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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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tiefschattiger Gänge, nur daß sie jetzt mühelos vorwärts kamen und keinen von Sisiphus und anderen Stachelkräutern bedeckten Boden zu überwinden hatten.
    »Wahrhaftig, der reine Park, dieser Wald von Ubanghi, rief John Cort, ein Park mit üppigem Baumschlag und plätscherndem Wasser. Man könnte hier glauben, im Nationalpark der Vereinigten Staaten, an den Quellen des Missouri und des Yellowstone zu sein!…
    – Ja, ein Park, worin sich Affen tummeln, bemerkte dazu Max Huber. Wahrlich, hier scheint sich das ganze Affengeschlecht ein Stelldichein gegeben zu haben! Wir sitzen mitten drin im Reiche der Vierhänder, wo Schimpansen, Gorillas und Gibbons eine unbeschränkte Herrschaft führen!«
    Eine Bestätigung erhielt dieser Ausspruch durch die ungeheuere Menge dieser Thiere, die auf den Ufern durcheinandersprangen, von den Bäumen herablugten und im tieferen Walde hin und her liefen. Noch niemals hatten Khamis und dessen Gefährten so viele, so lärmende und so überaus gelenkige Affen beobachtet. Das war ein ewiges Schreien und Springen und Purzelbaumschlagen, und ein Photograph hätte hier ganze Bilderserien urkomischer Grimassen aufnehmen können.
    »Ja, fuhr Max Huber fort, das ist aber alles nur etwas sehr natürliches, befinden wir uns doch im Herzen Afrikas. Zwischen congolesischen Eingebornen und Vierhändern – unseren Khamis selbstverständlich ausgenommen – scheint mir überhaupt kein großer Unterschied zu bestehen.
    – Oho, erwiderte John Cort, einen solchen giebt es doch, den nämlich, der den Menschen vom Thiere trennt, das mit Vernunft begabte Geschöpf von dem, das nur einem unwillkürlichen Instincte gehorcht…
    – Der es oft weit zuverlässiger leitet als jene, mein lieber John!
    – Darin widerspreche ich Dir nicht, Max. Die beiden Triebkräfte und Leitsterne des Lebens sind aber nichtsdestoweniger durch einen Abgrund von einander geschieden, und so lange dieser nicht ausgefüllt wird, wird die Fortentwickelungsschule nicht behaupten können, daß der Mensch vom Affen abstamme.
    – Ganz recht, antwortete Max Huber, in der Leiter fehlt immer eine Stufe, ein Typus zwischen dem Anthropoïden und dem Menschen selbst, der etwas weniger Instinct und etwas mehr Vernunft als die Affen aufwiese. Und wenn dieser Typus fehlt, liegt das sicherlich daran, daß er niemals existiert hat. Doch selbst wenn er vorhanden gewesen wäre, würde die Darwin’sche Theorie doch, wenigstens meiner Ansicht nach, noch nicht als richtig bewiesen sein.«
    Jetzt war freilich etwas anderes zu thun, als in Erörterung des aufgestellten Grundsatzes, daß die Natur niemals Sprünge mache, eine Lösung der Frage zu versuchen, ob alle lebenden Wesen wirklich in enger Verbindung miteinander stehen – jetzt galt es Schutz-oder Abwehrmaßregeln zu treffen gegen einen feindlichen Angriff, der durch die numerische Uebermacht recht gefährlich werden konnte. Es wäre eine unverzeihliche Unklugheit gewesen, diesen als bedeutungslosen Zwischenfall anzusehen. Die Vierhänder bildeten ein Heer, zu dem die gesammte Affenbevölkerung zusammengeströmt zu sein schien. Ueber die Absichten der Thiere konnte sich niemand täuschen, hier hieß es, sich auf Leben und Tod vertheidigen.
    Der Foreloper beobachtete die geräuschvolle Bewegung nicht ohne ernste Beunruhigung. Das erkannte man an seinem strengen, hochgerötheten Gesicht, an der Senkung der buschigen Brauen ebenso, wie aus dem durchdringenden Blick und an den tiefen Furchen der Stirne des Mannes.
    »Halten wir uns bereit, mahnte er, die Gewehre geladen, die Patronen bei der Hand, denn ich weiß nicht, welche Wendung diese Geschichte nehmen wird…
    – Pah, ein einziger Schuß wird die Bande in alle Winde versprengen,« meinte Max Huber.
    Schon legte er das Gewehr an.
    »Schießen Sie nicht, Herr Max! rief der Foreloper. Wir dürfen die Burschen nicht angreifen… sie nicht selbst reizen. Wir werden genug zu thun haben, uns gegen sie zu vertheidigen!
    – Doch wenn sie den Anfang machen… warf John Cort ein.
    – Dann antworten wir nur, wenn es unbedingt nöthig wird!« erklärte Khamis.
    Der Angriff sollte nicht lange auf sich warten lassen. Vom Ufer flogen schon Steine und Aststücke herüber, geschleudert von den Affen, deren größere Arten eine erstaunliche Körperkraft haben. Sie bedienten sich dabei auch harmloserer Wurfgeschosse, unter anderen verschiedener von den Bäumen abgerissener Früchte.
    Der Foreloper bemühte sich, das Floß im Rio möglichst gleichweit von

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