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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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machten, indem sie dicke Schichten trockenen Grases am Fuße des Baumes ausbreiteten, lief Llanga noch auf dem Flosse hin und her, und betrachtete mit Interesse die vorüberschwimmenden Gegenstände.
    Da zeigte sich, etwa dreißig Toisen stromaufwärts, der Stamm eines mittelstarken Baumes sammt vollständiger Krone. Er war fünf bis sechs Fuß unterhalb des Aesteansatzes abgebrochen und zeigte eine noch ganz frische Bruchfläche. Diese Aeste, deren unterste im Wasser schwammen, zeigten sich bedeckt mit dickem Laube, auch mit einigen Blüthen und Früchten, kurz, mit dem ganzen Grün, das trotz des Sturzes an dem Baume haften geblieben war.
    Wahrscheinlich war dieser bei dem letzten Gewitter von einem Blitze getroffen worden. Von der Stelle, wo ihn seine Wurzeln hielten, mochte er auf ein abhängiges Uferstück gefallen, dann, von dem Gesträuch nach und nach frei werdend, weiter geglitten und von der Strömung gefaßt worden sein, mit der er jetzt, gleich der anderen Trift, auf dem Rio weiter hinunter trieb.
    Daß sich Llanga solchen Betrachtungen hätte hingeben können, war ja ausgeschlossen und auch nicht der Fall gewesen. Er würde diesem Stamm ebensowenig eine besondere Beachtung geschenkt haben, wie den anderen dahintreibenden Gegenständen, wenn seine Aufmerksamkeit nicht in ganz seltsamer Weise darauf hingelenkt worden wäre.
    Mitten unter den Zweigen glaubte Llanga nämlich ein lebendes Wesen zu bemerken, das Bewegungen machte, als ob es um Hilfe flehte. Bei dem herrschenden Halbdunkel war freilich nichts genaues zu erkennen, nicht einmal, ob es sich um ein Thier handelte.
    Unentschlossen, was er thun sollte, wollte der Knabe eben nach John Cort und Max Huber rufen, als er durch einen weiteren Zwischenfall davon abgehalten wurde.
    Der Stamm befand sich jetzt nur noch vierzig Meter weit von ihm entfernt und trieb schräg nach der Ausbuchtung zu, worin das Floß angebunden lag.
    Da ertönte plötzlich ein Schrei, ein eigenthümlicher Schrei oder vielmehr ein verzweifelter Ruf, als ob ein menschliches Wesen Hilfe und Beistand verlangte. Als der Stamm dann vor der Ausbuchtung vorbeitrieb, stürzte sich dieses Wesen in den Fluß, offenbar in der Absicht, nach dem Ufer zu schwimmen.
    Llanga glaubte ein Kind zu erkennen, das noch kleiner war, als er selbst. Das Kind mußte sich wohl auf dem Baume befunden haben, als dieser gerade umstürzte. Es schien des Schwimmens nur sehr wenig mächtig zu sein, so daß es das Ufer voraussichtlich nicht erreichen konnte; offenbar versagten ihm auch schon die Kräfte. Es paddelte im Wasser, verschwand jetzt und tauchte dann wieder auf, und von Zeit zu Zeit kam ein auffallendes Glucksen über seine Lippen.
    Seinem reinen Mitgefühle folgend und ohne erst noch andere herbeizurufen, stürzte sich Llanga in den Rio und erreichte schwimmend die Stelle, wo das Kind eben wieder versunken war.
    John Cort und Max Huber, die dessen erste Rufe auch schon gehört hatten, kamen nach dem Rande der Ausbuchtung geeilt. Da sie Llanga einen Körper an der Wasseroberfläche halten sahen, streckten sie ihm die Hände entgegen, um that das Ersteigen des Ufers zu erleichtern.
    »Heda, Llanga, rief Max Huber, was hast Du denn da aufgefischt?
    – Ein Kind, lieber Herr Max, ein Kind, das dem Ertrinken nahe war.
    – Ein Kind? wiederholte kopfschüttelnd John Cort.
    – Ja, lieber Herr John.«
    Llanga kniete neben dem kleinen Wesen, das er gerettet hatte, nieder.
    Max Huber bückte sich neben ihm, um es genauer sehen zu können.
    »Oho, sagte er sich erhebend, das ist ja gar kein Kind!
    – Was denn? fragte John Cort.
    – Weiter nichts als ein kleiner Affe… ein Abkömmling der greulichen Grimassenschneider, die uns belästigt haben!… Und um den aus dem Wasser zu ziehen, hast Du, Llanga, Dich der Gefahr ausgesetzt, selbst zu ertrinken!
    – Nein, es ist ein Kind… es ist doch ein Kind! wiederholte Llanga.
    – Es ist nicht wahr, und ich fordere Dich auf, den Burschen wieder zu seiner Familie im Walde laufen zu lassen.«
    Ob er nun an die Behauptung seines Freundes Max nicht glaubte oder sonst welche Gründe für eine andere Anschauung hatte, jedenfalls blieb Llanga dabei, ein Kind in dem kleinen Geschöpf zu sehen, das ihm seine Rettung verdankte, wenn es auch noch nicht wieder zum Bewußtsein gekommen war. Er dachte also gar nicht daran, sich von ihm zu trennen, sondern hob es sorgsam vom Boden auf. Im ganzen schien es das beste, ihn, wenigstens vorläufig, gewähren zu lassen. Als er es nach dem

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