich durch polizeiliche Abstraktionen von der Kinderleiche abzulenken.
    Pascoe sagte: »Ich wette, der Superintendent ist froh.«
    »Wie bitte?« Sie konnte ihr Entsetzen nicht verbergen.
    »Weil er eine Leiche hat, meine ich. Das Mädchen hatte er schon lange aufgegeben. Vom ersten Moment an, wo es als vermißt gemeldet wurde, glaube ich. Aber um den Mörder zu fassen, braucht er etwas Konkretes. Sonst ist das wie Schattenboxen. War sonst noch was?«
    »Ja,

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