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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht zu entfernen. Hatte man den Knaben aber einmal aus den Augen verloren, so erschallte sofort dessen durchdringende Stimme.
    »Hierher!… Hierher!« rief er dann laut.
    Alle Drei gingen der dadurch angedeuteten Richtung nach und folgten den Stellen, die jener schon durchbrochen und leichter passierbar gemacht hatte.
    Galt es, sich in dem Labyrinthe hier zurechtzufinden, so erwies sich der Instinct des Forelopers ausnehmend nützlich. Uebrigens war es durch die Spalten zwischen den Aesten noch immer möglich, dabei den Stand der Sonne zu beobachten. Jetzt im März und zur Zeit ihrer Culmination, erreichte sie fast den Zenith, der in dieser Breitenlage den Himmelsäquator schneidet.
    Die Belaubung verdichtete sich jedoch weiterhin dermaßen, daß unter den Abertausenden von Bäumen nur noch ein Halbtag herrschte. Bei bedecktem Himmel mußte es fast völlig dunkel werden, und in der Nacht war an ein weiteres Vorwärtsdringen natürlich gar nicht zu denken. Khamis beabsichtigte jedoch auch von vornherein, vom Abend bis zum Morgen Halt zu machen, für den Fall eines drohenden Regens Obdach am Fuße eines Baumes zu suchen, und ein Feuer nur so lange zu unterhalten, wie es die Zubereitung des am Vor-oder Nachmittage erlegten Wildes verlangte. Wurde der Wald auch von Nomaden nicht besucht – selbst von der, am Tage vorher nahe dem Waldrande lagernden Rotte war keine Spur mehr zu entdecken – so schien es dennoch rathsam, sich nicht durch den Schein eines Feuerherdes zu verrathen. Uebrigens genügten auch einige unter die Asche geschobene, glühende Kohlen, das Fleisch zum Essen gar zu machen, und von der Kälte war ja zu dieser Jahreszeit in Afrika nichts zu fürchten.
    Die Karawane hatte auf ihrem Wege über die Ebenen der intertropischen Gegend vielmehr schon arg von der Hitze zu leiden gehabt. Die Temperatur erreichte daselbst erstaunlich hohe Grade. Unter den Bäumen hier wurden Khamis, Max Huber und John Cort davon jedenfalls weniger belästigt, sie fanden also günstigere Verhältnisse für den langen und anstrengenden Marsch, den die Umstände ihnen aufzwangen. Selbstverständlich hatte es kein Bedenken, in den von den Sonnenstrahlen des Tages her noch warmen Nächten, wenigstens bei trockenem Wetter, unter freiem Himmel zu schlafen.
    Nur die Niederschläge waren in dieser, in jeder Jahreszeit regenreichen Gegend zu fürchten. Ueber der Aequinoctialzone wehen die Passatwinde, die hier, auf einander treffend, sich aufheben. Als Folge davon herrscht ebenda meist eine sehr ruhige Luft und die Wolken ergießen die in ihnen verdichteten Dünste in den furchtbarsten Platzregen. Jetzt hatte sich der Himmel jedoch bei zunehmendem Monde aufgeheitert, und da der Satellit der Erde einen Einfluß auf die Witterungsgestaltung zu haben scheint, konnte man vielleicht für vierzehn Tage auf gutes, durch keinen Kampf der Elemente gestörtes Wetter rechnen.
    In diesem Theile des Waldes, der in unauffälliger Neigung nach dem Ufer des Ubanghi hin abfiel, war der Erdboden nicht sumpfig. Weiter im Süden mochte das jedoch der Fall sein. Die sehr feste Erde war mit hohem, dichtem Grase bedeckt, das das Vorwärtskommen verlangsamte und erschwerte, wo es nicht von den Füßen von Thieren niedergetreten war.
    »Wahrlich, begann da Max Huber, es ist doch sehr zu bedauern, daß unsere Elefanten nicht haben bis hierher gelangen können! Sie hätten hübsch die Lianen zerrissen, das Gesträuch zerstört, den Weg eingeebnet, das Dorngestrüpp zertreten…
    – Jawohl, und uns dazu! fiel John Cort ein.
    – Ganz sicherlich, bestätigte der Foreloper. Begnügen wir uns damit, was Rhinocerosse und Büffel gethan haben. Wo diese hindurchgekommen sind, werden wir auch nicht stecken bleiben.«
    Khamis kannte ja diese Wälder Centralafrikas, da er wenigstens die des Congobeckens und die in Kamerun wiederholt durchzogen hatte. Es kann also nicht wundernehmen, daß er imstande war, über die so verschiedenen Baumarten und Gewächse, die im Walde vorkamen, Auskunft zu geben. John Cort interessierte sich sehr für das Studium der prächtigen Vertreter des Pflanzenreiches, der zahlreichen Phanerogamen im Gebiete zwischen Congo und Nil, die bereits in das Pflanzensystem eingereiht sind.
    »Darunter giebt es, sagte Khamis, auch mancherlei eßbare, die geeignet sind, die Eintönigkeit unseres Speisezettels zu beseitigen.«
    Ohne von den in großer Menge vorhandenen riesigen Tamarinden zu reden, erhoben hier mächtig entwickelte Mimosen und Baobabs ihre

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