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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einer Reihe von Jahren haben Sie Karawanen durch diese Gebiete, und zwar mit einer Ergebenheit geführt, die wir selbst an Ihnen schätzen zu lernen Gelegenheit hatten. An diese Ergebenheit, diese Treue appellieren auch wir, und ich weiß, daß wir damit keine Fehlbitte thun.
    – Herr Cort und Herr Huber, Sie können auf mich rechnen«, erwiderte der Foreloper einfach.
    Er drückte die ihm entgegengestreckten Hände der jungen Männer und reichte auch Llanga noch die Hand.
    »Was ist nun Ihre Ansicht? nahm John Cort wieder das Wort. Sollen wir, wie Urdax es wollte, den Wald an der Westseite umwandern oder nicht?
    – Wir müssen vielmehr durch diesen ziehen, erklärte der Foreloper ohne Zögern. Dabei werden wir vor unliebsamen Begegnungen mehr geschützt sein. Auf wilde Thiere könnten wir ja treffen, auf Eingeborne aber nicht. Weder Pahuins oder Denkas, noch Funds oder Bughos haben sich jemals in dessen Inneres gewagt, so wenig wie überhaupt eine Völkerschaft aus Ubanghi. Auf der Ebene sind wir, vorzüglich durch Nomaden, weit mehr Gefahren ausgesetzt. Durch den Wald hier, in dem eine Karawane mit ihren Zugthieren niemals vorwärts käme, können sich Fußgänger schon einen Weg bahnen. Ich wiederhole also: brechen wir nach Südwesten hin auf, und ich habe die beste Hoffnung, daß wir damit die Fälle des Congo glücklich erreichen.«
    Diese Stromschnellen unterbrechen den Lauf des Ubanghi an dem Winkel, den der Strom da beschreibt, wo er sich von Westen nach Süden zu wendet. Bis dahin soll sich den Berichten von Reisenden nach auch der große Wald ausdehnen. Weiterhin braucht man nur den Ebenen unter der Parallele des Aequators zu folgen, und da ist es, dank den zahlreichen, diese durchziehenden Karawanen, immer leicht, Proviant und sogar Transportmittel zu erhalten.
    Der Rathschlag Khamises war gewiß klug zu nennen. Der Weg, den er empfahl, mußte auch die Wanderung bis zum Ubanghi wesentlich abkürzen. Die ganze Frage hing nur an den Hindernissen, die dieser tiefe Wald etwa bieten könnte. Daß ein gangbarer Pfad hindurch vorhanden wäre, darauf war gar nicht zu rechnen… vielleicht enthielt er nur einzelne Fährten von wilden Thieren, wie von Büffeln, Rhinocerossen und andern plumpen Säugethieren. Der Erdboden war gewiß vielfach mit Gesträuch bedeckt, was die Anwendung einer Axt verlangte, während der Foreloper nur ein kleines Beil bei sich trug und die anderen nur mit ihren Waidmessern ausgerüstet waren. Lange Verzögerungen würde der Marsch trotzdem aber wohl nicht erfahren.
    Als diese Einwürfe abgethan waren, wollte John Cort keinen Augenblick mehr zögern. Was die Schwierigkeit betraf, unter den Bäumen, die kaum ein Sonnenstrahl durchdrang, die nöthige Richtung einzuhalten, darüber brauchte man sich keine große Sorge zu machen.
    Eine Art Instinkt, der mit dem der Thiere verwandt sein muß – eine unerklärliche Naturgabe, die man auch bei manchen Menschenrassen beobachtet – ermöglicht es unter anderen den Chinesen, doch auch verschiedenen wilden Völkerschaften des »Fernen Westens« (in Nordamerika), sich mehr mit Hilfe des Gehörs und Geruchs, als mit der der Augen, zurecht zu finden und die einzuschlagende Richtung an mancherlei unscheinbaren Zeichen zu erkennen. Khamis besaß nun diese Orientierungsgabe in hervorragendem Maße und hatte davon wiederholt schon entscheidende Beweise abgelegt. Einigermaßen konnten sich der Franzose und der Amerikaner auf diese mehr physische als intellectuelle Befähigung verlassen, die nur selten fehlgeht, auch wenn es nicht möglich ist, den Stand der Sonne zu beobachten.
    Bezüglich der sonstigen Schwierigkeiten, die der Wald bieten könnte, bemerkte der Foreloper:
     

    Es war ein Inyala, eine Art Antilope. (S. 53.)
     
    »Ich weiß, Herr John, daß wir nirgends einen Pfad, sondern nur einen von Gestrüpp, dürrem Holz und vor Alter umgestürzten Bäumen bedeckten Erdboden finden werden… das sind aber leicht überwindliche Hindernisse. Meinen Sie aber nicht, daß ein so ausgedehnter Wald nicht auch von manchen Flüssen bewässert sein müsse, die dann nur Zuflüsse des Ubanghi sein könnten?
     

    Den verschiedenen Farnkräutern mußte man sorglich aus dem Wege gehen. (S. 62.)
     
    – Fände sich darin nur der Wasserlauf, der östlich vom Hügel verlief, bemerkte Max Huber. Er hatte die Richtung nach dem Walde, und warum sollte er da nicht zu einem wirklichen Flusse werden?… Dann erbauten wir uns ein Floß… aus einigen, mit einander

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