Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Normalerweise ist es nur eine Redewendung, aber in Lightfoots Fall hat es wortwörtliche Bedeutung. Der Ort
besitzt
den Menschen sozusagen. Im Guten und im Schlechten. Auf Gedeih und Verderb.«
    »Halten Sie ein, Wieldy«, sagte Pascoe, »Sie klauen mir ja den Text. Ich bin doch hier der Mann fürs Metaphysische! Sie sind Mr. Microchip, der Mann mit den spitzen Ohren.«
    Wieldy kratzte sich an einem der besagten Organe, die zwar relativ groß, jedoch in keiner Weise spitz waren.
    »Das zeigt mal wieder, was das Landleben aus einem machen kann«, meinte er.
    Wie vorher bereits Shirley Novello, fand es nun auch Pascoe schwer zu sagen, ob das ein Witz war oder nicht, aber er lachte vorsichtshalber trotzdem. Das Leben war ungewiß genug, auch ohne die Möglichkeit aufkommen zu lassen, daß der urgesteinige Freund einen weichen Kern hatte.
    Er sagte: »Aber ich stimme Ihnen zu, daß wir uns auf
dieses Mal
konzentrieren sollten. Halten wir uns an das, was wir haben. Es gab einige Aussagen über auffällige Fahrzeuge …«
    »Darauf hab ich Novello angesetzt«, sagte Wield. »Und vor ein paar Minuten ist das hier für sie durchgekommen. Hat wahrscheinlich mit den Fahrzeugen zu tun, aber sie ist leider nicht hier, um Genaueres zu erklären.«
    »O doch, sie ist hier«, sagte Pascoe, der Novello gerade durch die Tür kommen sah. Während sie näherkam, warf er einen Blick auf den Zettel, den Wield ihm in die Hand gedrückt hatte. Es war eine Liste aller grüner Land Rover Discovery, die letztes Jahr im Ort angemeldet worden waren.
    »Morgen, Novello«, sagte er.
    Dalziel nannte sie Ivor. Pascoe hatte dafür Sorge getragen, daß niemand sonst das tat. Exzentrischen Führern sollte man folgen und sie nicht imitieren, sonst wären auf Lord Nelsons
Victory
nur einäugige Seeleute in die Schlacht vor Trafalgar gezogen.
    »Morgen, Sir«, erwiderte sie und blickte leicht verunsichert auf die Liste in seiner Hand. Pascoe vermutete, daß sie sie gern als erste bekommen hätte, um gleich ihre Erklärung mitliefern zu können. Wie Nobby Clark war auch sie noch in dem Stadium, in dem man dachte, daß aus dem Hut gezauberte Kaninchen die hohen Tiere beeindruckten. Anders als Nobby Clark würde sie diesem Stadium aber vermutlich irgendwann entwachsen. Ihr Gesicht, das zwar nach konventionellen Maßstäben nicht schön zu nennen war, ließ Charakter und Intelligenz erkennen. Seit ihrem Beginn in der Abteilung vor einigen Monaten hatte sie sich gut eingearbeitet, war aber immer noch auf der Hut. Vielleicht war das für weibliche Polizeibeamte aber auch ein Dauerzustand, überlegte Pascoe. Oder war diese Erklärung zu einfach? Konnte er sie nicht irgendwie überzeugen, daß – zumindest hier in Mid-Yorkshire – niemand darauf lauerte, an ihrem Stuhl zu sägen?
    »Sie kommen also voran?« fragte er und überreichte das Papier.
    Sie überflog es kurz und erklärte, wie sie an die Informationen gekommen war, fuhr dann mit ihrer Geschichte über das Saab Cabrio fort und kam schließlich zu dem Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Straße zum Highcross Moor.
    Sie führte die Männer zur Landkarte, die an der Wand hing.
    »Geoff Draycott, zweiunddreißig, verheiratet, Pächter des Wornock-Hofs, das ist hier. Er war draußen auf dem Feld, hier, so gegen halb neun, viertel vor neun, als er den Wagen stadtauswärts die Straße rauffahren sah. Er fuhr sehr schnell, deshalb ist er ihm aufgefallen. Allerdings findet er, daß jeder Wagen auf dieser Straße zu schnell fährt. Mit der Ausdehnung des Geschäftsparks wurde die Straße im Laufe der letzten zehn Jahre ausgebaut, und viele Leute benutzen sie mittlerweile als Abkürzung Richtung Norden, um dort auf die Hauptstraße zu kommen, anstatt erst nach Süden und dann nach Osten zu fahren. Der Ausbau umfaßte allerdings keine Einzäunung, und Draycott meint, daß er jedes Jahr wegen der zu schnell fahrenden Autos und Lastwagen einige Schafe verliert.«
    »Muß ein starker Motor gewesen sein, wenn er auf der Strecke schnell fahren konnte«, meinte Wield, der die Straßenführung verfolgte.
    »Er sagte, es sei ein großer Kombi gewesen, blau, aber er konnte die Marke nicht erkennen und stand im falschen Winkel, um das Nummernschild zu sehen. Er meinte aber, er hätte ihn da oben halten sehen.«
    Sie deutete auf eine Straßenbiegung, an der auf der Landkarte ein Aussichtspunkt markiert war.
    »Da ist ein kleiner befestigter Parkplatz, der gern für Picknicks benutzt wird. Er hat dort etwas

Weitere Kostenlose Bücher