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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von John Cort, Max Huber und Khamis unterhalten werden, wozu sie abwechselnd die Wache übernahmen. Am nächsten Morgen gedachten sie dann, durch einen ruhigen Schlummer gestärkt, schon in früher Stunde den Rio Johausen weiter hinunter zu fahren.
    Im Klima Mittelafrikas ist nichts veränderlicher als das Wetter. Auf den klaren Himmel am vorigen Tage folgte ein grau überzogener, der einen regnerischen Tag ankündigte. Da die Wolken sich aber mehr in den tieferen Luftschichten hielten, fiel nur ein seiner Regen, ein einfacher Wasserstaub, der aber nichtsdestoweniger recht lästig wurde.
    Zum Glück kam da Khamis ein vortrefflicher Gedanke. Die Bananenblätter sind vielleicht die größten Blätter des gesammten Pflanzenreiches. Die Schwarzen benutzen sie als Bedeckung ihrer Strohhütten. Schon aus einem Dutzend davon ließ sich mitten über dem Flosse eine Art Plane herstellen, die mittels Lianenfasern befestigt wurde. Das hatte der Foreloper schon vor der Abfahrt ausgeführt. Die Passagiere befanden sich also unter Schutz gegen den andauernden Regen, der von den breiten Blättern nach der Seite zu ablief.
    Während des ersten Theiles des Tages zeigten sich am rechten Ufer wieder einige – vielleicht zwanzig – große Affen, die nicht abgeneigt schienen, die Feindseligkeiten des vorigen Tages aufs neue zu eröffnen. Das Klügste blieb es immer, jede Berührung mit den häßlichen Burschen zu vermeiden, und es gelang auch, das Floß mehr am linken Ufer zu halten, das von Vierhänderbanden weniger bevölkert war.
    John Cort bemerkte sehr richtig, daß die Beziehungen zwischen den Affenscharen der beiden Ufer nur sehr dürftig sein könnten, weil der Uebergang von einer Seite zur anderen nur auf den Brücken aus Zweigen und Lianen möglich war, was selbst für Affen seine Schwierigkeiten haben dürfte.
    Man »schnitt« heute wiederum die Mittagsrast und im Laufe des Nachmittags hielt das Floß nur ein einziges Mal an, um eine Sassabys-Antilope zu holen, die John Cort nahe bei einer Flußbiegung unter dem Gesträuch am Lande durch einen Schuß erlegt hatte.
    An dieser Biegung, wo der Rio Johausen sich nach Südosten wendete, machte er fast einen rechten Winkel gegen seine bisherige Richtung. Natürlich beunruhigte es Khamis nicht wenig, sich damit wieder mehr nach dem Waldesinnern verschlagen werden zu sehen, während sein Reiseziel doch auf der entgegengesetzten Seite am Atlantischen Oceane lag. War auch nicht zu bezweifeln, daß der Rio Johausen zu den Nebenflüssen des Ubanghi gehörte, so bildete es doch einen gewaltigen Umweg, wenn man auf den Hauptstrom erst mehrere hundert Kilometer weiter oben, in der Mitte des unabhängigen Congogebietes traf. Zum Glück erkannte der Foreloper nach einstündiger Weiterfahrt, dank seinem scharfen Orientierungssinne – denn die Sonne war nicht sichtbar – daß der Wasserlauf wieder seine ursprüngliche Richtung einschlug. Das erweckte die Hoffnung, daß er das Floß nach der Grenze von Französisch-Congo bringen werde, von wo aus es leicht war, Libreville zu erreichen.
    Halb sieben Uhr lief Khamis mit einem kräftigen Ruderschlage das linke Ufer in einer Einbuchtung an, die von dem dichten Laube eines Cailecedrat, einer den Acajons der Senegalwälder fast gleichkommenden Baumart, beschattet war.
    Regnete es auch nicht mehr, so bedeckten den Himmel doch noch starke Dunstmassen, die die Sonne nicht zu durchdringen vermochte. Man brauchte deshalb aber nicht zu glauben, daß die nächste Nacht kalt sein werde. Ein Thermometer hätte hier noch immer fünfundzwanzig Centigrade gezeigt. Bald loderte ein Feuer zwischen den Steinen am Ufer der Einbuchtung auf, das nur für Küchenzwecke, nämlich zum Braten eines Sassabysviertels, angezündet worden war. Diesmal hätte Llanga vergeblich nach Mollusken gesucht, um in die Mahlzeit Abwechslung zu bringen, oder nach Bananen, um das Wasser aus dem Rio Johausen schmackhafter zu machen, denn »trotz eines Anklingens an den Namen« – bemerkte Max Huber – erinnerte es in keiner Weise an den Johannisberger des Fürsten Metternich. Dafür konnte man sich wenigstens in gleicher Weise, wie am Abend vorher, der Moskitos erwehren.
    Halb acht Uhr war es noch nicht völlig dunkel. Auf dem Wasser des Flusses spiegelte sich ein schwacher Lichtschein, und Haufen von Gesträuch und anderen Pflanzen, sowie einzelne Stämme, die vom Ufer losgerissen sein mochten, trieben auf dem Rio daher.
    Während John Cort, Max Huber und Khamis Lagerstätten zurecht

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