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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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den Arsch aufreißt. Alles klar?«
    Das war nicht nur ein Zaubertrick gewesen, dachte Pascoe. Er weiß wirklich alles.
    »Ja, Sir«, antwortete er. »Klar wie Kantinenkaffee.«

Sechs
    E benso wie Danby war auch die St.-Michael’s-Grundschule entsprechend gewachsen.
    Das ursprüngliche Steingebäude, das offensichtlich der alten Kirche nachempfunden war, deren Namen es trug, hatte einige unschöne Anbauten bekommen, die allerdings mangelnde Anmut durch Modernität wettmachten. Die Aula, die zwischen der Kirche und dem Schulgebäude stand, war deutlich von demselben Architekten entworfen worden und hatte sogar einen Glockenturm und bunte Glasfenster, durch die ein gedämpftes, andächtiges Licht in den geräumigen Innenraum mit Bühne auf der einen und kleiner Empore auf der anderen Seite einfiel.
    Der muffige Geruch beschwor die Erinnerung an Turnstunden und amateurhafte Theateraufführungen in zugigen Dorfhallen herauf, und Pascoe rümpfte die Nase. Allerdings waren nicht sämtliche hier dargebotenen Veranstaltungen amateurhaft. Zwischen den »Veranstaltungshinweisen« am Schwarzen Brett hing ein Plakat mit der Ankündigung für das Eröffnungskonzert des achtzehnten »Mid-Yorkshire Dales Musikfestivals« am kommenden Mittwoch: ein Liederabend mit Elizabeth Wulfstan, Mezzosopran, und Arne Krog, Bariton.
    Schon wieder dieser Name. Pascoe erinnerte sich an die kräftige junge Stimme mit ihrem traurigen Gesang:
And now the sun will rise as bright/As though no horror had touched the night …
    Es sah so aus, als würde die Hitzewelle noch viele Tage, vielleicht sogar Wochen anhalten, doch er bezweifelte, daß es für die Dacres je wieder einen hellen Morgen geben würde.
    Um Himmels willen! wies er sich selbst zurecht. Nun denk nicht gleich von vornherein das Allerschlimmste!
    »Der Raum eignet sich ganz hervorragend«, sagte er zu Clark und zog sein Handy hervor. Er hatte die Zentrale bereits von Liggside aus informiert und wollte den Standort noch einmal bestätigen. Als in etwa benötigte Zeit bis zur Ankunft des ersten Verstärkungsteams wurde ihm dreißig Minuten genannt.
    »Ich werde jetzt rübergehen und mit Mrs. Shimmings sprechen«, sagte er dann. »Mit Ihnen alles in Ordnung, Sergeant?«
    Der Mann sah plötzlich blaß und eingefallen aus.
    »Ja, schon gut. Tut mir leid. Es ist nur, daß hier in der Schule … die Einsatzzentrale … plötzlich wird das alles Wirklichkeit. Ich glaub, bis jetzt hab ich versucht mir vorzumachen, daß es anders ist als letztes Mal, drüben in Dendale, meine ich. Nicht, daß es da zu Anfang nicht auch anders gewesen wäre. Da haben wir uns auch gesagt, daß es schlimmstenfalls ein Unfall war und die kleine Jenny Hardcastle gefunden würde oder von selbst zurückkommt …«
    »Dann wissen Sie ja, wie so eine Sache läuft«, unterbrach Pascoe ihn schroff. »Was wir ganz dringend klären müssen, ist dieses Benny-Gekritzel. Irgend jemand ist dafür verantwortlich. Wir müssen herausfinden, wer, dann können wir anfangen zu fragen, warum. Irgendwelche Ideen?«
    »Ich kümmere mich darum«, antwortete Clark. »Muß ein dummer Scherz gewesen sein und dazu ein schrecklicher Zufall, oder, Sir? Ich meine, das ist letzte Nacht passiert, und Lorraine ist erst heut morgen verschwunden. Der Drecksack hätte das doch bestimmt nicht im voraus gemacht, oder?«
    »Im voraus läuft er weniger Gefahr, geschnappt zu werden«, meinte Pascoe.
    »Aber das würde bedeuten, daß die ganze Sache geplant war!«
    »Was sehr viel schlimmer wäre als eine Affekthandlung. Schlimmer für uns, meine ich. Affekt hinterläßt Spuren, ein Plan verwischt sie. So oder so, wir brauchen den Schmierfinken.«
    »Ja, Sir«, sagte Clark. »Sir …«
    »Ja?«
    »Benny. Benny Lightfoot. Wissen Sie etwas, das ich nicht weiß? Ich meine, es könnte ja sein, daß Sie in der Zentrale irgendwelche Informationen gekriegt haben, die Sie uns lieber nicht weitergeben wollten aus Angst, alte Wunden aufzureißen …«
    »Sie meinen, ob Benny
tatsächlich
wieder da sein könnte?« fragte Pascoe düster. »Nach dem, was ich gehört habe, möchte ich es bezweifeln. Aber die bloße Tatsache, daß Sie so etwas fragen, zeigt uns, wie wichtig es ist, diesen Spaßvogel zu schnappen. Also los!«
    Er ging über den Schulhof zum Schulgebäude. Am Fenster eines Klassenzimmers, vermutlich Lorraines Klassenzimmer, konnte er die Schulleiterin erkennen. Sie hatte ihn zuvor bereits am Haupteingang erwartet, doch hatte er das Gespräch nach ein

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