Das Dorf der verschwundenen Kinder
Ellie geduldig.
»Ja, das hab ich verstanden. Ich meinte die große Achterbahn. Du weißt doch, daß mir davon schlecht wird.«
»Peter, obwohl ich abstreiten werde, daß ich es jemals gesagt habe, hätte ich manchmal lieber etwas mehr Schwarzenegger und etwas weniger Hugh Grant.«
»Okay. Wo gehst du verdammt noch mal hin, Süße?«
»Das war echt Cagney«, sagte sie und schmunzelte. Dann, wieder ernst: »Ich will nur eben nach Jill sehen. Ja, ich hab verstanden, was du vorhin gesagt hast, und ich werde mich nicht aufdrängen. Sie wird sowieso zu Hause sein, nehme ich an. Aber ich wollte mich mal erkundigen und versuchen herauszufinden, was wir am besten tun können.«
»Na gut«, meinte Pascoe. »Dann werde ich für die Unterhaltung unseres Monsters sorgen.«
Nach einer relativ kurzen Zeit der Unterhaltung war das Monster bereits wieder müde.
»So ist’s gut, mein Schatz. Mach ein Nickerchen, damit du wieder zu Kräften kommst«, sagte Pascoe. »Im Krankenhaus muß man fit sein, um alle Besucher im Auge zu haben, die einem die Weintrauben klauen wollen.«
»Werde ich viel Besuch kriegen?« fragte Rosie schläfrig.
»Das hängt davon ab, wie gut deine Weintrauben sind.«
»Wird Zandra kommen?«
Pascoe bemühte sich, in leichtem Ton weiterzusprechen.
»Wenn sie kann«, sagte er.
Er wußte nicht, wann die Zeit reif sein würde, es ihr zu sagen, aber er wußte, daß es jetzt noch nicht soweit war.
»Ich hab sie seit Sonntag nicht mehr gesehen. Zumindest konnten wir nicht richtig reden. Sie hat vielleicht schon die Fotos, die Derek gemacht hat.«
»Ja, mein Schatz. Weißt du noch, daß ihr am Sonntag euer Frühstückspicknick gemacht habt?«
Er hatte ein schlechtes Gewissen, daß er sie fragte, versicherte sich aber, daß er es nicht getan hätte, hätte sie nicht selbst von Zandra angefangen.
»Ja. Und ich hab gesehen, wie der Nix sich Nina geschnappt hat«, sagte sie.
Es war, als hätte er seine Gedankengänge irgendwie auf sie übertragen.
»Das stimmt. Du hast durch Dereks Fernglas gesehen, oder?«
»Ja. Damit sieht alles viel größer aus als bei deinem, weißt du«, sagte sie ganz ernst.
»Das glaube ich dir«, erwiderte er lächelnd. »Und du hast Nina unten im Tal gesehen. War sie allein?«
»Ja. Nein. Sie hatte einen kleinen Hund dabei.«
»Und dann kam der Nix.«
»Ja. Er kam den Hang runtergerannt und hat sie in ein Loch im Boden runtergeworfen. Wahrscheinlich ist seine Höhle irgendwo da unten.«
Ihre Stimme klang schwach und müde.
Pascoe zog Novellos »Post« aus der Tasche und faltete sie auseinander, so daß die Doppelseite zu sehen war.
»Bevor du einschläfst, sag mir doch eben noch, wen du auf diesen Bildern erkennst.«
Sie blickte mit halb geschlossenen Augen auf die Fotos, lächelte dann und tippte mit dem Finger auf das Papier.
»Das ist Onkel Andy«, sagte sie.
»Hallo. Was ist denn das für ein Spiel?« hörten sie Ellies Stimme.
Sie war unbemerkt ins Zimmer gekommen und klang ganz heiter. Doch irgend etwas an Pascoes Blick, als er zu ihr aufsah, mußte sie beunruhigt haben, denn nun fragte sie mißtrauisch: »Was zeigst du ihr da, Peter?«
»Nur ein Bild von Onkel Andy«, sagte Pascoe und schickte sich an, die Zeitung wieder zusammenzulegen.
Doch bevor er das tun konnte, schnellte die kleine Hand hervor und zeigte wieder mit dem Finger.
»Und das ist der gemeine alte Nix«, sagte Rosie.
Dann gähnte sie herzhaft und schlief ein.
Dreizehn
D as Konzert sollte um sieben Uhr beginnen.
Nach einem leichten Mittagessen ging Elizabeth in den Garten, streckte sich auf einem Liegestuhl unter einem Sonnenschirm aus und schlief ein.
Sie wurde durch ein Geräusch geweckt, öffnete die Augen und sah Arne Krog auf sich herabblicken.
»Ich habe nur den Sonnenschirm verrückt«, sagte er. »Die Sonne ist weitergewandert. Ich dachte, daß du vermutlich nicht mit einem Gesicht singen willst, das wie eine halbe Sonnenfinsternis aussieht. Du hast ja sehr empfindliche Haut, oder?«
»Nein, ich hab ’ne Lederhaut, aber ich will, daß sie empfindlich aussieht«, erwiderte sie. »Wie du ja sehr wohl weißt.«
»Tue ich das?«
»Klar, dir entgeht nicht viel, Arne. Vor allem, wenn es darum geht, Frauen zu beobachten. Was nicht heißt, daß du nur Frauen beobachtest.«
»Was soll denn das bedeuten?«
»Was hast du gesehn, als du Walter heute morgen gefolgt bist?« Sie lachte, als er sie erschrocken ansah. »Erwischt! Ich dachte mir einfach, daß du darauf aus warst.«
»Du
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