Das Dorf in den Lüften
Name nicht. Er gab keine weitere Antwort, sondern wendete sich wieder seinem Schützling zu.
Der Büffel schnüffelte eifrig die Luft durch die weiten Nasenlöcher ein. (S. 140.)
Im Laufe dieses Vormittags ging die Fahrt recht angenehm vor sich und man hatte auch nicht von der Hitze zu leiden. Die Wolkenschichten waren so dick, daß sie kein Sonnenstrahl durchdringen konnte. Das war um so werthvoller, als der Rio Johausen zuweilen durch große Lichtungen hinfloß. Auch nahe am Ufer wäre kein Schutz zu finden gewesen, da an diesen nur vereinzelte Bäume standen. Der Erdboden wurde allmählich sumpfig. Nach rechts und nach links hin hätte man wohl einen halben Kilometer weit gehen müssen, um das nächste Waldesdickicht zu erreichen. Heute war höchstens ein, wie gewöhnlich, heftiger Niederschlag zu fürchten, der Himmel öffnete jedoch seine Schleusen nicht.
Wasservögel schwärmten zwar scharenweise über dem Sumpfe, Wiederkäuer aber zeigten sich kaum, was Max Huber sehr bedauerte. Die Enten und Trappen der vorhergehenden Tage hätte er so gern wieder durch Sassabys-Antilopen, Inyalas, Wasserböcke oder andere Vierfüßler ersetzt. Immer hielt er sich deshalb auch mit dem schußfertigen Gewehre, wie ein Jäger auf dem Anstand, vorn auf dem Flosse auf und spähte das Ufer ab, dem sich Khamis je nach den Windungen des Flusses gerade mehr näherte.
Man mußte sich also zum Mittagsessen wohl oder übel mit Keulen und Flügeln von Vögeln begnügen. Verwunderlich war es ja nicht, daß die Theilnehmer an der Karawane des Portugiesen Urdax ihrer täglichen Nahrung etwas überdrüssig wurden. Nichts als gebratenes, geröstetes oder gekochtes Fleisch und dazu einfaches Wasser, kein Obst, kein Brod, kein Körnchen Salz! Zuweilen wohl Fisch, doch in nicht schmackhafter Zubereitung. Sie sehnten sich recht sehr, nach den ersten Ansiedlungen am Ubanghi zu kommen, wo sie alle diese Entbehrungen, dank der großen Gastfreundlichkeit der Missionäre, gewiß bald vergessen würden.
Am heutigen Tage suchte Khamis vergeblich nach einem geeigneten Halteplatze. Die mit hohem Gesträuch bestandenen Ufer erschienen völlig ungangbar. Wie sollte es an ihrem halb erweichten unteren Theile möglich sein, sie zu betreten? Für das Vorwärtskommen war dieser Umstand sogar günstig, denn das Floß setzte infolgedessen seine Fahrt ununterbrochen fort.
So ging es bis gegen fünf Uhr weiter. John Cort und Max Huber plauderten inzwischen von den Erlebnissen während der Reise. Sie erinnerten sich der verschiedenen Vorfälle seit dem Aufbruche aus Libreville, der anregenden und erfolgreichen Jagden im Gebiete des oberen Ubanghi, der reichen Beute an Elefanten, der Gefahren des Zuges, die sie im Laufe von zwei Monaten so glücklich überstanden hatten, und ferner ihrer unbehinderten Rückkehr bis zu dem Tamarindenhügel, der beweglichen Feuer, des Auftauchens der Pachydermenherde und ihres Angriffes auf die Karawane, sowie der Flucht der Träger, des traurigen Endes des Händlers Urdax, der nach dem Sturz des Baumes elend zertreten wurde, und der Verfolgung durch die Elefanten, die erst am Waldessaum aufhörte.
»Ein trauriger Ausgang des so glücklich begonnenen Zuges, schloß John Cort. Und wer weiß, ob ihm nicht ein zweiter und eben so schlimmer noch bevorsteht?
– Das ist wohl möglich, meiner Ansicht nach aber nicht wahrscheinlich, lieber John.
– Nun ja, ich übertreibe vielleicht etwas.
– Nein, sogar bestimmt, denn dieser Wald birgt nicht mehr Geheimnisse als Euere großen Waldungen im fernen Westen, und wir haben obendrein nicht einmal einen Ueberfall durch Rothhäute zu besorgen! Hier giebt es weder Nomaden, noch Ansässige, keine Chiloux, Denkas oder Monbullus, jene wilden Sippen, die durch die Gebiete des Nordostens ziehen und »Fleisch! Fleisch!« rufen, wie echte Menschenfresser, die zu sein sie ja eigentlich nicht aufgehört haben. Nein, und dieser Wasserlauf, dem wir den Namen Rio Johausen gegeben haben, den des Mannes, dessen Spuren ich so gern nachgegangen wäre, dieser friedliche, sichere Fluß wird uns mühelos bis zu seiner Einmündung in den Ubanghi tragen.
– Den Ubanghi, lieber Max, an den wir auch auf dem Wege um den Wald herum gekommen wären, wie das der arme Urdax sich vorgenommen hatte, und dann noch dazu in einem bequemen Wagen, wo es uns bis zum Ziele der Reise an gar nichts gefehlt hätte!
– Du hast ja recht, bester John, das wäre besser gewesen. Entschieden gehört dieser Wald auch zu
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