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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bist ein cleveres Mädchen, Elizabeth. Oder vielleicht sollte ich dich Betsy nennen, wenn du so stark mit Akzent sprichst.«
    »Ganz wie du möchtest«, sagte sie und schwang die Beine auf den Boden.
    »Nicht, wenn du es nicht möchtest. Aber du hast nach Walter gefragt. Ich sah, wie er den Wagen an der üblichen Stelle parkte, seinen Spaziergang den Leichenpfad hinauf machte bis zum Neb und dann auf Dendale hinunterblickte. Als er weg war, habe ich das auch getan. Es ist faszinierend zu sehen, wie das Tal durch die Dürre wiederauferstanden ist. Hast du es dir schon mal angesehen, Elizabeth?«
    »Du hast das falsche Wort erwischt, glaube ich. ›Wiederauferstanden‹ bedeutet wieder lebendig. Aber nein, ich hab’s noch nicht gesehn.«
    »Ich finde, du solltest mal hinfahren. Ich begleite dich gerne, falls du das Gefühl hast, das Erlebnis könnte zu aufwühlend sein.«
    Sie stand auf und streckte sich gähnend.
    »Mit dir könnte es zu aufwühlend werden, da hast du wohl recht«, sagte sie. »Aber es wäre sicher interessant, mal runterzugucken.«
    Sie ging ins Haus. Walter und Chloe Wulfstan saßen im Wohnzimmer. Walter las die Zeitung, Chloe ein Buch.
    »Walter, ich hätte nix dagegen, ein bißchen früher nach Danby zu fahren«, sagte sie. »Ich dachte, vielleicht könnten wir beide mal zum Neb hochwandern. Du auch, Chloe, wenn du Lust hast.«
    »Ich glaube nicht, meine Liebe«, erwiderte Chloe, ohne von ihrem Buch aufzublicken.
    »Willst du dich vor dem Konzert nicht noch ausruhen?« fragte Wulfstan.
    »Ich bin ausgeruht. Und du hast doch gesagt, du hast einen Raum im Forschungspark hergerichtet, in dem ich mich umziehen und anhübschen kann. Ob ich nun hier bin oder da …«
    »Wenn du meinst. Was ist mit dir, Arne?«
    »Arne kann Chloe und Inger mitnehmen, wenn sie fertig sind«, sagte Elizabeth bestimmt. »Also los. Ich hol nur meine Sachen, und wir können fahren.«
    Die Fahrt über schwiegen beide, doch als Wulfstan vor der Einfahrt zum Geschäftspark verlangsamte, sagte Elizabeth: »Können wir gleich zum Leichenpfad fahren und danach hierher?«
    »Wie du willst«, sagte Wulfstan.
    Während sie durch Danby fuhren, starrte Elizabeth aus dem Fenster und sagte: »Komisch. Als wir gestern hier waren, hab ich nix gespürt, aber ich dachte, das war nur so ’ne Art Taubheit. Aber das ist es nicht. Ich spüre wirklich nix. Es ist nicht, als ob ich nach Hause komme. Dafür war ich nicht lang genug hier. Drei Jahre, oder? Vier? Und mit allem, was passierte, war es nie ein Zuhause.«
    Sie kamen an der Schule und der Kirche vorbei. Elizabeth blickte zu den abgestellten Polizeiwagen vor St. Michael’s Hall, sagte jedoch nichts. Nachdem sie den Leichenpfad so weit hinaufgerumpelt waren, wie der Discovery es schaffte, hielt Wulfstan an, und sie stiegen aus.
    »Bist du sicher, daß du das willst?« fragte er.
    »Warum nicht?«
    »Es ist sehr heiß. Und steil. Du willst dich doch nicht überanstrengen.«
    Sie lachte und sagte: »Red keinen Blödsinn. Ich bin ein Mädchen vom Land, weißt du nicht mehr? Wenn ich früher den Berg raufging, um Dad beim Zusammentreiben der Schafe zu helfen, kam ich schneller voran als diese Sportwanderer heutzutage und war nicht mal aus der Puste.«
    Er sah sie kurz an, wandte sich ab und stieg den Pfad hinauf.
    Sie ging neben ihm her und atmete kaum schneller, als sie den Grat erreicht hatten.
    Eine lange Zeit stand sie schweigend da und blickte in das sonnige Tal hinunter. Dann sagte sie ruhig: »Jetzt bin ich zu Hause.«
    Barsch entgegnete er: »Wie kannst du das sagen? Was ist da unten, das irgend jemand von uns Zuhause nennen könnte?«
    »Du meinst die Gebäude? Das waren am Anfang auch nur Steinhaufen, und jetzt sind sie’s wieder. Ein paar Monate harter Arbeit, und du könntest sie wieder aufbauen. Nein, für mich ist das einfach so. Der Kreis hat sich geschlossen.«
    »Das klingt so nach Vollendung«, meinte Wulfstan.
    »Findest du? Zeit für einen Neuanfang, meinst du nicht? Du und Chloe habt das nie geschafft, oder? Ich meine, du bist weggegangen, aber letztendlich doch wieder nach Yorkshire zurückgekommen, was auch so was wie ein Kreis ist. Aber ich sehe keinen Neuanfang.«
    »Es gibt Dinge, die kannst du nicht hinter dir lassen, nicht ohne eine Amputation.«
    »Redest du von Mary? Die kleine Mary … Sie wäre jetzt so alt wie ich, stimmt’s? Aber sie hätte nie meine Stimme gehabt. Das ist doch was, hm? Sie hätte niemals meine Stimme gehabt. Außer natürlich, daß ich,

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